Essen. . Es gab schon dramatischere Zeiten für die Essener Justiz. Gelassen blickt Monika Anders, Präsidentin des Essener Landgerichtes, auf das vergangene Jahr zurück. Denn die Zahl der Verfahrenseingänge steigt nicht mehr wie in den früheren Jahren, sie nimmt ab.

Bei den Strafverfahren ist ein leichter Rückgang zu vermelden, und auch die Zivilprozesse werden weniger. Kein Grund zur Langeweile im Gerichtsgebäude an der Zweigertstraße, aber eben auch kein hektischer Notruf, dass die Rechtsprechung in Arbeit versinke und dringend neues Personal benötige.

Woran es liegt? „Wir erklären es uns mit der besseren wirtschaftlichen Lage der Bürger“, erläutert Monika Anders. Wer genug Geld hat, könnte das bedeuten, der muss nicht um jeden Cent vor dem Zivilgericht kämpfen. Einzelne Verfahren gingen aber an die Grenze der Belastung. Die Präsidentin erinnert an zwei Strafverfahren mit jeweils zehn Angeklagten plus Verteidigern, für die extra der Schwurgerichtssaal umgebaut werden musste.

Im Zweiten Weltkrieg zerstört

Personalaufwand bedeutet auch die Bewachung von Straftätern, die ihre Haftzeit verbüßt haben, von den Behörden aber noch als gefährlich eingestuft werden. Die dem Landgericht unterstellte Führungsaufsicht ist für sie zuständig, auch die Polizei muss einen hohen Personaleinsatz stemmen.

Positiv gestimmt blickt die Justiz auf das kommende Jahr. Das Gebäude an der Zweigertstraße wird den 100. Geburtstag feiern. Zuvor in der Essener Innenstadt angesiedelt, wechselte die Justiz 1913 nach Rüttenscheid an die heutige Zweigert­straße.

Nachdem das einst mit einer prächtigen Glaskuppel ausgestattete Gebäude im Zweiten Weltkrieg zum Großteil zerstört wurde, erinnert der Wiederaufbau an den schlichten, sachlichen Baustil der Fünfziger Jahre. Lediglich an einer Seite ist noch der alte Stil zu sehen, der dem Äußeren des benachbarten Polizeipräsidiums entspricht.

Keine Arbeiten am Erweiterungsbau

„Das Jubiläum wollen wir feiern“, verspricht Monika Anders. Es werde überlegt, ob vielleicht an die großen Prozesse erinnert werden sollte, die in den Mauern verhandelt wurden.

Sicher dürfte sein, dass im Jubiläumsjahr keine Arbeiten am Erweiterungsbau die Festgäste stören werden. Seit Jahren werden von der Justiz der Abriss des alten Saaltraktes aus den 70er Jahren und ein Neubau angekündigt. Aber immer kam etwas dazwischen. Zurzeit gehen die Baumittel der NRW-Justiz verstärkt in den Bau von Gefängnissen. Auch die neuen Einrichtungen für die als weiterhin gefährlich geltenden Straftäter ziehen die Gelder ab, mit denen ein solcher neuer Saaltrakt hochgezogen werden könnte.