Essen. Der stetige Rückgang an landwirtschaftlich genutzter Fläche schadet auch den Bürgern, klagen die Landwirte in Essen. Sie fordern die Politiker auf, zu handeln. Denn regional erzeugte Produkte sind hochwertig.
Die diesjährige Ernte war erfolgreich und ist fast abgeschlossen; Mais und Rüben seien zwar noch draußen, aber auch die würden bestimmt gut werden. Laut Landwirt Christoph Ridder könne man nicht klagen. Das symbolisiert auch der prall gefüllte Erntedankkorb, den der Landwirt aus Kray gemeinsam mit seinen Kollegen aus anderen Stadtteilen Bürgermeister Rudolf Jelinek überreicht.
Die Übergabe des Korbs: Eine gute Gelegenheit für die Mitglieder des Rheinischen Landwirtschaft-Verbands ein Gespräch mit dem Vertreter der Stadt zu führen. Man mache sich schließlich Gedanken darüber, wie lange die Erntedankkörbe noch so voll sind.
1800 Hektar Ackerfläche
Bei Kaffee und Schnittchen wird recht schnell klar wo der Schuh drückt. „Wir sind nur zu 15 Prozent Eigentümer der Flächen, die wir bewirtschaften“, beklagt Christoph Ridder. Alles andere gehöre zum Beispiel der Stadt, Erbengemeinschaften oder Gesellschaften. Waren es 1978 noch 2400 Hektar, verfügen die Essener Landwirte heute nur noch über 1800 Hektar. Ein stetiger Rückgang der Ackerflächen, der sogenannte Landfraß, schade nicht nur in erster Linie den Landwirten, sondern eines Tages auch der Stadt und ihren Bürgern.
Man müsse über Generationen hinaus denken, ruft Marcel Terhardt, Geschäftsführer der Kreisbauernschaft, auf. Außerdem bedeute eine ständige Bebauung nicht nur den Verlust an Landwirtschaftsfläche, es sei auch ein Eingriff in die Natur, in die sich doch gerade Stadtmenschen gern begeben.
Menschen sollen Gedanken über Essen machen
Außerdem, so merkt Einhart im Brahm von der Ortsbauernschaft Kettwig an, sollten sich die Menschen mal Gedanken darüber machen, wie und womit sie ihre Teller voll machen. Terhardt stimmt im Brahm zu: „Lebensmittel, die vor Ort produziert werden, müssen keine langen Transportwege zurücklegen“. Somit handele es sich bei regionalen Produkten um hochwertige Lebensmittel.
In Deutschland herrsche schließlich ein hoher Qualitätsstandard. An dieser Stelle erwähnt Terhardt natürlich das aktuelle Beispiel mit den Tiefkühl-Erdbeeren aus China, die mit Noroviren infiziert waren. Rudolf Jelinek hat die Problematik erkannt und zeigt Verständnis für die Sorgen der Landwirte. Von der konventionellen Landwirtschaft halte er persönlich viel, leider sei das aber auch immer eine Frage des Geldes. Nicht jeder könne sich diese Produkte erlauben.
Ein Teufelskreis, wie im Brahm findet: „Es werden Flächen bebaut, weil unsere Teller ja voll sind.“ Schuld daran seien die großen Discounter, die das Obst und Gemüse zum Schleuderpreis raushauen. Man müsse die heimischen Produkte einfach mal wieder wertschätzen, appelliert im Brahm.
Zum Ende der Gesprächsrunde sind die Schnittchen verzehrt und der Kaffee ist auch leer. Was bleibt ist das Versprechen des Bürgermeisters sich zeitnah noch einmal zusammen zu setzen und nach Kompromissen zu suchen, wie die Stadt sich weiterentwickeln kann – und zwar ohne, dass dafür Ackerland weichen muss.