Essen. . Als Friedrich Sintermann aus dem Zweiten Weltkrieg zurück war, saß er im Rollstuhl, war ab der Hüfte gelähmt. Doch Sintermann gab nicht auf. Die Trophäen ihres Mannes, der 1960 in Rom als ältester Teilnehmer der Stoke Mandeville Games im Schwimmen eine Goldmedaille errang, hält Bärbel Sintermann in Ehren.

Ein lebensfroher, sportlicher Mann, voller Pläne war Friedrich Sintermann, als er zum Kriegsdienst eingezogen wurde. Doch als er 1942, nach einem Aufenthalt in einem Dresdner Lazarett, aus dem II. Weltkrieg zurückkehrte, hatte sich sein Leben grundlegend verändert. Friedrich Sintermann saß im Rollstuhl, war ab der Hüfte gelähmt. Seinen Beruf als Stahlformer bei Krupp konnte er damit nicht mehr ausüben, an den Besuch der Ingenieursschule, zu der er sich noch vor dem Kriegsdienst angemeldet hatte, war nicht mehr zu denken.

Doch Sintermann gab nicht auf und verlor trotz der Einschränkung weder seine Zielstrebigkeit, noch seine Lebensfreude. Hatte er vor dem Krieg Fußball bei Schwarz-Weiß Essen gespielt und seinem Hobby, dem Reiten, gefrönt, so begann er als Versehrtensportler mit dem Rollstuhltischtennis und schwamm mit so großem Erfolg, dass er 1954 als Kapitän der deutschen Mannschaft der Querschnittsgelähmten ins englische Stoke Mandeville reiste. „Damals hat man die Sportler mit Militärmaschinen nach England geflogen“, sagt seine Witwe.

Zigarrengeschäft am Alfredusbad

„Mein Mann hat mit sehr großem Erfolg mehrmals teilgenommen“, erinnert sich Bärbel Sintermann. Erinnerungen, die seiner Witwe durch die paralympischen Sommerspiele in London, die vergangenen Sonntag zu Ende gingen, wieder besonders präsent waren. „Aus den Stoke Mandeville Games sind schließlich die Paralympics hervor gegangen.“ Die Trophäen ihres Mannes, der 1960 in Rom als ältester Teilnehmer der Stoke Mandeville Games im Schwimmen eine Goldmedaille errang, hält Bärbel Sintermann in Ehren. Ein Album hat seine Witwe angelegt, das zeigt, wie zupackend und dynamisch Sintermann trotz der Lähmung war. „Weil er nicht mehr als Stahlformer arbeiten konnte, hat mein Mann am Alfredusbad ein Zigarrengeschäft betrieben.“

Mit Zähigkeit habe er daran gearbeitet, seine Selbstständigkeit zu erhalten – und auszubauen. „Er hatte eine Quetschung, aber das Rückenmark war nicht zertrennt“, sagt Bärbel Sintermann, „so hat er es geschafft, dass er mit Gehhilfen zumindest 50 Meter weit laufen konnte.“ Auch weite Reisen unternahm das Ehepaar. „Wir haben in der Gruga ein Kind mit einem Dreirad gesehen. Da haben wir sofort gedacht, dass das die Lösung sein könnte.

Mit dem Dreirad in den USA

Fortan war Sintermann mit dem Dreirad mobil, „das haben wir sogar mit in den Urlaub nach Kalifornien genommen.“ Dass dem Behindertensport bei den jetzt zu Ende gegangenen paralympischen Sommerspielen in London so große Aufmerksamkeit zu Teil wurde, erfüllt Bärbel Sintermann mit Genugtuung. Weiß sie doch aus eigenen Erlebnissen, welch immense Anstrengungen Versehrte in Kauf nehmen müssen, um sportliche Leistungen zu erzielen und vor allem, wie wichtig der Erfolg ist.

Bunter Abschluss der Paralympics mit Coldplay

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Erfahrungen, die Friedrich Sintermann auch anderen Sportlern mit Handicap ermöglichen wollte. „Hier in Essen hat mein Mann mit anderen eine Behindertensportgruppe gegründet. Dafür hat er sich lange Jahre sehr eingesetzt.“ In einer selbstlosen Geste verzichtete Sintermann dafür sogar auf die Teilnahme an den Stoke Mandeville Games 1964 in Tokio. „Denn mein Mann fand es richtig, den jüngeren Sportlern den Vortritt zu lassen.“

Die ersten Stoke Mandeville Games fanden 1948 als Sportwettbewerb für Kriegsversehrte statt. Daraus gingen die Paralympics hervor, die erstmals 1992 organisatorisch mit den Olympischen Sommerspielen stattfanden.