Essen.

Die frühindustriellen Hammerschmieden im Deilbachtal in Kupferdreh sind einzigartig. Doch die Stadt kann sie allein nicht erhalten - und schmiedet deshalb gemeinsam mit dem Ruhrmuseum an einem Konzept, um die Museumslandschaft zu erhalten.

Es ist ein Schatz. Er liegt da, auf offenem Feld. Statt ihn in Sicherheit zu bringen und zu polieren, lässt die Stadt die wertvollsten Stücke verrotten. Die Rede ist von der so genannten Museumslandschaft im Deilbachtal in Kupferdreh. Wer sich ein Bild davon machen will, wie alles begann vor vielen hundert Jahren, wie sich die bäuerlich geprägte Landschaft wandelte zu einer Industrieregion, der muss nur den Deilbach einige wenige hundert Meter entlangspazieren. Dort findet er sie, den Kupferhammer, die Deiler Mühle, den Eisenhammer - ein unvergleichliches Ensemble, dessen Spuren bis in das 16. Jahrhundert zurückreichen. Eines, um das andere Städte und Regionen Essen beneiden dürften. Denn so etwas gibt es kein zweites Mal.

Nur zeichnet sich die „Museumslandschaft“ durch viel Landschaft und wenig Museum aus. Von einem Dornröschenschlaf zu sprechen - nein, das klänge niedlich und verharmlosend. Es ist viel, viel schlimmer.

Das gilt vor allem für den Deilbachhammer, den letzten am originalen Schauplatz erhaltenen Eisenhammer in Essen. Einst wurden hier Pflüge, Schaufeln und Radbeschläge gefertigt. Heute wird der Feuer nur entfacht, wenn Schmiede ihre Handwerk vorführen. Regelmäßig aber, wenn der nahe Deilbach über die Ufer tritt, säuft der Deilbachhammer ab. Wasser und Schlamm dringen dann ein und verwüsten das Innenleben. Denn von dem historischen Grabensystem, über das Hochwasser einst ablaufen konnte, sind nur noch Fragmente erhalten. Der Stadt ist all dies längst bekannt, ohne dass sich Grundlegendes verbessert hätte, was auch daran liegt, dass gleich mehrere Dienststellen zuständig waren, wie man heute in der Verwaltung hinter vorgehaltener Hand einräumt. Verantwortlich fühlte sich offenkundig aber niemand.

„Summen, die auch für uns eine Nummer zu groß sind“

Schon vor mehr als drei Jahren stufte ein Gutachter den baulichen Zustand als ruinös ein. Die Instandsetzungskosten bezifferte die Stadt auf 973 000 Euro. Für das gesamte Ensemble wurden seinerzeit rund 2,5 Millionen angesetzt. Der Stadt fehle das Geld. Eine Förderung durch den Landschaftsverband Rheinland (LVR) fiel geringer aus als erhofft. Für 42.000 Euro werden derzeit die beiden ehemaligen Arbeiterhäuser am Deilbachhammer notdürftig saniert, um, wie es heißt, zu verhindern, dass die Gebäudesubstanz abgängig ist, was viel über den Zustand aussagt. Rund 57 000 Euro hat der LVR für die Instandsetzung der Wassertechnik in Aussicht gestellt - 100 000 Euro weniger als beantragt. Die Stadtwerke sollen sich deshalb engagieren, Gespräche stehen an. Stadtwerke Sprecher Dirk Pomplun dämpft die Erwartungen: „Ich befürchte, wir reden über Summen, die auch für uns eine Nummer zu groß sind.“

Sicher ist: Die drängende Frage nach der Bauunterhaltung wird das Problem allein nicht lösen. Wie geht die Stadt um mit ihrem historischen Erbe? Wie lässt es sich „bespielen“, wie finanzieren? Im nahen Kupferhammer von 1550 an der Nierenhofer Straße hat schon vor Jahren der Metallgestalter Michael Stratmann seine Werkstatt eingerichtet - ein Glücksfall, wie es in der Verwaltung heißt. Die Deiler Mühle, urkundlich erwähnt erstmals 1522 und damit Essens älteste Wassermühle, nutzt seit Generationen ein Futtermittelbetrieb. Und der Deilbachhammer?

Unter Federführung von Kulturdezernent Andreas Bomheuer schmiedet die Verwaltung gemeinsam mit dem Ruhrmuseum derzeit an einem Konzept für das gesamte Ensemble. Vieles sei möglich, museumspädagogisch für Kinder und Jugendliche wie auch touristisch, wird das Ruhrtal doch vor allem für Radtouristen immer attraktiver. Achim Mikuscheit vom Ruhrmuseum schlägt den Bogen vom Deilbachtal bis zum Weltkulturerbe Zollverein, vom ausgehenden Mittelalter bis in die Moderne. „Es ist ein Wunder, dass es so etwas überhaupt noch gibt“, staunt Achim Mikuscheit über den Hammer am Deilbach. Wie lange noch? Das nächste Hochwasser kommt bestimmt.