Essen. . Rund 25.000 Fahrgäste ohne Ticket gehen der Evag jährlich ins Netz. 1,5 Millionen von 123 Millionen Fahrgästen werden jährlich überprüft, „ein riesiger Aufwand“, betont Evag-Sprecher Olaf Frei, „aber einer, der sich lohnt.“

Noch fix an der Haltestelle aus der Tram springen, weil die 27 Kontrolleure im blauen Dress schon von Weitem mit ihren Prüfgeräten winkten – dafür hatten 212 Schwarzfahrer am Dienstag keine Gelegenheit mehr. Denn neben den von der Evag beauftragten Prüfern und zwei Sicherheitskräften standen zugleich Beamte der Polizei auf dem Bahnsteig an der Thyssen-Krupp-Zentrale. Und ließen keine Schlupflöcher offen.

4211 Fahrgäste in 271 Fahrzeugen überprüften sie bei einer der bis zu zwölf jährlich stattfindenden Ticket-Schwerpunktkontrollen – und machten dabei einen unerwarteten Fang: Weil ein Passagier kein gültiges Ticket vorzeigen konnte und sich ausweisen musste, stellte sich heraus, dass er per Haftbefehl gesucht wurde. Auf ihn warten nun zweieinhalb Jahre hinter Gittern. Ein gültiges Ticket hätte ihm dies wohl (vorerst) erspart.

„Es ist einfach nur asozi­al, schädigt die Stadt und die Allgemeinheit"

Ohne Ticket Bus oder Bahn zu fahren, ist ansonsten zwar deutlich weniger folgenreich, als Kavaliersdelikt mag die Evag das Schwarzfahren dennoch nicht abtun: „Es ist einfach nur asozi­al, schädigt die Stadt und die Allgemeinheit“, klagt Evag-Sprecher Olaf Frei. Und doch treffen die Kontrolleure mittlerweile rund 25.000 Fahrgäste im Jahr ohne gültiges Ticket an, die Dunkelziffer sei wohl um einiges höher. Zur Anzeige gebracht wird dabei nicht jeder Fall von „Beförderungser­schleichung“, wie es im Juristendeutsch heißt. 1,5 Milli­onen von 123 Millionen Fahrgästen würden jährlich überprüft, „ein riesiger Aufwand“, betont Frei, „aber einer, der sich lohnt.“ Von Jahr zu Jahr werden mehr Schwarzfahrer erwischt, da die Evag bei ih­ren Kontrollen nicht kleckert, sondern klotzt: 40.000 Stunden waren die Prüfer vergangenes Jahr im Einsatz, 45.000 sind dieses Jahr vorgesehen. Die Gruppenstärke variiert zwischen zwei und fünf Prüfern, je nach Linie, die – außer bei Schwerpunktkontrollen – in Zivil und ohne Polizei unterwegs sind. Geprüft wird unter der Woche zwischen 6 und 23.30 Uhr, nachts und an Wochenenden stichprobenartig.

Und mit der Zahl der Kontrollen steigt die Zahl der Schwarzfahrer, denen eine Strafanzeige blüht: 6.326 waren es allein 2011, ein Plus von 52 Prozent verglichen mit 2010. Den „sehr stark ansteigenden Trend“ erkennt Polizeisprecher Lars Lindemann auch beim Blick auf die ersten Zahlen fürs aktuelle Jahr. „Wir werden nur gerufen, wenn die Personalien des Schwarzfahrers nicht festgestellt werden können“, so Pilzeisprecher Lars Lindemann, eine generelle Anwesenheit bei Kontrollen gebe es nicht. Im Sonderfall, etwa wenn eine Wache in der Nähe liegt, kommen die Kontrolleure mit den „Kunden“ direkt aufs Revier.

Schwarzfahrer bereiten Staatsanwaltschaft viel Arbeit 

Stellt das von der Evag beauftragte Inkassobüro Strafanzeige, wird der Beschuldigte angeschrieben und erhält eine Belehrung. Er muss einen Personal- sowie Anhörungsbogen ausgefüllt zurücksenden. „Es ist wichtig zu wissen, dass in diesem Fall mit der Zahlung des erhöhten Entgeltes die Anzeige nicht weg ist“, sagt Lindemann.

„Für uns ist das ein normales Delikt mit geringem Schadenswert“, sagt Oberstaatsanwalt Wilhelm Kassenböhmer. Seine Behörde übernimmt die Strafverfolgung. Wie viel Arbeit Schwarzfahrerei ihr beschert, kann er nicht sagen. Ist die Beweislage klar, kann ein Verfahren eröffnet werden; andernfalls ermittelt der Staatsanwalt. Ob ein Strafbefehl samt Prozess folgt, hängt von seiner Entscheidung ab. Bei Entgeltvorlage oder Geringfügigkeit würden Verfahren eher nicht verfolgt. „Bei Wiederholungstätern passiert das aber sicher nicht“, warnt Kassenböhmer.

