Essen. Die Stadt muss am Personal sparen und das in allen Bereichen. Geht es nach der Verwaltung, soll im „Familienpunkt“ eine Stelle abgebaut werden. Außerdem soll die Anlaufstelle zum Kennedyplatz umziehen.

„Essen. Großstadt für Kinder“ lautet der Leitspruch im städtischen Jugendamt. Doch geht’s nach der Verwaltung, ist nächstes Jahr Schluss damit – zumindest am I. Hagen 26. Dort ist seit März 2009 der „Familienpunkt“ des Jugendamts zu Hause, bietet Eltern und Kindern Informationen zu nahezu allen Fragen rund um die Familie. Die Mitarbeiter im Familienpunkt sind dabei eine Art In­fozentrale und Navi durch das große Angebot für Kinder und Eltern in der Stadt. Doch genau hier liegt das Problem; eine von neun Stellen (darunter einige in Teilzeit) ist zu viel und soll im Rahmen des Aufgabenkritikverfahrens der Verwaltung eingespart werden – wenn denn der Stadtrat diese Kürzung als eine unter vielen absegnet. Und wenn man schon mal dabei ist, den Rotstift anzulegen, warum nicht ebenso bei den Räumlichkeiten in der Innenstadt.

Umzug an den Kennedyplatz

„Aufgeben wollen wir den Famili­enpunkt natürlich nicht, nur den aktuellen Standort“, sagt Jugendamtsleiterin Christina Bäuerle. 12 bis 15 Besucher kämen im Schnitt pro Tag vorbei. Bäuerle: Das ist „quantitativ nicht wirklich eine Menge.“ Die Anlaufstelle soll daher umziehen, nur wenige Meter weiter an den Kennedyplatz 5, wo sich heute bereits der „Bildungspunkt“ befindet. Und wo noch etwas Platz für ein paar weitere Schreibtische sein soll. Betreiber der Essener Anlaufstelle rund ums Thema Weiterbildung ist neben dem Verein „Weiterbildung im Revier“ (WIR) sowie der Universität Duisburg-Essen auch die Stadt Essen. Bäuerle: „Wir informieren dort zum Beispiel Jugendliche, die eine Zeit lang ins Ausland wollen, während oder nach der Schulzeit. Warum sollen wir dort nicht Informationen für Familien anbieten, wie zu frühkindlicher Bildung“. Synergien schaffen, laute das Ziel.

Ein Schwerpunkt der Arbeit im Familienpunkt sei weiter, Familien über Betreuungsformen für ihre Kinder zu informieren und Bedarfsmeldungen entge­gen zu nehmen. Wer Probleme dabei hat, einen Platz für sein Kind in einem Kindergarten zu finden, sei dort genau richtig. „Wir helfen, dass der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz umgesetzt wird“, sagt Bäuerle. Zudem beantworten die Mitarbeiter Fragen zu den Babybesuchsdiensten, zum Kinderbetreuungspass sowie dem Ferienspatz, zu Kinder- und Jugendbeteiligung, Erziehungsberatung und Kinderrechten, zu Elternbriefen, Kultur-, Sport- und Freizeitangebote und ebenfalls zur Familienbildung. „Einen Beruf auszuüben und sich weiterzubilden ist natürlich nur möglich, wenn Väter und Mütter eine Kinderbetreuung realisieren können. Von daher gehen viele unserer Angebote mit de­nen im Bildungspunkt einher“, so Christina Bäuerle und weiter: „An dieser Stelle ist Aufgabenkritik nicht einschneidend, sondern bietet zugleich eine große Chance.“

Dem kann sich WIR-Vorstandssprecherin Ulrike Lehmann-Pépin nur anschließen: „In Familien sind oft auch ältere Jugendliche, arbeitslose Väter oder Mütter, die es in Sachen Weiterbildung zu beraten gilt. Je mehr Leute zu uns kommen, desto besser ist es – vor allem wenn sie rausgehen und wissen: Sich weiterzubilden, geht auch mit Kind.“ Lehmann-Pépin hofft, dass so der Bildungspunkt noch bekannter wird.

Familienpunkt in Zahlen

Wie wurde der Familienpunkt am I. Hagen seit seiner Eröffnung im März 2009 angenommen? Das Jugendamt der Stadt Essen liefert Zahlen auf diese Frage: Im Jahr 2010 zählten die Mitar­beiter 12.469 Anfragen – 9728 telefonische und 2741 persönliche. Im vergangenen Jahr waren es bereits 13.587, Anfragen – davon 10.272 per Telefon und 3315 vor Ort im Familienpunkt. Bis zum Stichtag am 3. August zählte das Amt fürs laufende Jahr 7957 Anfragen, davon 6280 per Telefon sowie 1677 vor Ort.