Essen. . Ein junger Mann aus Werden ist dem Tempo-Rausch verfallen: Dominik Scherer fährt im „Battle BoyZ Racingteam“. Mit seinem 350-PS-Nissan brettert der Immobilienkaufmann regelmäßig über die großen Rennstrecken der Republik und heimste bei seiner Karriere schon einige Erfolge ein.

Auf die Idee, den Klemensborn oder gar den Bredeneyer Berg mit Tempo 250 hoch zu brettern, käme Dominik Scherer sicher nicht. Der Temporausch hat’s dem Werdener Immobilienkaufmann dennoch angetan: Er ist dem Motorsport verfallen und fährt erfolgreich Rennen – auf fast allen bekannten Raserstrecken des Landes.

Nur eben nicht auf dem Bredeneyer Berg und dem Klemensborn. „Denn das wäre viel zu gefährlich“, sagt er. Außerdem habe sein Auto, ein Nissan 370Z mit 350 Pferdestärken, keine Straßenzulassung. In nur 4,1 Sekunden beschleunigt der schnittige PS-Bolide mit ei­nem maximalen Drehmoment von 380 Newtonmeter und Hinterrad-Antrieb von null auf hundert. Doch nicht immer, wenn der Wagen über eine der großen Rennstrecken der Republik brettert, sitzt Scherer am Steuer. Der 23-Jährige teilt sich den Flitzer mit drei anderen Fahren. Zusammen fahren sie als „Battle BoyZ Racingteam“ beim deutschen Tourenwagen-Cup (German Tourenwagen Cup – GTWC) für Nachwuchstalente. Wie der Werdener zum Motorsport kam, erzählte er der NRZ.

Unterwegs auf abgesperrten Parkplätzen

Angefangen hat alles vor rund elf Jahren, jedoch auf wesentlich kleineren Rennmaschinen. „Mein bester Freund ist Kart gefahren, sein Vater sogar Rennen. Über sie kam ich zum Kartslalom“, erinnert sich Dominik Scherer gut. Auf abgesperrten Parkplätzen ist er unterwegs, fährt Slalom, später auch mit dem Auto. Aus dem

anfänglichen Reinschnuppern in den Motorsport wird rasch mehr. Denn der junge Werdener hat Benzin im Blut. Nur knapp verpasst er Platz Eins beim „ADAC Volkswagen Polo Cup“ im Rahmen der DTM – Deutsche Tourenwagen-Masters – und wird Zweiter bei der Sichtung.

„Mein Ziel war’s schon immer, professionellen Motorsport zu betreiben“, sagt Scherer. Doch der hat seinen Preis. Rund 70.000 Euro hätte er berappen müssen, um weiter mitzufahren. Scherer: „Wäre ich erster geworden, hätte ich umsonst fahren können.“ Und so wird aus dem Traum vorerst nichts, bis er zum „Toyota Yaris Cup” kommt. Dort koste es immer noch etwa 40.000 Euro, um mitzufahren. „Meine Eltern haben mich unterstützt und ich habe mir Sponsoren gesucht“, so Scherer. Aus Budgetgründen ist nach einem Jahr dennoch Schluss. Gesundheitliche Probleme machen ihm zusätzlich das Leben schwer – und Motorsport zu machen unmöglich.

Fahrerische, körperliche und mentale Fähigkeiten

Erst 2010 wendet sich das Blatt – durch einen Zufall. Bei einer Rennfahrersichtung, bei der fahrerische, körperliche und mentale Fähigkeiten bewiesen werden müssen, schaffen es drei Piloten in mehreren Stationen, den Sieg gegen sehr starke Konkurrenz aus Deutschland, Österreich und der Schweiz einzufahren – unter ihnen Basti­an Braun aus Fichtenberg und Thomas Kramwinkel aus Velbert, die gemeinsam mit Dominik Scherer nun das „Battle BoyZ Racingteam“ bilden.

