Essen-Kettwig. .

Azurblauer Himmel, strahlender Sonnenschein, besser hätte das Wetter für die Freibaderöffnung nicht sein können - na ja, vielleicht ein bisschen wärmer. 18 Grad misst das Thermometer als Kira Crusius an diesem Donnerstag ihr buntes Handtuch auf der Tribüne des Kettwiger Schwimmbades ausrollt.

Mit einem Sonnenbad weiht sie die diesjährige Saison in ihrem „Lieblingsbad“ ein: „Ich war noch nicht im Wasser, will mich erstmal aufwärmen“, sagt sie und schaut auf die drei Schwimmer, die im 25 Grad warmen Wasser des Sportbeckens ihre Bahnen ziehen.

Einer von ihnen ist Rolf Steffens: Seit einem Bandscheibenvorfall geht der 53-Jährige „wann immer ich kann“, schwimmen. Den Saisonstart in Kettwig wollte er sich nicht entgehen lassen, dem frischen Wind zum Trotz: „Die Kälte macht mir nichts aus, meine Kerntemperatur ist hoch“, schmunzelt er und taucht wieder ab, um kontemplativ seine Runden zu drehen.

Am Beckenrand überblickt Nader Monjezi die überschaubare Anzahl der Besucher. „Bis zum Start“, so der stellvertretende Betriebsleiter, „musste hier viel getan werden.“ Man sieht’s: Der Rasen hat englisches Niveau, Sträucher und Büsche sind zurechtgeschnitten, die dornigen Himbeersträucher am Ende der Tummelwiese wurden gerodet, das Beachvolleyballfeld hat einen neuen Zaun erhalten und der Kinderspielplatz ein neues Klettergerüst. Frisch geputzt glitzern die Becken im Sonnenlicht wie Saphire. Der Winter konnte ihnen nicht viel Schaden anrichten. „Wir lassen Wasser in den Becken, damit der Frost die Kacheln nicht beschädigt.“ Eine Eisfreihalteanlage verhindert ein Zufrieren, minimiert so die Renovierungskosten.

Während sich ein Großteil der Besucher im geheizten Sportbecken tummelt, scheint das Nichtschwimmerbecken noch jungfräulich. 16 bis 17 Grad laden nicht gerade zum Plantschen ein. Bis sich vier Mädchen rutschenderweise ins kühle Nass plumpsen lassen, um sich sofort nebenan aufzuwärmen. Auch Marina Wunderling zieht das warme Wasser vor: 30 Bahnen „zum Eingewöhnen“ ist die 30-Jährige gerade geschwommen wie ein Fisch, hat dafür knapp eine halbe Stunde gebraucht. „Wasser ist mein Element, dort finde ich totale Entspannung“, sagt sie. Spätestens nach Bahn 18 höre sie auf, über Alltägliches nachzudenken, „dann schaltet sich das Gedankenkarrussel komplett ab, und ich genieße die Schwerelosigkeit.“ Das sei wie Yoga fürs Gehirn.

Spontan hat sich auch ein Kettwiger Gastronom zur Eröffnung ins Freibad begeben: „Ich muss gestehen, ich war vor sieben Jahren das letzte Mal hier und wollte wissen, ob ich nicht untergehe.“ Wie ein „Ziegelstein“ lag er nach eigenem Empfinden im Wasser, eine Stunde hat er ausgehalten. Ob er wiederkommt? „Wer weiß, vielleicht wird das ja noch eine große Liebe zwischen mir und dem Bad...