Am Ende fällt Justitia ihr Urteil: „Von der Geldstrafe bis zu Freiheitsentzug reichen die Sanktionen“, erklärt Amtsrichter Michael Schütz. Die Härte der Strafe variiert: „Ein Ersttäter wird eher mit einer geringen Geldstrafe rechnen können, ein Wiederholungstäter mit einer hohen.“ Und wer es drauf anlegt und nicht unters Jugendstrafrecht fällt, wandert für bis zu ein Jahr ins Gefängnis. „Da ist die Rechtslage eindeutig.“

Dass in der Praxis mancher mehr Glück hat, zeigte ein Prozess am Amtsgericht Essen Ende 2011 (die NRZ berichtete): Ein 26-Jähriger fiel in vier Jahren 15 Mal auf. Da er sonst keine Vorstrafen hatte, brummte ihm der Richter noch einmal eine Geldstrafe in Höhe von 600 Euro auf. Ein Warnschuss.

Von Schwarz zu Gelb – Wie die Evag unter Schwarzfahrern Kunden wirbt

Fährt jemand schwarz und wird erwischt, muss er innerhalb von 14 Tagen ein persönliches Ticket vorlegen oder ein erhöhtes Beförderungsentgelt in Höhe von 40 Euro zahlen. Kann er ein Ticket vorweisen, zahlt er nur 2,50 Euro Bearbeitungsgebühr. Reagiert er nicht mal auf Mahnschreiben, verkauft die Evag ihre Forderung an eine Inkassofirma, die weitere Schritte, wie eine Anzeige und das gerichtliche Mahnverfahren in Gang setzt. Ist der Schwarzfahrer einsichtig und entschließt sich für ein Ticket im 12 -Monats-Abo, werden die 40 Euro verrechnet. Dieses Angebot nehmen jährlich 1200 bis 1500 Fahrgäste in Anspruch.

In der Straßenbahn-Fahrschule

Die für die Grundausbildung genutzte Straßenbahn.
Die für die Grundausbildung genutzte Straßenbahn. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Dominik Duwe, Manuel Prskalo, Stefan Krüger, Aysegül Wittenberg, Sebastian Nasse und Fahrlehrer Peter Czech. (v.l.)
Dominik Duwe, Manuel Prskalo, Stefan Krüger, Aysegül Wittenberg, Sebastian Nasse und Fahrlehrer Peter Czech. (v.l.) © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Zu Gast in der Evag-Fahrschule.
Zu Gast in der Evag-Fahrschule. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Fahrschüler Sebastian Nasse.
Fahrschüler Sebastian Nasse. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Die für die Grundausbildung genutzte Straßenbahn.
Die für die Grundausbildung genutzte Straßenbahn. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Am Führerstand: Sebastian Nasse.
Am Führerstand: Sebastian Nasse. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Fahrschüler Sebastian Nasse.
Fahrschüler Sebastian Nasse. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Zu Gast in der Evag-Fahrschule.
Zu Gast in der Evag-Fahrschule. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Am Führerstand: Sebastian Nasse.
Am Führerstand: Sebastian Nasse. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Fahrschüler Manuel Prskalo und Fahrlehrer Peter Czech.
Fahrschüler Manuel Prskalo und Fahrlehrer Peter Czech. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Fahrschüler Sebastian Nasse und Fahrlehrer Peter Czech.
Fahrschüler Sebastian Nasse und Fahrlehrer Peter Czech. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Im Bild Dominik Duwe.
Im Bild Dominik Duwe. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Manuel Prskalo lernt in der Evag-eigenen Fahrschule.
Manuel Prskalo lernt in der Evag-eigenen Fahrschule. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Zu Gast in der Evag-Fahrschule.
Zu Gast in der Evag-Fahrschule. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Fahrschüler Sebastian Nasse und Fahrlehrer Peter Czech.
Fahrschüler Sebastian Nasse und Fahrlehrer Peter Czech. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Zu Gast in der Evag-Fahrschule.
Zu Gast in der Evag-Fahrschule. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Fahrschüler Sebastian Nasse und Fahrlehrer Peter Czech.
Fahrschüler Sebastian Nasse und Fahrlehrer Peter Czech. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Zu Gast in der Evag-Fahrschule.
Zu Gast in der Evag-Fahrschule. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Fahrschüler Sebastian Nasse und Fahrlehrer Peter Czech.
Fahrschüler Sebastian Nasse und Fahrlehrer Peter Czech. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Fahrlehrer Peter Czech.
Fahrlehrer Peter Czech. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Sebastian Nasse.
Sebastian Nasse. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Sebastian Nasse.
Sebastian Nasse. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Sebastian Nasse.
Sebastian Nasse. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Zu Gast in der Evag-Fahrschule.
Zu Gast in der Evag-Fahrschule. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Fahrlehrer Peter Czech.
Fahrlehrer Peter Czech. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Zu Gast in der Evag-Fahrschule.
Zu Gast in der Evag-Fahrschule. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
Zu Gast in der Evag-Fahrschule.
Zu Gast in der Evag-Fahrschule. © Thomas Schmidtke / WAZ FotoPool
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