Nur acht Wochen Sonne können die Bäder-Bilanz in Essen noch retten
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Essen. Der schlechte Sommer drückt auf die Bilanzen der Essener Freibäder. Die Sport- und Bäderbetriebe hoffen, zumindest noch auf die Ergebnisse des Sommers 2011 zu kommen - und der war schon schlecht.
Wenn Michael Kurtz einen Wunsch frei hätte, würde er sich „Sonne und Temperaturen zwischen 25 und 30 Grad bis Ende September“ bestellen, um Essens Freibäder durchgehend mit Gästen zu füllen. Ob das reichen würde, die sehr bescheidenen Einnahmen der bisherigen Freibadsaison noch nennenswert zu steigern?
„Wahrscheinlich nicht, aber wir wären schon froh, wenn wir die Zahlen von 2011 erreichen würden“, seufzt der Leiter der Sport- und Bäderbetriebe und nennt Zahlen, die ihm fast die Tränen in die Augen treiben: Seit Mai haben die fünf Essener Freibäder gerade 97 864 Besucher gezählt. 2011 waren es zur gleichen Zeit 121 500. Entsprechend gering fallen die Einnahmen aus: Mit 160 000 Euro sind es 40 000 Euro weniger als im Vorjahr. Und das war schon „der schlechteste Sommer mit dem schlechtesten Ergebnis“. Zum Vergleich: Im Sommer 2005 sprangen 330 500 Essener ins kühle Nass. „Eine Traumzahl, die wir wahrscheinlich nicht mehr erreichen.“
Zuschussbetrieb Freibad
Nun ist allgemein bekannt, dass Freibäder in unseren Breitengraden Zuschussbetriebe sind, die - wenn es sehr gut läuft - eine schwarze Null schreiben. Großen Einfluss darauf haben die Sport- und Bäderbetriebe leider nicht. „Alles steht und fällt mit dem Wetter“, sagt Kurtz.
Dass im Moment ein anhaltendes Hoch über der Stadt die diesjährige Bilanz vielleicht doch noch besser ausfallen lässt als erwartet, sorgt für ein wenig Zuversicht. So hatten bereits bis Dienstagmittag 1000 Gäste den Weg ins Dellwiger Freibad Hesse gefunden. „Mittwoch sind es hoffentlich schon 3000“, sagt Badleiter Sven Prochnow. Zufrieden wäre er, wenn bis Saisonende 25 000 den Weg ins nördlichste Freibad finden würden. Bislang hat er 11 000 Besucher begrüßt.
An Gewinn ist nicht zu denken
Auch in „Essens schönstes Bad“, am Ruhrufer in Steele strömen langsam Badegäste. 400 waren es Montag, Dienstag trauten sich schon ein paar Hundert mehr auf die Liegewiese am Fluss. Doch „an Gewinn ist nicht zu denken“, sagt Hannelore Rottmann. Seit 29 Jahren ist die 1. Vorsitzende des Schwimmvereins Steele 11 für das Bad verantwortlich, „einen Sommer wie in diesem Jahr habe ich noch nie erlebt“.
Dabei sei schon der Sommer 2011 grauenhaft gewesen. Jetzt würden nur noch sechs bis acht Wochen durchgehender Sonnenschein helfen, um die Saison halbwegs zu retten, die Kosten einigermaßen zu decken. Und dass, obwohl das Steeler Bad wie „Hesse“ seine Personalkosten im Vergleich zu den städtischen Bädern klein halten kann, da beide von Vereinen betrieben werden.
Saison bis Ende September
Bei den drei städtischen Freibädern sind Einsparungen kaum mehr möglich. „An den Personal- oder Betriebskosten können wir nicht weiter drehen“, sagt Kurtz. Neben den Festangestellen arbeite man ohnehin mit Saisonkräften, die ein Grundgehalt beziehen und in ihrer Arbeitszeit flexibel sind. Das Prinzip: reduzierte Stunden bei schlechtem, mehr Stunden bei gutem Wetter. Es bringe auch nichts, die Wassertemperaturen je nach Wetterlage zu senken oder zu erhöhen.
Dagegen spreche alles dafür, bei anhaltend gutem Wetter die Freibäder über den August hinaus bis Mitte oder gar Ende September zu öffnen. „Da sind wir anpassungsfähig“, sagt Kurtz. Kommt es anders, ist Ende August Schluss.
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