Essen. . Wenn’s um die Stadtfinanzen geht, hält das NRZ-Bürgerbarometer Überraschendes parat: Jeder zweite Essener spürt bislang keinerlei Einschränkungen in seinem Alltag. Es scheint sogar ein weit verbreitetes Verständnis der Bürger dafür zu geben, den Gürtel, auch den eigenen, enger zu schnallen.

Sind das jetzt blühe Landschaften da draußen oder ist es die Brache nach einem Kahlschlag? Wohl keine Antwort hat uns beim repräsentativen NRZ-Bürgerbarometer so überrascht, wie die auf folgende Frage: „Essen hat sich einen strikten Sparkurs verordnet, um die Stadtfinanzen wieder in den Griff zu bekommen. Fühlen Sie sich dadurch in Ihrem Alltag eingeschränkt?“

Nahezu jeder zweite der 521 Befragten schüttelt da mit dem Kopf: „Nein, überhaupt nicht.“ Zählt man die 15 Prozent der nächst höheren Stufe dazu, kommt man auf eine Zwei-Drittel-Mehrheit derer, die Panikmeldungen aller Art mit einem Achselzucken parieren. Sparkurs? Welcher Sparkurs? Dabei liegt der Anteil derer, die sich durch Sparmaßnahmen eingeschränkt sehen, nördlich der A40 nur minimal höher als südlich der Autobahn.

Nur jeder 20. empfindet Einschränkungen als sehr deutlich

Auch zwischen Frauen und Männern gibt es keine bemerkenswerten Unterschiede, eher schon in den verschiedenen Altersgruppen: Am ehesten spürbar ist der Sparkurs für die 30- bis 39-Jährigen und die jeweils ältere und jüngere Dekade. Am ehesten unbeeindruckt zeigen sich die ganz Jungen (14 bis Jahre) und die Generation von 60 Jahren an aufwärts.

Von der anderen Seite betrachtet bedeutet das: Nur jeder 20. Essener (also 5 %) empfindet die Einschränkungen im eigenen Alltag als „sehr deutlich“, weitere neun Prozent immer noch als deutlich.

Weit verbreitetes Verständnis der Bürger

Wohlgemerkt: Das bedeutet ja noch keineswegs, dass die jeweils Befragten die entsprechenden Sparvorschläge rundheraus ablehnen. Schließlich geht mancher in der Politik davon aus, dass es ein weit verbreitetes Verständnis der Bürger dafür gibt, den Gürtel (auch den eigenen) enger schnallen zu müssen.

Und was sagt einer der schärfsten Kritiker des städtischen Sparkurses, der Altenessener Bürgerbegehrens-Initiator Patrik Köbele, zu den Umfrage-Ergebnissen? „Ich bin ehrlich gesagt nicht überrascht, denn die personellen Einsparungen wirken sich ja erst 2013 und 2014 richtig aus, dann wird es eng.“

Wir legen es uns auf Termin.