Nissan stellt ihnen einen „370Z“ zur Verfügung, mit dem sie in der aktuellen Saison beim „German Tourenwagen Cup“ (GTWC) mitfahren – eine Rennserie für den Breitensport, die den „kleinen“ Tourenwagen eine Motorsportbühne bietet. Sie ist eine Motorsportplattform für Tourenwagen aller Art. Einzig der Hubraum ist auf maximal 3800 Kubikzentimeter begrenzt.

Drei Reifensätze pro Wochenende

Anders als bei anderen Teams in der Serie teilen sich die drei den Rennwagen. Und die Kosten. „Bei einem Trainingswochenende können schon drei Reifensätze drauf gehen, wenn wir richtig Gummi geben“, so Scherer. Da die Reifen sehr teuer sind, greifen die Fahrer gerne auf gebrauchte zurück – von anderen Teams, die sie sonst wegwerfen würden. „Damit kann man noch gut eine halbe Stunde fahren“, sagt Scherer. Alles sei sehr schmal budgetiert. Fast alle Arbeiten am Fahrzeug nehmen die Fahrer selbst vor, um Kosten zu sparen. Das Fahrwerk ist gesponsert, die Teile gibt es zum Einkaufspreis bei Nissan. Und weil der Wagen nicht versichert ist – „das wär’ zu teuer“ – müssen die Fahrer besonders bei Rennen aufpassen.

Foto: Alok Paleri / Drive&Fun
Foto: Alok Paleri / Drive&Fun

Im Rotationsprinzip wechseln sie sich ab; mal fährt der eine, mal der andere. Ein Rennwochenende kostet um die 2000 Euro; jeder leistet seinen Beitrag – finanziell und durch diverse Tätigkeiten im Hintergrund. Der eine kümmert sich um die Sponsoren, der andere schneidet Videos für die Internetseite, gibt Interviews oder bastelt am Auto, das in einer Werkstatt in Oberhausen steht. „Uns verbindet, dass wir uns alle gerne ans Limit bringen, das Fahrzeug auf einem schmalen Grad bewegen, die Geschwindigkeit und die Technik lieben. Und dass wir erfolgreich sein wollen“, so der Rennfahrer. Mit der Startnummer 82 ist das Team unterwegs und belegt derzeit den zehnten Platz in der Wertung; vier Rennen stehen aus. Angst, dass auf der Strecke mal etwas Unvorhergesehenes passieren könne, habe der 23-Jährige nicht. Scherer: „Wir fahren ja schließlich nicht ganz so schnell wie in der Formel1.“

Mehr über das „Battle BoyZ Racingteam“, die drei Fahrer, ihr Rennfahrzeug und ihre aktuelle Platzierung im „German Tourenwagen Cup“ gibt’s auf www.battle-boyz.de.

Fahren Lernen auf Europas modernster Kartbahn

Wer den Traum hat, später als Profi-Rennfahrer mit Tempo 250 oder große Rennen auf dem Hockenheimring zu fahren, sollte klein anfangen – auf dem Kart. In Bergeborbeck bietet die „Daytona-Kartbahn“ an der Alten Bottroper Straße, die modernste Indoor-Kartbahn Europas, dazu gute Voraussetzungen. Erst vergangene Woche hat Inhaber Ingolf Bojek die Kart-Weltmeisterschaft auf seine Bahn geholt. Sonntags von 14 bis 15 Uhr bietet das Center ein spezielles Training für Kinder bis 14 Jahre und ab 1,40 Me­- ter Größe an. „Unsere Rennfahrer erklären ihnen, was sie beim Fahren beachten müssen, wie sie sich sicher auf der Bahn verhalten und durch die Kurven fahren“, so Bojek. 12 Euro kostet die Trainingsstunde. Für Jugendliche und Erwachsene gibt es kein spezielles Training, sie können jederzeit zum Üben auf die Bahn. Infos unter 66 15 53 und auf www.daytonakartbahn.de