Essen. . 15 Wohnungen von Mitgliedern der Rocker-Banden „Hells Angels“ und „Bandidos“ durchsuchten Polizisten am Donnerstag in Nordrhein-Westfalen. Fast ein Drittel der durchsuchten Objekte liegen auf Essener Stadtgebiet. Gefunden wurden eine Vielzahl von Waffen. Weitere Details hält die Polizei noch zurück.

Einsatzschwerpunkt Essen: Bei einer Groß-Razzia durchsuchten Polizisten am Donnerstagmorgen zeitgleich Wohnungen von Mitgliedern der Rocker-Gruppen „Hells Angels“ und „Bandidos“ sowie deren „Supportern“ oder Angehörigen. Dabei fanden die Beamten eine Vielzahl von Waffen. Insgesamt hatten die Fahnder 15 Privatwohnungen in neun nordrhein-westfälischen Städten im Visier. Allein vier der durchsuchten Wohnungen lagen auf Essener Stadtgebiet. Das teilte ein Sprecher der Mönchengladbacher Polizei auf Anfrage mit. Weitere Details gibt die Polizei dazu derzeit nicht bekannt.

In diesem Jahr hatte es in NRW bereits mehrere groß angelegte Rocker-Razzien gegeben. Um Essen machten die Fahnder bei diesen Aktionen einen Bogen. Dass jetzt gleich vier Wohnungen durchkämmt wurden, bedeutet bei der Essener Polizei nicht, dass eine neue Anti-Rocker-Strategie notwendig werde. „Wir haben kein verschärftes Rocker-Problem in Essen“, sagt ein Sprecher.

Auch nach dem zunächst mysteriösen Tod eines Bandido-Mitglieds in Bottrop im Mai hatte sich die Essener Polizei betont gelassen gegeben. Der Todesfall entpuppte sich später als Selbstmord - und ging nicht, wie anfangs befürchtet, auf einen eskalierenden Banden-Konfilkt zwischen Bandidos und Hells Angels zurück. Der Vorfall, hieß es damals in der Pressestelle der Essener Polizei, werde jedenfalls nicht zur Folge haben, dass von nun an „besondere Maßnahmen“ ergriffen werden. Bei der Polizei in Duisburg hingegen hatte der Vorfall für erhöhte Aufmerksamkeit gesorgt. Dort erklärte man, die Rocker-Vereinigung zukünftig verstärkt im Blick zu behalten.

„Dulden keine rechtsfreien Räume“

Jetzt weht den Motorrad-Rockern ein schärferer Wind entgegen: NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) kritisierte nach der Razzia, dass die Rockerkriminalität viel zu lange verharmlost worden sei. „Das trügerische Bild von Motorradromantik hat den Blick auf die verbrecherische Realität verklärt.“ Es gehe um Drogen-, Waffen- und Menschenhandel, Zuhälterei, Erpressung und schwere Körperverletzungen. „Wir dulden aber keine rechtsfreien Räume“, so Jäger.

Was erhöhter Druck bewirken kann, sei in der vergangenen Woche in Oberhausen zu beobachten gewesen, so Jäger. Das dortige Chapter der Bandidos hatte sich aufgelöst. Minister Jäger wertete dies als Ergebnis der konsequenten Vorgehensweise: „Der Druck zeigt Wirkung. Wir wollen die kriminellen Strukturen zerstören. Deshalb stehen wir der Rockerszene permanent auf den Füßen.“ Die Rocker selbst hatten „interne Gründe“ für die Selbstauflösung angegeben.

50 Messer bei einer Person

Insgesamt waren bei den Razzien am Donnerstag mehr als 100 Beamte im Einsatz, zusätzlich beteiligt waren sieben Spezialeinsatzkommandos. Die Polizisten fanden und beschlagnahmten bei der Aktion eine Vielzahl von Speichermedien, diverse Schlag-, Hieb- und Stichwaffen, drei Faustfeuerwaffen und mehrere Einheiten des Doping-Mittels Testosteron. Bei einer einzelnen Person wurden 50 Messer gefunden. Was konkret in den Essener Wohnungen gefunden wurde, gibt die Polizei derzeit unter Berufung auf ermittlungstaktische Gründe noch nicht bekannt. Festnahmen gab es bei der Aktion keine.

Razzia bei Rockern

NRW-weite Razzia im Rockermilieu: Hintergrund ist die Massenschlägerei zwischen Rockern in Mönchengladbach Ende Januar. In Düsseldorf-Gerresheim stattete die Polizei dem Klub „Clan 81“ einen Besuch ab. Der Klub gilt als Unterstützer der Hells Angels. Dabei wurde eher zufällig eine große Hanfplantage entdeckt. Foto: Lars Heidrich / WAZ Foto Pool
NRW-weite Razzia im Rockermilieu: Hintergrund ist die Massenschlägerei zwischen Rockern in Mönchengladbach Ende Januar. In Düsseldorf-Gerresheim stattete die Polizei dem Klub „Clan 81“ einen Besuch ab. Der Klub gilt als Unterstützer der Hells Angels. Dabei wurde eher zufällig eine große Hanfplantage entdeckt. Foto: Lars Heidrich / WAZ Foto Pool
NRW-weite Razzia im Rockermilieu: Hintergrund ist die Massenschlägerei zwischen Rockern in Mönchengladbach Ende Januar. In Düsseldorf-Gerresheim stattete die Polizei dem Klub „Clan 81“ einen Besuch ab. Der Klub gilt als Unterstützer der Hells Angels. Dabei wurde eher zufällig eine große Hanfplantage entdeckt. Foto: Lars Heidrich / WAZ Foto Pool
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Anlass für die Razzien am Donnerstag war eine Auseinandersetzung zwischen „Hells Angels“ und Bandidos im Januar in der Altstadt von Mönchengladbach. Dabei wurden drei Männer durch Messerstiche verletzt. Die Mönchengladbacher Polizei richtete daraufhin die Mordkommission „Kutte“ ein. Nach Agenturangaben sollen die Bewohner der durchsuchten Wohnungen an der schweren Rocker-Auseinandersetzung in Mönchengladbach beteiligt gewesen sein. Neben den vier Wohnungen in Essen, schlugen die Ermittler auch in Bochum, Herne, Gelsenkirchen, Siegburg, Eitorf, Köln, Viersen und Mönchengladbach zu. (tap/sk)