Essen-Bergerhausen. Tiran Mkrtschjan vom Recover Fight Club in Bergerhausen kämpft am Samstag auf Malta um das Amt des Europameisters im Supermittelgewicht des Verbandes WBU.

Nein, Tiran Mkrtschjan, der Mann mit dem unaussprechlichen Namen, ist kein gewöhnlicher Boxer. Mit ruhiger, fast leiser Stimme erzählt er von seiner bisherigen Laufbahn. Europameister im Kickboxen. Deutscher Meister im Thaiboxen. 60 Kämpfe bei den Amateuren. Sieben Kämpfe bei den Profis im Supermittelgewicht (für Boxer bis 76,203 Kilo), davon fünf Siege und zwei Unentschieden. Doch der 26-jährige Essener ist nur in seinem Wesen zurückhaltend – sein Ziel ist nichts Geringeres als die Weltmeisterschaft. Um dafür den Weg frei zu machen, kämpft er am Samstag auf Malta um den WBU-Europameistertitel im Supermittelgewicht gegen den Bonner Daniel Knieps. Kein leichter Gegner angesichts von 29 Siegen und einer Niederlage auf dessen Konto.

Kämpferblut geleckt

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Vor drei Jahren kam Tiran Mkrtschjan zum Recover Fight Club an die Max-Keith-Straße. Kämpferblut hatte er da schon lange geleckt. „Als Jugendlicher war ich übergewichtig, brachte mehr als 100 Kilo auf die Waage. Da haben mich meine Eltern zum Sport getrieben“, erinnert sich Mkrtschjan. Er versucht es erst mit Fußball, verliert daran aber schnell die Lust. Zunächst im Kickboxen, dann im Boxen findet er schließlich seine Passion. Nach dem Abitur beginnt Mkrtschjan ein Lehramtsstudium, etwas Solides. Dann entscheidet er sich, sein Hobby zum Beruf zu machen und beginnt, den steinigen Weg des Profi-Boxers zu gehen. „Ich wollte mich einfach nie fragen ‚Was wäre wenn?’“, begründet er seinen Schritt.

Im Recover Fight Club ist er selbst Trainer und hat mit Andreas Büdeker und Sükrü Aksu gleichzeitig seine Meister gefunden. „Tiran ist blitzschnell und ein Arbeitstier. Wir haben seine Taktik jetzt etwas umgestellt. Er geht jetzt offensiver nach vorne und arbeitet mehr mit der Führhand. Damit hat er beim letzten Vorbereitungskampf seinen Gegner in der zweiten Runde auf die Bretter geschickt“, lobt Büdeker, der dem jungen Talent eine gute Chance auf den Titel einräumt. Für die Feinarbeit ist seit einem Vierteljahr Trainer Sükrü Aksu zuständig.

„In nicht allzu ferner Zukunft steigt Tiran gegen Felix Sturm selbst in den Ring“

Kämpfen mit Niveau

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    Harte Monate liegen hinter Mkrtschjan, der mitten in der Vorbereitung im Februar einen herben Rückschlag erlitt. „Ich war in Hochform“, erzählt er, „dann habe ich mir beim Hobby-Kicken den Ellbogen gebrochen.“ Fünf Wochen lang war der 26-Jährige außer Gefecht gesetzt und musste sich lange Zeit wortwörtlich durchboxen, um den Trainingsrückstand wieder aufzuholen. Mehrmals laufen, Sparring, selbst Trainingskurse geben: Zuckerschlecken sieht anders aus.

    Dass sich der Einsatz auszahlt, zeigte Mkrtschjan bereits im vergangenen Jahr, als er im Vorprogramm von Felix Sturm boxte – der Kampf zwischen dem Essener und Salvatore Vancardo endete unentschieden. Andreas Büdeker, der den Fight Club in Bergerhausen seit 2008 betreibt, glaubt fest an das Talent aus seiner Schmiede: „In nicht allzu ferner Zukunft steigt Tiran gegen Felix Sturm selbst in den Ring. Die Voraussetzungen dafür erfüllt er.“