Essen.

Der Emissions-Rucksack jedes Esseners wiegt 8,28 Tonnen. So viel Kohlendioxid hat die Essener Bevölkerung im Jahr 2009 pro Kopf erzeugt. Klingt viel; ist auch noch viel zu viel, um die ehrgeizigen Klimaschutzpläne einzuhalten. Dennoch sagt Umweltamtsleiter Matthias Sinn: „Das ist eine gute Bilanz.“

Sein Amt hat die Kohlendioxid-Bilanz fortgeschrieben, die 2010 zum ersten Mal berechnet worden ist. Diese Bilanz hat vielerlei Schwächen. Viele Parameter liegen für Essen gar nicht vor und mussten aus den bundes- und landesweiten Werten herunter gerechnet werden.

Trimet-Aluhütte nicht eingerechnet

Bestimmte Emissionen und chemische Prozesse in der Atmosphäre sind nicht eingerechnet. Viele Werte stehen erst mit Jahre langer Verspätung zur Verfügung. Deshalb kann Sinn jetzt auch erst den Vergleich zwischen 1990 und 2009 vorlegen. Und: Die CO2-Produktion der Trimet-Aluhütte ist nicht eingerechnet, obwohl der Betrieb Essens größter Stromverbraucher ist mit einem Anteil von bis zu 45 Prozent am Gesamtstrombedarf.

Das hat zwei methodische Gründe: Zum einen schwankt der Trimet-Strombedarf so stark, dass er die Bilanz verfälschen und alle anderen Trends überlagern würde. Zweitens leisten die leichten Trimet-Produkte einen großen Beitrag zur Energieeinsparung etwa im Auto- oder Flugverkehr. Der müsste dem Verbrauch gegen gerechnet werden.

Pro-Kopf-Verbrauch unter NRW- und Bundesschnitt

Mit dem Pro-Kopf-Verbrauch und dem Rückgang des CO2-Ausstoßes von 23 Prozent liegt Essen deutlich unter den Mittelwerten für NRW und dem Bundesdurchschnitt. Deshalb ist die Bilanz in den Augen Sinns eine gute: „Sie zeigt, dass deutlich etwas in Bewegung gekommen ist.“

Selbst wenn der Trimet-Ausstoß für 2009 mitgerechnet werde, liege die Pro-Kopf-Emission mit 9,45 Tonnen CO2 immer noch unter dem Bundes- und Landesdurchschnitt. Allerdings hat auch diese Berechnung ihre Tücke: 2009 hatte Trimet seinen Krisen-Umsatzeinbruch.

Verbrauchs- und Verhaltensänderungen

Der Rückgang des Treibhausgas-Ausstoßes pro Kopf führt Sinn zurück auf Verbrauchs- und Verhaltensänderungen, auf die Verdrängung von Erdöl und Kohle durch Erdgas bei der Energieerzeugung und die zunehmende Versorgung der Stadt mit Fernwärme.

Er wird aber nicht ausreichen, die ehrgeizigen Ziele des Klimaschutzes zu erreichen, auf die die Stadt sich selbst verpflichtet hat. Stand 2009 verfehlt die Stadt die Vorgaben des Klimabündnisses europäischer Städte um rund 12 Prozent, hat das Umweltamt ausgerechnet. Es bleibt noch viel zu tun.