Essen. . USA, Brasilien, Belgien, Borbeck: Dort wird derzeit der Kart-World-Championship ausgetragen. Die Sieger in der Mannschaftswertung stehen schon fest: darunter der Essener Maximilian Beer (16).
Schwieriger Start, dann die Aufholjagd und der Titel: Maximilian Beer ist Weltmeister. Der 16-Jährige hat beim Kart-World-Championship, der zurzeit in Borbeck ausgetragen wird, mit seinen drei Team-Kollegen in der Mannschaftswertung gewonnen. „Dabei bin ich gleich nach dem Start frontal vor dem Hallenpfosten gelandet“, erzählt Maximilian, der sich wieder nach vorn kämpfte. Das ist es auch, was für ihn den Reiz während eines Rennens ausmacht: „Da sind 29 andere, die das gleiche Ziel verfolgen.“
Anspannung vor dem Rennen
Vor dem Rennen spürt Maximilian die Anspannung. Weil es für ihn schon früh morgens auf die Bahn geht, ist er mit seinem Vater für die Zeit der Weltmeisterschaft mit dem Wohnwagen von Freisenbruch nach Borbeck gezogen. Mit dabei ist auch Freundin Jacqueline Schneider. Für die 15-jährige Kart-Slalom-Fahrerin ist die Saison bereits vorbei. In einer der kommenden würde sie gern vom Slalom umsteigen und in Borbeck mitfahren.
Dann allerdings auch gegen ihren Freund: „Auf der Strecke sind wir alle Konkurrenten“, sagt die 15-Jährige. Das sei ein ernster Motorsport: „Jeder will gewinnen.“ Aber man freue sich auch über die Erfolge des anderen. So fiebert sie bei der WM mit Maximilian, der 2011 Junioren-Weltmeister geworden ist: „Es ist für mich noch aufregender, wenn er fährt.“
Seit fast zehn Jahren hinter dem Lenkrad
Gefährlich ist es auch, wenn der 16-Jährige mit bis zu 60 km/h über die Strecke rast und sich in die Kurven legt, findet vor allem seine Mutter. „Verständlich“, sagt Maximilian, der sich bei der vergangenen Vereinsmeisterschaft überschlagen hat. Der Helm war hin, sein Oberschenkel zum Glück nur blau: „Meine Stoßstange ist gebrochen, und ich konnte nicht mehr lenken.“
Hinter dem Kart-Lenkrad sitzt Maximilian seit fast zehn Jahren. Damals hat er bei einem Preisausschreiben ein Probetraining gewonnen. Das lief so gut, dass er den Schwimmsport aufgab und beim Kart-Verein MSC Blau Gelb Essen eintrat, wo er bis heute trainiert.
Bei der WM startet Maximilian mit dem Daytona-Racing-Team unter Team-Chef Ingolf Bojek. Er ist der Inhaber der Borbecker-Kart-Bahn, die er mit seinem Sohn betreibt. Die beiden fuhren regelmäßig Kart an der Alten Bottroper Straße und auch Rennen in der Umgebung. „Dass wir die Bahn dann übernahmen, war Zufall“, erzählt Frank Bojek(50). Der Vorbesitzer wollte sie loswerden und sie schlugen vor zehn Jahren zu. Damals war das Gelände noch deutlich kleiner. Vor drei Jahren ersteigerten die beiden ehemaligen Bergmänner das Grundstück, erweiterten die Halle auf 12 000 qm. Investition: 2,8 Millionen Euro.
Rund 150 Fahrer aus neun Nationen
Dafür kamen auch ein neues Bistro und die zweite Strecke mit 630 Metern hinzu. Für die WM haben sie die Bahnen zu einer verbunden, so dass die rund 150 Fahrer aus neun Nationen auf 1500 Metern um die Kurven steuern. Kartfahren sei ein beliebter Sport, sagt Bojek: „Und die günstigste Möglichkeit, in den Motorsport einzusteigen.“ Für ihn und seinen Vater seien aber die ersten Jahre mit ihrer Kart-Bahn nicht einfach gewesen: „Nun merken wir, dass sich die Mühe lohnt.“
Viele der WM-Teilnehmer sind bereits vor einer Woche aus Brasilien, Australien, den USA oder den Niederlanden angereist. Die Organisation für Vater und Sohn begann Anfang des Jahres: „Wir haben die Strecke überarbeitet, damit die Hausfahrer keine großen Vorteile haben“, sagt Frank Bojek. Die Rennflotte der Karts haben sie kontrolliert, etwa Öl gewechselt und Zündkerzen getauscht.
Der große Traum: Langstrecken-Rennen auf dem Nürburgring
Wie sie die WM nach Hause geholt haben? „Viele Fahrer haben im Vorjahr bei der WM in Belgien dem Veranstalter von unserer Bahn erzählt“, sagt Bojek. Der bei seinem ganzen Einsatz allerdings keine Zeit mehr habe, mit seinem Vater tauchen zu fahren. So wie früher im Urlaub.
Maximilian und Jacqueline sind ganz froh, wenn es auch mal ein Wochenende ohne den Kart-Sport gibt. „Wir gehen dann gern einfach nur shoppen“, sagt der Schüler des Berufskollegs West, der später Maschinenbau studieren möchte. Wie viel Zeit dann noch für das Hobby bleibt, ist ungewiss. Sein großer Traum: Langstrecken-Rennen auf dem Nürburgring. Wenn er ganz viel Glück haben werde, spricht ihn vielleicht in der Zukunft ein Team an.
Das wäre auch deshalb gut, weil Tourenwagen doch deutlich größer sind als Karts: Mit seinen 1,88 Metern werde es doch langsam eng zwischen Knien und Lenkrad, sagt Maximilian lachend, der jetzt bereits sein erstes Qualifikations-Rennen in der WM-Einzelwertung bestritten hat. Und der Konkurrenz gleich davongefahren ist: „Es lief ziemlich gut und schön schnell.“ Kommt er am Ende der Woche unter die 30 schnellsten Fahrer, startet Maximilian am Samstag im Finale.