Düsseldorf. .

„Der Flughafen muss sich seinen Nachbarn gegenüber fair verhalten.“ Das Statement des Kaarster Bürgermeisters Franz-Josef Moormann (CDU) wird von den rund 300 Demonstranten am Terminal B des Airports Düsseldorf mit Applaus und schrille Pfiffen aus Trillerpfeifen quittiert. Eigentlich sind die laut Genehmigung verboten. Aber die Bundespolizisten, die das Geschehen in gebührendem Abstand verfolgen, drücken Augen und Ohren zu.

Mittendrin in der Kundgebung stecken gut 60 Mitglieder der Kettwiger Ortsgruppe Bürger gegen Fluglärm. Sie verschaffen sich auf ganz andere Art Gehör. Trommeln haben sie im Bus gelassen. Die Kettwiger singen, was sie während der Anfahrt akribisch geprobt haben. „Lasst uns endlich in Ruh’, macht den Airport nachts zu“, heißt es auf die Melodie des Weihnachtslieds „Stille Nacht“. Aber auch: „Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Ruhe klaut.“ Margrit Frei und Irene Sonnenschein hatten sich die Texte ausgedacht.

„Für Nächte ohne Ohropax“

Bezeichnenderweise beginnt ihre Anreise wie ein Flug. „Bitte alle anschnallen“, fordert der Busfahrer und flugs greift jeder zum Beckengurt.

Um Nachtruhe geht es beim bundesweiten Aktionstag, der auch in Köln, Leipzig und München stattfand. Flugverbote zwischen 22 und 6 Uhr. Fluggäste würdigen den Auftritt der Kettwiger mit interessierten Blicken und Beifallsbekundungen. Ob diese nun ehrlich oder höhnisch gemeint sind, muss man wohl dem jeweiligen Gesichtsausdruck ablesen.

Hauptrednerin Bärbel Höhn, ehemals NRW-Umweltministerin und nun stellvertretende Vorsitzende der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Grüne, stellt klar: „Lärm macht krank.“ Niemand stemme sich gegen Flugverkehr. Aber dem Airport als wirtschaftlichem Schwergewicht in der Region Rhein/Ruhr ließe man schlicht zu viele Verstöße durchgehen. Dabei komme die Gesundheit der Anwohner zu kurz. „Gebühren für Starts und Landungen müssen sich auch am Lärmaufkommen orientieren“, so Bärbel Höhn.

Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen all jener, die, mit Transparenten in den Händen den Betrieb an den belebten Abflugschaltern tüchtig aufmischen. „Profitgier oder Gesundheit“ und „Für Nächte ohne Ohropax“ ist auf ihnen zu lesen.

„Jeder Gastronom bekommt einen Riesen-Ärger, wenn nach 22 Uhr noch Hochbetrieb in seinem Biergarten herrscht,“ sagt Bärbel Höhn.

Jürgen Weichelt, dem Vorsitzenden der Kettwiger Bürger gegen Fluglärm, geht es vor allem darum, eine „drohende EU-Verordnung“ zu verhindern. „Wenn der Ministerrat im April dieser Vorlage zustimmt, können wir Nachtflugverbote europaweit vergessen“, so seine Befürchtung.

Deshalb hoffen er und seine Mitstreiter, ein machtvolles Zeichen des Widerstands gesetzt zu haben. „Unsere Hoffnung besteht darin, der Politik das Signal zu geben, dass wir uns nicht alles gefallen lassen“, so Weichelt. BfG-Mitglied Edmund Monnard liegt besonders die Gesundheit der Kinder am Herzen, was er mit seinem Transparent verdeutlichen möchte. Gestörter Schlaf könne zu verringerter Lernfähigkeit führen. Entsprechende Untersuchungen dürfe man nicht ignorieren.

Verbesserungen

Der Kettwiger Armin Rahmann bescheinigt durchaus Verbesserungen im Vergleich zu den vergangenen Jahrzehnten. „Früher konnte man im Garten sehen, wann ein Flugzeug Kerosin abgelassen hatte. Das gibt es heute nicht mehr.“ Aber die derzeitige Frequenz von Starts und Landungen, besonders die zahlreichen Ausnahmegenehmigungen bei Verspätungen, überstiegen das Maß des Erträglichen.

Bärbel Höhn und Franz-Josef Moormann sind sich über die Parteiengrenzen hinweg einig. Nächtliche Flüge brächten keine zusätzlichen Arbeitsplätze, selbst wenn das immer wieder behauptet würde. Der Grünen-Politikerin stinken Inlandsflüge ganz besonders. „Die Strecke von Frankfurt nach Düsseldorf kann man viel schneller mit der Bahn zurücklegen“, meint sie und erntet tosenden Applaus mit der Frage: „Warum gibt es eigentlich keine Kerosin-Steuer?“.

Nach einer gute Stunde ist die Kundgebung beendet. Vieles kam nicht zur Sprache, etwa die Schadstoffbelastungen durch den Luftverkehr. Aber die Gruppe aus Kettwig wirkt zuversichtlich. Weichelt: „Wichtig ist, dass unser Anliegen ins Bewusstsein der Öffentlichkeit vordringt.“