Essen.. Unmittelbar vor der Kokerei der Zeche Zollverein hat pünktlich zum Ferienstart das „Werksschwimmbad“ wieder geöffnet. Im zwölften Jahr darf nun schon vor der Kulisse des Welterbes gebadet werden. Wo einst Lärm und Schmutz das Bild prägten, werden in den kommenden Wochen bis zu 5000 Badegäste erwartet.
Planschen, wo Opa einst malochte? Kein Problem. Pünktlich zum Start der Sommerferien hat zum zwölften mal das „Werksschwimmbad“ der Zeche Zollverein seine Tore geöffnet. Mitten auf dem Gelände an der Kokerei darf im Schatten der Schornsteine gebadet werden. „Das Kunstwerk soll zeigen, dass Zollverein mehr ist als eine stillgelegte Industrieruine“, sagt Fabian Lasarzik, künstlerischer Leiter auf Zollverein. „Gerade für Kinder und Jugendliche ist es so etwas wie ein lebendiges Museum.“
Das Frankfurter Künstlerduo „Phantombüro“ hatte einst die Idee aus zwei Überseecontainern ein Freibad vor ungewöhnlicher Kulisse entstehen zu lassen. Wer sich nicht selbst ins Wasser traut, kann durch in den Beckenrand eingebaute Luken den Badegästen beim Tauchen zusehen. Mit der Zeit ist aus dem Kunstwerk ein integratives Stadtteilprojekt geworden. „Der Großteil der Besucher stammt aus den umliegenden Stadtteilen und hat den Strukturwandel des Ruhrgebiets hautnah miterlebt. Wenn diese Menschen dann auf die zahlreichen Touristen aus aller Welt treffen, entsteht ein Austausch der ganz besonderen Art“, schwärmt Lasarzik, der zum dritten Mal dabei ist.
Früher hatte sein Großvater hier gearbeitet
Wenn das Wetter halbwegs mitspielt, rechnen die Veranstalter mit bis zu 5000 Besuchern. Viel Arbeit also für die Bademeister des „Werksschwimmbad-Teams“. Oft seien die Zollverein-Besucher überrascht, wenn sie beim Spaziergang plötzlich das etwas andere Freibad entdecken. Eine von ihnen ist Uta Schäfer-Richter, die aus Celle zu Besuch auf Zollverein ist. „Eigentlich wollte ich nur ein paar Fotos schießen. Und plötzlich steht man hier vor diesem skurrilen Schwimmbecken. Das ist irgendwie verrückt“, so Schäfer-Richter. Hätte sie ein Handtuch im Gepäck, wäre sie selbst gerne ins Wasser gesprungen.
Einer der ersten, der im Becken seine Bahnen zieht ist Christoph aus Kiel. Der erste Eindruck? „Kalt. Sehr kalt. Aber es lohnt sich.“ Für ihn ist es eine ganz besondere Atmosphäre. Einst hatte sein Großvater auf Zollverein gearbeitet. Dass er heute dort entspannt, wo früher Lärm und Schmutz das Bild prägten, sei schon ein merkwürdiges Gefühl. „Hier ein solches Kunstwerk entstehen zu lassen ist eine super Idee. Und das Ergebnis kann sich absolut sehen lassen,“ so der Kieler.