Essen. In Kürze sollen Kunden der Stadtwerke erfahren, wie viel teurer ihr Strom letztlich sein wird. Das Angebot der Stadtwerke bleibt im Vergleich mit anderen Versorgern deutlich teurer. Je nach Tarif könnten Stromkunden beim Wechsel bis zur Hälfte sparen. Gekündigt habe nach Angaben des kommunalen Versorgers bisher aber kaum jemand.

In Kürze sollen Kunden der Stadtwerke erfahren, wie viel teurer ihr Strom letztlich sein wird. Mitte Dezember hatte das mehrheitlich der Stadt gehörende Unternehmen angekündigt, seine Strompreise um rund 15 Prozent anzuziehen. Ein Haushalt mit 2000 kWh/Jahr müsste mit Mehrkosten von 85 Euro rechnen.

Da nun aber Abgaben an die Bundesnetzagentur geringer ausfallen werden als gedacht, könnten die Kunden der Stadtwerke minimal geringer belastet werden. „Wir werden Mitte Januar über die genauen Preisanpassung informieren“, sagt Stadtwerke-Sprecher Dirk Pomplun. Wahrscheinlich wird es sich aber lediglich um Cent-Beträge handeln, die Kunden gegenüber der angekündigten Preissteigerung sparen könnten.

Stadtwerke-Angebot deutlich teurer

Damit bleibt das Angebot der Stadtwerke im Vergleich mit anderen Versorgern deutlich teurer. Je nach Tarif könnten Stromkunden beim Wechsel bis zur Hälfte sparen. Gekündigt habe nach Angaben des kommunalen Versorgers bisher aber kaum jemand. „Es gibt immer einige Kunden, die preissensibel sind und wechseln. In diesem Fall sind es aber weit unter 100.“

Bisher waren die Stadtwerke mit ihren Tarifen im Mittelfeld. Seit Mai 2009 bieten sie Privat- und Geschäftskunden Strom an. Bereits zum 1. Januar 2011 waren die Preise um fast zehn Prozent bzw. 2 Cent pro Kilowattstunde angezogen worden. Das hatte je nach Verbrauch zwischen 30 Euro und 140 Euro ausgemacht. Damals waren höheren Abgaben für erneuerbare Energien als Grund genannt worden, diesmal seien es Kosten durch den Atomausstieg.

Kritik von Verbraucherschützern

"Dafür berechnen wir keine Zählergebühr, was uns viele Kunden zu Gute halten." Auch zehren die Stadtwerke davon, dass sie den meisten Essenern bekannt und direkt vor Ort sind, glaubt Sprecher Pomplun. „Die Gefahr, dass wir uns mit der Preiserhöhung ins Aus bugsieren, sehe ich nicht.“

Verbraucherschützer kritisieren derweil, dass die Stadtwerke in ihrem Kundenschreiben Mitte Dezember das Sonderkündigungsrecht nicht erwähnt hatten. „Darauf muss hingewiesen werden“, sagt der Jurist Jürgen Schröder.

Tarifkunden können im Fall einer Preiserhöhung innerhalb einer Frist von vier Wochen zu einem neuen Anbieter wechseln. Der Hinweis habe, so Schröder, laut Gesetzesvorgaben in der Kundeninformation aufzutauchen. Stadtwerke-Sprecher Pomplun sieht das anders: „Unsere Kunden können grundsätzlich innerhalb eines Monats kündigen, das weiß jeder bei Vertragsabschluss. Bei einer so flexiblen Kündigungszeit braucht man den Hinweis auf das Sonderkündigungsrecht nicht.“

Stromversorgung noch Pilotprojekt

Der Verbraucherzentrale NRW liege mindestens ein Schreiben vor, in dem sich ein Stromkunde der Stadtwerke über die erneute Preissteigerung beschwert, so Schröder.

Noch immer ist die Stromversorgung bei den Stadtwerken ein Politprojekt. In den kommenden zwei Jahren will man bewerten, ob sich das Geschäft mit dem Strom lohnt. Dann werde letztlich entschieden, ob es ein dauerhaftes Angebot werden könne, sagt Pomplun. „Bisher sind wir mehr als zufrieden.“ Man habe mehr Kunden gewinnen können, als erwartet worden war.