Essen. .
Das Fazit von NRW-Verkehrsminister Michael Groschek fällt - nicht überraschend - positiv aus: „Die Modernisierung der Bahnstationen an der S-Bahnlinie S6 kommt gut voran.“
Es hätte verwundert, hätte Groschek, der neben seinem Ministerposten Konzernbevollmächtigter der Deutschen Bahn für NRW ist, die Pleiten-, Pech- und Pannen-Serie um den Schienenersatzverkehr während der sechswöchigen S6-Stillstandszeit zum Abschluss der Bauarbeiten noch einmal thematisiert.
Blick nach vorn
Aber nun fährt die S-Bahn wieder, blicken wir also nach vorn – auf immerhin drei verschönerte Essener S-Bahnhöfe in Stadtwald, Werden und Kettwig. Die Bahnsteige sind auf 96 Zentimeter angehoben und gepflastert, Beleuchtungsanlagen und Wegeleitsysteme sind neu. Im kommenden Jahr sollen Aufzüge nachgerüstet und damit der Weg zum Zug auf der S6-Strecke endgültig barrierefrei gestaltet werden.
Zwei Lifte, je einen pro Fahrtrichtung, bekommen Werden und Kettwig. Nur einen wird es in Stadtwald geben. Was kennzeichnet, am seit Monaten schwelenden Zank um ein Stück Privatgelände hat sich nichts geändert.
Blick zurück ins Jahr 1991
Vor rund 20 Jahren verkaufte die Bahn das alte Bahnhofsgebäude an der Linie S6 in Stadtwald nebst Grundstück an eine Gruppe von 75 Kapitalanlegern. Die bauten auf der Fläche das Arkanum Seniorenzentrum „Ahorn-Residenz“. Seither wirbt man damit, den Senioren Mobilität zu ermöglichen, weil der Zugang zum Bahnhof ja direkt auf dem Residenz-Gelände liegt.
Das könnte für Menschen mit Rollstuhl, Gehhilfe und Rollator bestens sein – müssten sie nicht eine Treppe hinunter gehen, um zum Bahnsteig zu gelangen. Da wirkte die Ankündigung des Aufzugbaus wie die Lösung – doch im Gespräch mit den Kapitalanlegern wollte der Stein nicht so recht ins Rollen kommen.
Bahn benötigt Wegerecht
Die Bahn benötigt von den Kapitalanlegern Wegerecht auf einem kurzen Gartenstück, um einen Weg zum Aufzugschacht bauen zu können. Ein Ansinnen, dem nur 50 Prozent der 75 Grundeigentümer zustimmten. Denn: „Die Bahn wollte einmalig 100 Euro an jeden Eigentümer zahlen und dafür ein Wegerecht ins Grundbuch eintragen lassen“, sagt Verwalter Hans-Gerd Killing von der Alba Grundstücksverwaltung. „Aber“, fügt Killing hinzu, „wie soll das gehen? 75 Anleger gibt es, viele wohnen gar nicht in Essen, sondern sehr weit weg. Da müsste jeder für den Grundbucheintrag extra zum Notar gehen. Undenkbar.“
Pachtvertrag über 25 Jahre
Stattdessen boten die Kapitalanleger der Bahn einen Pachtvertrag an. Für rund 300 Euro jährlich über eine Laufzeit von 25 Jahren könne man den Grund, auf dem der Weg verlaufen soll, pachten. „Da hat die Bahn aber abgewinkt. Sie würden prinzipiell nur bauen, wenn ein Grundbucheintrag vorgenommen werde, hat man uns mitgeteilt.“
Der Düsseldorfer Bahnsprecher Dirk Pohlmann will im schwelenden Streit nicht allzu sehr in die Tiefe gehen. „Unsere Juristen haben das geprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass es so, wie die Kapitalanleger vorschlagen, nicht geht“, sagt Pohlmann. Wie es weitergeht? „Wir sind für Gespräche offen, prüfen derzeit aber alle rechtlichen Möglichkeiten, denn uns ist wichtig, zu bauen.“ Und wenn sich keine Lösung findet? Müssen die Bewohner einen Umweg wählen. Mit dem Aufzug zum Gleis Richtung Werden, wo sich’s barrierefrei umsteigen lässt.