Essen. Der Verein Jugendboot ist fest entschlossen, die MS Diabolo wieder seetüchtig zu machen. Das Schiff, auf dem zahlreiche sozialtherapeutische Fahrten stattfanden, ist durch einen Motorbrand schwer beschädigt.

Wir kriegen den Kahn wieder flott – so lässt sich die Stimmung im Verein Jugendboot beschreiben, der seit einem halben Jahr um die MS Diabolo bangt (WAZ vom 5. Oktober 2011). Das Schiff, das seit den 80er Jahren für sozialtherapeutische Fahrten genutzt wurde, war im vergangenen Sommer in Seenot geraten: Auf einer Tour mit geistig Behinderten geriet der Motor in Brand, das Schiff trieb an Land, schlug auch noch leck.

Es war ein Drama mit zunächst glimpflichen Ausgang: Menschen kamen nicht zu Schaden, das Schiff konnte in seinen Heimathafen im niederländischen Zeewolde gebracht werden. Doch dann sah es düster aus für die bald 40 Jahre alte MS Diabolo. „Die Versicherung sprach von einem technischen Totalschaden und stellte sich stur“, sagt Vereinsmitglied Jürgen Lamm, der hauptberuflich für die „Suchthilfe direkt“ arbeitet. Nach viel Hin und Her sei zwar die gesamte Versicherungssumme von gut 43 000 Euro ausgezahlt worden, doch in der Zwischenzeit fielen hohe Liegekosten in Zeewolde an. „Gleichzeitig konnten wir das Schiff nicht als Ferienhaus verchartern. Das sind Einnahmen, die nun fehlen.“

Gewinne erzielte das Boot auch in guten Zeiten nicht. „Das verbietet sich bei sozialen Projekten ja sogar.“ Doch die MS Diabolo, die Vereinsgründer Jochen Melzner einst Dank einer großzügigen Spende kaufen konnte, habe bis zum Brand eine schwarze Null geschrieben. Und die wertvollen Erfahrungen für Kinder aus Tschernobyl, Behinderte oder junge Suchtkranke ließen sich ohnehin nicht aufrechnen. Darum habe der Sozialarbeiter Melzner auf die Rettung des Schiffes gehofft.

An Bord packen alle mit an

Es war sein letzter Wunsch: Ende März diesen Jahres starb Melzner nach langer, schwerer Krankheit, gerade 61 Jahre alt. „Das war für uns alle sehr traurig. Er ist der Mann, der diesen Verein gegründet, geprägt, mit Leben gefüllt hat. Dafür hat er den Verdienstorden des Landes bekommen“, sagt Lamm.

Trotzdem habe man die Rettungschancen für die MS Diabolo ohne Sentimentalitäten prüfen müssen: „Als Vorstand haften wir für unsere Entscheidungen.“ Also fuhr zu Ostern ein Team nach Zeewolde und nahm die MS Diabolo unter die Lupe. Vor Ort hätten sich die Berichte von verschimmeltem Holz als übertrieben erwiesen. „Es gab einen leichten Schimmelfilm auf dem Teak, der sich abwischen ließ.“

Darum habe der Vorstand beschlossen, die MS Diabolo Stück für Stück instand zu setzen. Sobald die Dichtigkeit sichergestellt ist, wird der Motor repariert, dann laufen auch Heizung und Beleuchtung wieder und danach sind erste Vermietungen möglich. Zum Schluss werde man sich um nachrangige Reparaturen und Verschönerungen kümmern.

Allein mit der Versicherungssumme werde man wohl nicht auskommen, sondern auch Spenden benötigen. Zudem werden alle Vereinsmitglieder beim Schleifen, Streichen, Schweißen mit anpacken. Das ist an Bord der MS Diabolo schon gute Tradition