Essen-Kettwig. Die XIV. Paralympischen Spiele sind vorbei. Sie endeten am Sonntagabend mit einem furiosen Schlussfest. Athleten und Zuschauer feierten gemeinsam das Ende einer Veranstaltung, die die grandiosen Leistungen von Sportlerinnen und Sportlern mit Behinderungen in den Mittelpunkt stellte - raus aus dem Abseits, raus aus dem Schubladendenken.
Marius Luxen ist mittendrin. Schon lange. Eine generalisierte Entwicklungsstörung und eine geistige Behinderung werden dem 16-Jährigen attestiert. Und er ist irgendwie der Star beim Schwimmverein Kettwig 07. Weil er ein toller Sportler ist und ein toller Mensch.
Seit zehn Jahren ist er im Verein. Erst Nichtschwimmer, dann Leistungssportler. Im Frühjahr wurde er bei den Special Olympics in München Bundessieger über 50 Meter Kraul. 0:42 Minuten lautete seine Zeit. Und mit 0:46 landete er in der Disziplin 50 Meter Brust auf dem zweiten Rang.
Marius Luxen ist nicht nur schnell, sondern auch ehrgeizig. Im Wasser allemal. Und auch im Unterricht. Er besucht die Helen-Keller-Schule im Essener Norden. Klassenbester ist er, und „ich mag eigentlich alle Fächer. Auch Mathematik.“ Außerdem ist er Fan des FC Bayern München und liebt den Fußball-Tipp auf der Homepage des Kettwiger Schwimmvereins. Dass Marius ein bisschen anders ist als andere Jugendliche, merkt im Verein schon lange keiner mehr. Er ist anders. Fröhlich, charmant, schlagfertig. Und wie ist das Verhältnis zu seinem Trainer? Günther Knoch hört aufmerksam zu, als Marius erklärt: „Günther ist zwar streng, aber nicht so streng, dass man denken könnte, ‘was ist das denn für einer?’...“
Fürs Schwimmen hat sich Marius entschieden, „als ich zum ersten Mal das Wasser gefühlt habe. Da habe ich gemerkt, dass das was für mich sein könnte.“ Zweimal anderthalb Stunden trainiert er pro Woche beim SV Kettwig („am Verein liebe ich die Zuverlässigkeit“) und noch einmal zusätzlich in seiner Schule.
Marius bestellt sich im Schwimmbad-Café eine Sprite - „auf den Deckel meines Vaters“. Und Günther Knoch lächelt. Er denkt gerade an eine Fahrt mit dem Verein nach Aurich. „Spät am Abend treffe ich Marius auf dem Flur. Und was machte er da? Er suchte jemanden, der Lust hatte, mit ihm eine Gummibärchen-Party zu feiern.“
Die Paralympics 2012 sind beendet. In vier Jahren finden die Spiele in Rio de Janeiro statt. Man darf ja mal träumen...