Die Deiler Mühle ist die älteste noch erhaltene Wassermühle in Essen. Sie ist Zeuge einer Zeit, in der noch niemand ahnte, dass einst Kohle und Stahl die Region prägen werden. Doch das jahrhundertealte Denkmal ist vom Verfall bedroht. Leser haben es jetzt bei der Aktion “Die WAZ öffnet Pforten“ besucht.

Es ist eine Reise in die Vergangenheit, zu der die zehn WAZ-Leser ins Deilbachtal bei Kupferdreh aufbrechen. Denn die Deiler Mühle an der Nierenhofer Straße zeugt noch von jener Zeit, als niemand ahnen konnte, dass Kohle und Stahl diese Region prägen würden. Im Jahr 1552 wird die Deiler Mühle erstmals urkundlich erwähnt. Damit ist sie die älteste noch erhaltene Wassermühle Essens - nur wissen das die Wenigsten.

In der dritten Generation betreibt Franz Rüther die Mühle. Nur dem technischen Fortschritt sei es zu verdanken, dass er noch aufrecht gehen könne, scherzt der 63-Jährige. Während Vater und Großvater sich krumm machen mussten unter 100 Kilogramm schweren Mehlsäcken, bedient sich ihr Nachkomme eines Gabelstaplers. Aber der technische Fortschritt ist eine Schnecke in der Deiler Mühle, und genau das macht den besonderen Reiz dieses Denkmals aus. Das Inventar ist komplett erhalten, und es bedarf nicht vielmehr als etwas guten Willens und handwerklichen Geschicks, um sie provisorisch in Betrieb zu nehmen.

Wie zu Urgroßvaters Zeiten

Noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg wurde in der Deiler Mühle Getreide mit Wasserkraft gemahlen, so wie schon zu Urgroßvaters Zeiten. „Oberschlägig oder unterschlägig“, fragt Helmut Wollenhaupt und meint das Mühlrad. Der Mann versteht was vom Fach. „Unterschlägig“, lautet Rüthers Antwort, das Rad wird also durch das unten fließende Wasser in Bewegung gesetzt. Doch längst steht das Mühlrad still. Der Ablauf des Mühlengrabens ist versiegt. Die letzte Chance, den Ablauf wieder frei zulegen, habe man wohl vor Jahrzehnten mit dem Bau der S-Bahntrasse entlang des Deilbachs vergeben, weiß Rüther zu berichten. Vor etwa zehn Jahren, zum „Tag der Mühle“, brachte Rüther das Zahnräderwerk im Inneren des Bruchsteinbaus deshalb mit Hilfe eines Elektromotors in Gang. Und tatsächlich: Der Mühlstein drehte sich und zermalmte das Korn zu feinem Mehl wie anno dazumal.

Sechs mächtige Mühlsteine lagern in der Mühle, jeder einzelne eine Tonne schwer. Ein massiver Holzbalken und mechanische Kraftübertragung genügen, um einen Koloss gegen einen anderen zu ersetzen. Auch das hat Rüther ausprobiert. „Es knarzt ganz schön im Gebälk, aber es funktioniert.“

"Arme voller Granaten"

Die Rillen des Mühlsteins mussten regelmäßig geschärft werden, erzählt Rüther und zeigt den Besuchern das dazugehörige Werkzeug, eine Art Meißel. Die Arbeit hinterließ ihre Spuren. „Die Arme meines Großvaters waren voller Granaten“, erzählt Rüther und meint die Gesteinssplitter, die sich unter die Haut des Müllers gegraben hatten.

Deiler Mühle

Rundgang  durch die Deiler Mühle in Essen.Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool
Rundgang durch die Deiler Mühle in Essen.Foto: Sebastian Konopka / WAZ FotoPool © WAZ FotoPool
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WAZ-Leser Günther Wegmann lauscht den Ausführungen des Mühlen-Pächters und kommt aus dem Staunen nicht mehr raus. Seit 30 Jahren wohne er in Kupferdreh, aber so etwas habe er nicht erwartet direkt vor der eigenen Haustür. Den anderen Besuchern ergeht es ähnlich. Unkenntnis muss sich niemand vorwerfen lassen. Die Deiler Mühle ist Bestandteil der Museumslandschaft Deilbachtal, doch die Stadt weiß damit so recht nicht umzugehen, so der Eindruck. Dabei drängt die Zeit. Der Dachstuhl müsste dringend erneuert werden.

Viel Geld in die Hand nehmen

Franz Rüther würde sogar viel Geld in die Hand nehmen und das Denkmal auf eigene Kosten vor dem weiteren Verfall bewahren. Vorausgesetzt, die Stadt verlängert den Pachtvertrag und genehmigt den Bau einer Lagerhalle für seinen Betrieb. Im Landschaftsschutzgebiet! Nach zähem Hin und Her hat der Rat der Stadt sich dazu durchgerungen, doch Sanierung und Neubau liegen auf Eis, ein Nachbar hat beim Verwaltungsgericht gegen die Baugenehmigung geklagt. Wie es weitergeht? Rüther blickt vielsagend aufs Gebälk. Ob der Dachstuhl auch den nächsten Winter noch überlebt?

Die Deiler Mühle sei etwas Besonderes, empört sich WAZ-Leser Uwe Schmidt. „So etwas darf man nicht verkommen lassen.“ Elizabeth Wegmann denkt nicht nur an den historischen Wert: „Für Schüler wäre das sicher sehr interessant“, sagt sie und fügt hinzu: „Noch interessanter wäre es, wenn das Ganze in Betrieb wäre.“

Wie wahr.