Essen. . Nirgendwo in Essen stehen die Häuser dichter als in Altendorf, das als Quartier mit schwieriger Sozialstruktur gilt Altendorf. Stadt und Allbau, Grün & Gruga, Emschergenossenschaft und Ruhrverband arbeiten im Hintergrund seit Jahren darauf, dass im Stadtteil nicht alles, aber vieles besser wird.

Als Problemstadtteil gilt Altendorf. Nirgendwo in der Stadt stehen die Häuser dichter, nirgendwo in Deutschland gibt es einen Verkehrsknotenpunkt, den so viele Straßenbahnen passieren wie die Helenenstraße. Als Quartier mit schwieriger Sozialstruktur gilt Altendorf, als überalterter Stadtteil mit vielen Migranten, mit mehr Verfall als Fortschritt. Dabei arbeiten Stadt und Allbau, Grün & Gruga, Emschergenossenschaft und Ruhrverband im Hintergrund seit Jahren auf Stadtteilerneuerung und Wohnumfeldverbesserung hin.

Während einer Bürgerversammlung, die rund 170 Altendorfer besuchten, legten die Akteure nun Pläne für acht Bauvorhaben vor, die teils schon begonnen haben, sich teils noch über Jahre hinziehen werden.

Ehrenzeller Platz

Die Neugestaltung des Platzes, der zu zwei Dritteln auch weiterhin als Markt- und Veranstaltungsplatz dienen soll, hat bereits begonnen. „Im oberen Drittel des Platzes wird ein Forum entstehen“, sagt Brigitte Liesner vom Büro für Stadtentwicklung, „dort wird es auf einer Empore einen Café-Betrieb und außerdem eine Sitzecke mit Wasserspiel geben, die über eine Rampe oder Stufen zu erreichen sind.“ Die Stände für die Markthändler sollen künftig - außer an Markttagen - in einer so genannten Kletterbox verschwinden. Von Außen wird die Box als Kletterwand für Kinder gestaltet. „Die öffentlichen Toiletten werden wir auch weiterhin erhalten“, sagt Liesner.

Altendorfer Straße

Voraussichtlich im Oktober beginnen die Arbeiten zur Umgestaltung der Altendorfer Straße. „In den ersten neun Monaten werden die Stadtwerke an den Abwasserleitungen und den Kanalbauten arbeiten“, sagt Liesner. Während dieser Zeit soll der Öffentliche Personen-Nahverkehr fließen, „aber zum Teil muss die Altendorfer Straße für den restlichen Verkehr komplett gesperrt werden.“

Weg für Bagger und Laster

Bereits im Juni beginnen die Boden-Auskofferungsarbeiten für den Niederfeldsee. Ausgehend von der Rüselstraße wird mit den Arbeiten im südlichen Teil des Sees gestartet. Relativ früh wird wegen der Arbeiten ein Teilstück der Radtrasse Rheinische Bahn gesperrt. Eine Umleitung führt Radfahrer über die Amixstraße.

Voraussichtlich im November 2012 wird die Stadt mit dem Bau der Brücke, die den Rad- und Fußweg künftig über den Niederfeldsee führen wird, beginnen, sagt Hermanns-Josef Steins von Grün & Gruga.

Der See soll das Herzstück der geplanten 3,4 Hektar großen Grünanlage werden. Die Uferkante parallel zur Rüsel­straße wird als begehbare Promenade mit Sitz- und Aufenthaltsbereichen gestaltet. Sitzmauern in drei Stufenlagen mit See-Balkonen wird es an den West- und Ostufern (Grieper-/Niederfeldstraße) geben.

60 000 Kubikmeter Bodenaushub

Der Seekörper selbst wird in Flach- und Tiefwasserzonen, mit einer Tiefe von bis zu fünf Metern, gegliedert, um ausreichende gewässerökologische Eigenschaften zu bekommen und den See bei ungünstigen klimatischen Bedingungen vor dem „Umkippen“ zu schützen. Rund 60 000 Kubikmeter Boden werden hierzu ausgehoben. Anschließend wird der Untergrund mit so genannten Bentonitmatten abgedichtet; darüber wird eine etwa 40 Zentimeter dicke aus Sand und Kies verteilt.

Der Baustellenverkehr für den Niederfeldsee wird über die Haus-Berge-Straße und vorbei am Jahnplatz geführt. Der jetzige Fußweg wird zu diesem Zweck verbreitert und für den Baustellen-Verkehr freigegeben. Grün- und Spielflächen auf dem Jahnplatz werden durch einen Bauzaun geschützt. Während der Bauphase ist die Grieperstraße nicht befahrbar, kann jedoch als Rettungsweg genutzt werden.

