Essen. . Die Scheiben am Gebäude der früheren VHS an der Hollestraße sind ein beliebtes Ziel für Steinewerfer. Dreck sammelt sich in den Ecken. Obdachlose finden ein Nachtlager. Ratten tummeln sich rund um die Bus-Haltestelle. Seit 2004 steht das Haus leer. Eine Besserung des Zustands ist nicht in Sicht.

Von zunehmender Rattenpopulation rund um die alte Volkshochschule berichten Anwohner und ÖPNV-Nutzer, die regelmäßig an der Haltestelle Hollestraße umsteigen.

Zwar zeigt sich vor Ort, dass die städtische Immobilienwirtschaft auf den Rattenbefall bereits reagiert hat und Fallen aufstellen ließ, doch damit fällt nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Viel gravierender springt der Verfall des im Jahr 2004 von der VHS aufgegebenen Gebäudes ins Auge.

Die Scheiben waren Ziel für Steinewerfer, Dreck, leere Fast-Food-Verpackungen und Wein-Tetrapaks sammeln sich in den Ecken. Durch das Dickicht des Buschwerks gelangt man in eine windgeschützte Ecke, die augenscheinlich von Obdachlosen als Nachtlager genutzt wird. Ein Schlafsack liegt versteckt zwischen Zweigen, es stinkt nach Fäulnis. Kaum eine Ecke, in der sich nicht Dreck gesammelt hat. Was zweifellos Ratten und anderes Ungeziefer anzieht.

Die Fenster des im Jahr 2004 aufgegebenen VHS-Gebäudes an der Hollestraße sind eingeworfen. Dicke Schlösser hängen vor den Türen. Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Die Fenster des im Jahr 2004 aufgegebenen VHS-Gebäudes an der Hollestraße sind eingeworfen. Dicke Schlösser hängen vor den Türen. Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Dabei sah es vor rund zehn Monaten aus, als würde die Lage sich entspannen. Europaweit war der Standort ausgeschrieben, ein Düsseldorfer Immobilienentwickler bekundete Interesse, an dem Standort, auf dem das aufgegebene PCB-belastete Gebäude steht, ein Bürogebäude mit 12 000 Quadratmetern Nutzfläche errichten zu wollen.

Doch auch fast ein Jahr später ist noch keine Besserung in Sicht. Im Gegenteil bezeichnen Anwohner den Komplex als Schandfleck. „Es ist dreckig und verkommen hier. Definitiv ist das kein gutes Bild für Touristen, die in die Stadt kommen“, sagt ein Anwohner, der seinen Namen nicht nennen möchte. „Der Hauptbahnhof ist aufgehübscht, gegenüber der VHS ist ein tolles Bürogebäude entstanden und wir hatten mal die Hoffnung, dass sich diese Entwicklung auch positiv auf das ganze Viertel auswirken könnte. Doch davon ist nicht viel zu spüren“, sagt der Mann weiter.

Dreckecken: Hinter den Büschen neben dem Eingang der VHS nächtigen offensichtlich Obdachlose. ÖPNV-Nutzer, die regelmäßig an der Hollestraße umsteigen, monieren, der Unrat zöge Ratten an. Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Dreckecken: Hinter den Büschen neben dem Eingang der VHS nächtigen offensichtlich Obdachlose. ÖPNV-Nutzer, die regelmäßig an der Hollestraße umsteigen, monieren, der Unrat zöge Ratten an. Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Im Gegenteil werde es immer schlimmer, wie auch Leser Kurt Dannat berichtet. „Man sieht hier auch tags die Ratten herlaufen, die rennen nicht mal weg, sondern sind zutraulich“, sagt der Rentner. „Es ist einfach eine Schande, wie das Gebäude und die ganze Ecke verkommen.“ Und das beschränkt sich nicht nur auf den Bereich an der Bushaltestelle.

Auch im hinteren Teil der eingezäunten VHS, deren Eingänge verrammelt sind, offenbart sich ein Bild des Grauens. Müllhaufen, Uringestank. Zwar hat die Stadt zugesagt, sich so rasch wie möglich ein Bild vom Ausmaß des Rattenbefalls zu machen und wenn nötig weitere Fallen aufzustellen. Doch dürfte das wenig Sinn machen, wenn der Unrat nicht verschwindet, der die Tiere geradezu anlockt.

Rattenfallen ließ die Immobilienwirtschaft bereits aufstellen; doch dieses Exemplar ist nicht mit Ködern gefüllt und liegt nutzlos zwischen dem Unrat. Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool
Rattenfallen ließ die Immobilienwirtschaft bereits aufstellen; doch dieses Exemplar ist nicht mit Ködern gefüllt und liegt nutzlos zwischen dem Unrat. Foto: Jan Dinter / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Kaum vorstellbar, dass noch vor acht Jahren reger Betrieb in dem Haus an der Hollestraße herrschte, jährlich rund 58 000 Menschen die Kursangebote nutzten. Heute meiden viele die Gegend um das Haus eher. „Wenn ich die Wahl habe, steige ich dort nicht um, sondern fahre lieber über den Hauptbahnhof. Gerade abends ist es hier unheimlich“, sagt eine Passantin.