Essen. Emschergenossenschaft präsentiert technische Lösung gegen steigendes Grundwasser
Neulich war ein Kamera-Team vom ZDF da. Seit Andreas Lochthowe nasse Füße kriegt, wenn er in seinen Keller steigt und und die Zeitung ein Foto druckte von der aufgebockten Waschmaschine und der allzu alltäglichen Überschwemmung in seinem Haus, ist der Anwohner der Berswortschanze ein gefragter Kronzeuge, wenn es ums Grundwasser in Karnap geht. Die Leute vom Fernsehen könnten auch bei seinen Nachbarn klingeln, denn dort sieht es nicht anders aus. Aktueller Pegelstand gestern: „sechs Zentimeter“. Tendenz? Im Zweifel steigend. Es muss nur wieder regnen.
Andreas Lochthowe, Eigentümer einer Doppelhaushälfte Baujahr 1936, gehört zu jener Zahl bedauernswerter Karnaper, denen die Keller regelmäßig volllaufen. Seit die Stadtwerke die maroden Abwasserkanäle saniert haben, kommt dies häufiger vor, als es einem Hausbesitzer im Poldergebiet lieb sein kann. Die Kanäle, die früher als Drainage dienten, sind dicht, die Häuser leider nicht.
Grundwasserproblem auf den Grund gehen
Noch nicht verspricht die Emschergenossenschaft. Denn im Verbandssitz an der Kronprinzenstraße haben Experten inzwischen ausgetüftelt, wie sie dem Grundwasserproblem auf den Grund gehen. Mit Drainagen. Die sollen das Grundwasser aufnehmen und über Schächte den Pumpwerken zuführen. Ende des Jahres könnten die Bagger rollen. Im Prinzip bauen wir das, was da war, bevor die Kanäle saniert wurden, erläutert Ilias Abawi, Sprecher der Emschergenossenschaft. Der Vorteil: „Wir müssen nicht auf die privaten Grundstücke“, Andreas Lochthowe hätte nichts dagegen. „Auch wenn sie mir den Vorgarten umgraben müssen, nehme ich das gerne in Kauf.“
Die Ingenieure der Emschergenossenschaft haben drei „Problemfelder“ ausgeguckt, in denen Drainagen verlegt werden sollen: nördlich der Lohwiese, im Bereich der Ahrenfeldstraße und den Karnaper Westen. Dies sollte genügen, um den Grundwasserspiegel genügen, heißt es, damit die Keller trocken bleiben im defnierten „Riskogebiet“ zwischen Emscher im Süden, zwischen Boye, Mühlenemscher und Güterbahntrasse im Norden, praktisch fast ganz Karnap. Es müsste also längst nicht an jeder Straße gegraben werden. Hausbesitzer auch jenseits der Stadtteilgrenzen dürften dies mit Interesse verfolgen, denn glaubt man der Emschergenossenschaft, ist das steigende Grundwasser alles andere als ein lokales Phänomen.
Karnap ist Pilotprojekt
Karnap wurde als Pilotprojekt ausgeguckt, als einer von vier Stadtteilen in der Emscherzone. 3,2 Millionen fließen allein dafür in Planungskosten. Wieviel Euro verbaut werden müssen, steht längst noch nicht fest. Bei der Emschergenossenschaft gehen sie für Karnap von einem einstelligen Millionenbetrag aus, was nicht mehr definiert als die finanziellen Spielraum, in dem sich Emschergenossenschaft und Stadt Essen, Stadtwerke und RAG bewegen. Wer aber zahlt die Zeche? Bei dieser Frage wird Andreas Lochthowe hellhörig. 15 000 Euro müsse er Investieren, ließe er sein Haus auf eigene Rechnung trocken legen.
Der Bergbau soll sich als Verursacher der Bergsenkungen beteiligen an den Ausgaben für Drainagen und Ablaufschächte, zu etwa 50 Prozent. Die Beteiligten seien darüber im Gespräch. Geht die Rechnung auf, verteilen sich die anderen 50 Prozent zunächst einmal auf die öffentliche Hand. Die Emschergenossenschaft wird sich ihre Aufwendungen über die Verbandsumlage von den Kommunen wiederholen. Und die Stadt? Es dürfte wohl darauf hinauslaufen, dass die Investitions- und Betriebskosten sich auf die Entwässerungsgebühr niederschlagen, heißt es im Rathaus. Zahlen würde also die Allgemeinheit. „Die Kosten dürfen nicht bei den Betroffenen hängen bleiben“, fordert der Karnaper SPD-Ratsherr Guido Reil. Sonst stünde wohl bald das nächste Kamerateam vor der Tür.