Essen. Lange Wartezeiten, lange Bearbeitungszeiten, lange Warteschleifen am Telefon: Das Jobcenter Essen hat auch fast neun Monate nach dem Wechsel in die Hoheit der Stadt mit massiven Problemen zu kämpfen. Die Verwaltung räumt ein, dass Normalität wohl erst Anfang nächsten Jahres eintritt.
Die Stadt hat die Probleme im Jobcenter noch immer nicht im Griff. Insider bestätigen der WAZ, dass es weiter lange Wartezeiten gibt, dass die Ausgabe von Leistungsbescheiden Wochen dauert und dass das Jobcenter unter der zentralen Rufnummer kaum erreichbar ist. Dennoch spricht die Verwaltung in einem ersten Statistikbericht davon, dass sich die Arbeit des Jobcenters seit Mai/Juni verbessere. Eine entsprechende Auswertung legte der Beigeordnete Peter Renzel jetzt dem Sozialausschuss vor.
Zum Jahresbeginn hatte die Stadt das Jobcenter in ihre Regie übernommen mit dem Anspruch, Hartz-IV-Empfänger schneller in Arbeit zu bringen und so auch den städtischen Haushalt zu entlasten. „Die Leistungsempfänger tragen nun die Umstellungsprobleme, die zum Teil existenzbedrohend sind“, beklagt Waltraut Steuer vom Verein BG45 Hartz4-Netzwerk Essen, der Arbeitslosengeld-II-Empfänger in Rechtsfragen berät. Auch Steuer weiß aus Berichten von Betroffenen: „Es braucht Tage, bis man jemanden ans Telefon bekommt.“
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Postrückstand kaum abgenommen
Besonders problematisch findet sie, dass es nach wie vor Wochen dauert, bis ein Leistungsempfänger einen Bescheid bekommt. „So lange kann man auch keinen Widerspruch einlegen.“ Sozialdezernent Renzel räumt ein, dass es wohl noch bis Jahresende dauern wird, bis der Betrieb wieder wie vor dem Wechsel läuft. „Wir sind in einem Übergangsjahr.“ Er spricht von aktuell 30 000 Postrückständen - damit hat sich seit Mai nichts gebessert. Renzel hofft jedoch, dass sich mit der neuen Software, die nun laufe, der Postberg abbauen lässt. Das Telefonproblem soll sich mit einer neuen Anlage erledigen, die zunächst für Sommer angekündigt war, jetzt im Herbst kommen soll.
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Trotz aller Probleme sieht Renzel die Behörde auf dem richtigen Weg, verweist dabei auf den Statistikbericht: Demnach kamen von Mai bis Juli Monat für Monat mehr Hartz-IVler in Arbeit, nahm die Zahl der Langzeitbezieher und der arbeitslosen Alleinerziehenden ab.
Weniger Geld für Eingliederung
Zahlen aus nur drei Monaten sind jedoch wenig aussagekräftig. Das räumt Renzel ein. Denn andere Zahlen stellen dem Jobcenter kein überzeugendes Zeugnis aus: Im Juli gab es mit rund 30 000 etwa 2500 Arbeitslose mehr als vor einem Jahr, bei den Bedarfsgemeinschaften gab es ein Plus von 500. Auch die Zahl der Langzeit-Leistungsbezieher nahm im Jahresvergleich zu. Allerdings muss man einräumen, dass die Stadt dieses Jahr weniger Geld vom Bund für die Eingliederung von Arbeitslosen bekommen hatte. 2013 werden es noch mal weniger Mittel sein.