Essen. Dass auch das Wasser von oben unablässig fließt, macht der Weißen Flotte in Essen arg zu schaffen: Die Laufkundschaft am Baldeneysee und an der Ruhr bleibt weg, neulich zwang gar Hochwasser ein Schiff umzukehren. Keine Spur von Ferienspaß auf dem Baldeneysee.
Ein paar sind nur mit dünner Jacke gekommen, andere haben zusätzlich noch eine Kappe dabei, einen Regenschirm oder gleich ihre wind- und wetterfeste Montur. Und was soll man sagen: Die Pessimisten haben an diesem Montagnachmittag wieder mal Recht behalten. Kaum ist die versammelte Kinderschar an Bord, öffnet der Himmel seine Schleusen, und auch jene, die vorhin noch tönten, dass „ein paar Tropfen nicht so schlimm“ sind, verziehen sich zügig unter Deck – Ferienspaß auf dem Baldeneysee.
"Es ist frustrierend"
Seit Tagen und Wochen vermiest der Regen der Weißen Flotte das Geschäft, der Sommer, den die städtische Schifffahrts-Tochter für ein auskömmliches Geschäft braucht, er macht Ferien und ist allenfalls noch für kopfschüttelnde Eskapaden gut: So musste die MS Baldeney am vergangenen Sonntag mit 100 Gästen an Bord die beliebte Fünf-Schleusen-Fahrt vom Kanal zur Ruhr auf halber Strecke wegen Hochwassers abbrechen: Das Schiff passte auf Grund des gestiegenen Pegels einfach nicht mehr durch die Schleuse am Wasserbahnhof Mülheim.
„Es ist frustrierend“, sagt Weiße Flotte-Geschäftsführer Franz-Josef Ewers, der längst versucht, das Wetterrisiko so gut es geht aus der Geschäftsbilanz herauszuhalten – mit mehr Sonderfahrten und einem forcierten Gruppentourismus: „Das bringt uns mehr Planungssicherheit als der Linienverkehr.“
Die Laufkundschaft bleibt weg
Der wird an Regentagen – so wie gestern – kurzerhand ausgedünnt, die Laufkundschaft bleibt eh weg, klagt Aleksander Farkas vom Marketing der Weißen Flotte: „Es bringt einfach nichts, ein zweites leeres Schiff vorzuhalten.“ Vor allem auf dem Rhein-Herne-Kanal droht der Linienbetrieb zum Zuschussgeschäft zu werden, „es retten uns nur noch die Gruppen“, und die sollten sich zwei Mal überlegen, ob sie gebuchte Touren absagen. Denn das Risiko, bei einer Spazierfahrt über den See im Regen nass zu werden, gehen Frühbucher nicht ein: „Wir vergeben nur Innenplätze im Salon. Jeder hat seinen Platz im Trockenen.“
Da aber der Spaß zweifellos leidet, wenn auch die Himmelsschleusen weit offen sind, zeigt man sich bei der Weißen Flotte kulant: Noch fünf Tage vor der Fahrt liegt die Stornogebühr auch für teure Fahrten bei nur 2,50 Euro je Gast, danach wird’s spürbar teurer.
Die 56 Kinder auf der „Heisingen“ ließen sich gestern auf dem Weg zum „Kinderkapitänspatent nicht nicht beirren. Nebenan auf dem See übte der etwas ältere Nachwuchs in kleinen, leichten Segeljollen. „Optimisten“ werden die übrigens genannt, und davon kann man in diesen Tagen am See gar nicht genug haben.
Leinen los am Baldeneysee