Nach Beendigung der Stadtwerke-Baumaßnahme wird die Altendorfer Straße umgestaltet; in beide Richtungen können Pendler nach Abschluss der Maßnahme nur noch einspurig fahren. Parkboxen parallel zum Gehweg werden gebaut, Bäume gepflanzt, um die Straße neben der verkehrlichen Entlastung auch optisch aufzuwerten.

Da die Gesamtmaßnahme rund zwei Jahre dauern wird, will die Stadt im September eine separate Info-Veranstaltung anbieten. „Vor allen Dingen die Einzelhändler wollen wir während der Maßnahme begleiten“, sagt Liesner.

Sälzerbach

Zur ökologischen Verbesserung des Sälzerbachs wird Regen- von Schmutzwasser getrennt. Zur Behandlung des Regenwassers wird die Emschergenossenschaft ein 30 mal 60 Meter großes unterirdisches Betonbecken anlegen. Zwar werden die Betonprofile entfernt, die Emschergenossenschaft misst dem Gewässer jedoch ein geringes ökologisches Entwicklungspotenzial bei, „außerdem ist der Sälzerbach zum Teil bis zu 14 Meter tief eingeschnitten, so dass sich die Sohle nicht anheben lässt“, wie Bettina Gruber, Projektverantwortliche bei der Emschergenosenschaft, erklärt. Somit wird der Sälzerbach, selbst wenn er in einigen Jahren nur noch Reinwasser führt, sich nicht „malerisch“ in die Landschaft integrieren lassen. Baubeginn: Anfang 2014.

Radwegeverbindung

Mit den vorbereitenden Maßnahmen für die direkte Anbindung der Trasse Rheinische Bahn von Altendorf bis zum Bahnhof Borbeck hat der Regionalverband Ruhr bereits begonnen, wie der Projektverantwortliche Christoph Haep erklärt. So habe man die erforderlichen Rodungsmaßnahmen abgeschlossen und am Bahnhof Borbeck bereits ein Teilstück planiert. Die Hauptarbeiten für die 1,6 Kilometer lange Verbindungstrasse stehen jedoch noch bevor. An der Kamp- und der Wüstenhöfer Straße müssen zwei Brücken saniert werden, ebenso muss am Borbecker Mühlenbach eine Unterführung geschaffen werden. Nach Fertigstellung werden drei Rampen (Gymnasium Wüstenhöfer Straße, Wüstenhöfer Straße und Bahnhof Borbeck) Radfahrern die Zu- und Abfahrt ermöglichen. Die Trasse soll im Frühjahr 2013 fertig sein.

Bülsebeckstraße

Mit dem Bau des ca. fünf Meter breiten, befahrbaren Verbindungsweges zwischen Bülsebeck- und Grieperstraße will die Stadt voraussichtlich im Mai beginnen, wie Horst Reikat erklärt. Die Straße, die zur Erschließung von See und Kleingartenanlage dient, wird zwischen Baumbeeten über Parkbuchten verfügen. Für den Bau sind zwei Monate Zeit veranschlagt.

Brache Hauptschule

Seit Jahren werden Pläne gemacht für die weitere Nutzung der Brache der ehemaligen Hauptschule Bochold. In einem Workshopverfahren im November 2009 wurden die Anwohner beteiligt, im Anschluss entwickelte ein Projektbüro einen Plan für die Fläche, in dem die Anwohnerwünsche enthalten waren. Spielplätze, eine Hundewiese, einen Bürger-Platz nebst Teich und Grillanlage sowie einen Kräuter- und Gemüsegarten wünschten diese. Eine leicht abgespeckte Version entwickelt die Stadt derzeit für das Gelände, das direkt an das Geriatriezentrum Haus Berge reicht, will anschließend die Pläne erneut mit Haus Berge und Anwohnern abstimmen und im Herbst 2012 mit den Bauarbeiten beginnen.

Bestandteil der Planung ist auch die ökologische Verbesserung des Borbecker Mühlenbachs, der an den Park grenzen wird. Nach Trennung von Regen- und Abwässern wird der Bachlauf renaturiert und künftig nur noch das Reinwasser führen. Baubeginn für diese Maßnahme der Emschergenossenschaft ist Anfang des kommenden Jahres.

Allbau-Uferviertel

Erneut stellte der Allbau bei der Bürgerversammlung im Marienheim an der Schmitzstraße seine Pläne für den Neubau des Uferviertels mit 62 Wohnungen (rund 5500 Quadratmeter Wohnfläche) und ca. 500 Quadratmetern Gewerbefläche, darunter ein Cafébetrieb, vor. Die 26 Zwei-Raum-Wohnungen, sowie 16 Drei-Raum- und 20 Vier-Raum-Wohnungen sollen spätestens im April 2014 bezugsfertig sein.