Essen-Rüttenscheid.. Die Anwohner der Joseph-Lenné-Straße sind sauer - „Grün&Gruga“ ließ die von den Anwohnern vorgenommene Bepflanzung rund um einen jungen Ahorn einfach abmähen. Nun werden in Bezug auf das ausführende Subunternehmen Regressansprüche geprüft.
Nachdem in der vergangenen Woche Blumenkübel auf dem Bürgersteig an der Isenbergstraße für Wirbel gesorgt hatten, könnte man an der Joseph-Lenné-Straße nun erneut den Eindruck gewinnen, die Stadt Essen habe etwas gegen bunte Farbtupfer im Stadtbild.
Gemeinsam mit seinen Nachbarn begann das Künstler-Ehepaar Ilse und Ulrich Straeter im vergangenen Sommer, ein Beet rund um das junge städtische Ahorn-Bäumchen an der Ecke Hektorstraße anzulegen. Wo bis vor einer Woche noch Geranien, Silberdisteln und Mohn blühten, herrscht nun braune Tristesse: Im Auftrag von „Grün&Gruga“ hat ein Subunternehmen die Grünfläche um den Baum einfach abgemäht. Kleine Buchsbaumüberreste liegen im Dreck, ein Pflanzschildchen zeugt noch davon, was hier bis vor einer Woche seine Sprossen aus der Erde reckte.
„Das war wie ein Schlag in den Magen“
Ilse und Ulrich Straeter sind fassungslos, war das kleine Blumenbeet für sie schließlich nicht nur Hingucker, sondern auch Gemeinschaftsaufgabe der Nachbarschaft. „Das war wie ein Schlag in den Magen, als wir das gesehen haben“, sagt Ulrich Straeter. Sogar die Rinde des Bäumchens selbst wurde leicht beschädigt. Dabei hat der Ahorn ohnehin schon eine Problemgeschichte. „Bis heute wissen wir nicht, warum die schön alte Platane, die stattdessen hier bis vor drei Jahren stand, gefällt wurde. Selbst mit Unterstützung des Grünen-Fraktionssprechers Matthias Klahold ist es nicht gelungen, dem Grund für den Kahlschlag auf die Spur zu kommen. Danach wurde nur auf unseren Druck hin hier neu bepflanzt“, sagt Straeter.
„Grün&Gruga“ bedauert den Vorfall: „Leider kommt es immer wieder vor, dass solche Grünflächen kahl geschoren werden. Die Subunternehmen erhalten den Auftrag, Unkraut herauszureißen - gehen dabei aber mitunter etwas zu gründlich zu Werke. Das passiert zwar selten, ist in diesem Fall aber umso bedauerlicher“, sagt Johannes Oppenberg, der bei „Grün&Gruga“ für die öffentliche Grünpflege zuständig ist. Ein Großteil der städtischen Grünpflege würden durch qualifizierte Garten- und Landschaftsbaubetriebe übernommen, erklärt Oppenberg.
Mehr als 1000 Baumpatenschaften im gesamten Stadtgebiet
Die Straeters haben die Patenschaft mittlerweile beantragt und wollen die kleine Grünfläche mit Unterstützung ihrer Nachbarn wieder zum Blühen bringen. Vermutlich bekommen sie dabei sogar Unterstützung von „Grün&Gruga“. „Wir werden uns das vor Ort noch anschauen und dann prüfen, ob wir den Subunternehmer in Regresspflicht nehmen. Dann sorgen wir für Ersatz“, verspricht Johannes Oppenberg. Schließlich begrüße er ein solches bürgerschaftliches Engagement.
Auch vor ihrem Atelier selbst geht Ilse Straeter dem „Guerilla Gardening“, dem wilden Gärtnern, nach. Erst gestern rückten die Essener Entsorgungsbetriebe aus, um Unkraut in der Straße zu jäten. „Passen sie bloß auf, dass sie meine Pflanzen nicht herausrupfen“, warnte die Hobby-Gärtnerin. Die Kapuzinerkresse ist schließlich gerade gut angegangen. „Das sieht doch aus wie Unkraut“, raunt ein EBE-Mitarbeiter noch. In diesem Fall lässt er aber die Finger von den Pflanzen.