Essen. . Ein Jahr seit Bestehen des “Aktionsbündnis’ sicheres Altenessen“ haben die Verantwortlichen eine Bilanz gezogen. So gibt es zwar immerhin weniger Beschwerden, dafür sind jugendliche Intensivtäter aber noch immer ein Problem. Das Aktionsbündnis hat nun u.a. Sportgruppen ins Leben gerufen.

Die Bürgersprechstunde haben sie schon im November eingestellt, weil irgendwann keiner mehr kam, der sich beschweren wollte über pöbelnde oder gewalttätige Jugendliche auf der Straße - so wie es im Winter 2010/11 noch zahlreiche Bürger in Altenessen getan hatten bei einer Umfrage des Jugendhilfenetzwerkes der Arbeiterwohlfahrt im Auftrag der Stadt.

Die teils besorgniserregenden Ergebnisse waren seinerzeit Anlass für die Gründung des "Aktionsbündnis sicheres Altenessen". Dessen Protagonisten bohren seitdem dicke Bretter.

Der Aufwand ist beträchtlich, Erfolge aber nicht von der Hand zu weisen. So lautete der Tenor einer Zwischenbilanz. "Die Zahl der Beschwerden ist spürbar zurückgegangen", sagt Susanne Skorzik, Leiterin der Polizeiinspektion Nord. Doch Andreas Bomheuer, für Integration zuständiger Dezernent, warnt: "Wir sind noch längst nicht am Krausen Bäumchen."

70 Jugendliche stehen im Fokus

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Dabei ist die Gruppe jener, die das Aktionsbündnis als „Unruhestifter“ identifiziert hat, überschaubar. Das gilt auch für ihren Aktionsradius; der beschränkt sich auf 1,8 Kilometer entlang der Altenessener Straße vom Westerdorfplatz bis zum Karlsplatz. 70 Jugendliche stehen im Fokus, darunter 21 Jugendliche, die bei der Polizei als so genannte Intensivtäter geführt werden und denen sich das Bündnis mit besonderer Fürsorge widmet.

21 von stadtweit 89, die unter besonderer Beobachtung stehen, weil sie diverse Straftaten auf dem Kerbholz haben; Raub, Sachbeschädigung, Nötigung, Erpressung - es sind alles andere als Musterschüler, mit denen es das Aktionsbündnis zu tun habe.

Erst im Februar machte eine Jugendbande von sich Reden, die im Umfeld des Allee-Centers andere Jugendliche "abzockte". Zwei Täter sitzen inzwischen in Haft, zwei weitere seien in das Intensivtäter-Programm aufgenommen worden. Repression ist ein Baustein im Konzept des Aktionskreises.

Jugendlichen fehlen häufig Vorbilder

Der Kreis potenzieller Straftäter könnte noch größer werden. Dies gelte es zu verhindern. Bis zu 150 Jugendliche, so Thomas Rüth vom Jugendhilfe-Netzwerk der Awo, hingen in den Sommermonaten auf den Straßen Altenessens ab, weil sie nichts mit sich anzufangen wüssten. Angebote zur Freizeitgestaltung fehlen im Stadtteil, auch das war ein Ergebnis der Bürgerbefragung.

Das Aktionsbündnis hat Sportgruppen ins Leben gerufen: Fußball, Basketball, Kraftsport und "Vater-Sohn-Training". Häufig fehlten Jugendliche Vorbilder, auch diese Erfahrung haben sie im Aktionsbündnis gemacht, berichtet Thomas Rüth. Oder Jugendliche nähmen sich die Falschen zum Vorbild.

Man kennt sich eben im Altenessener Sprengel. Wenn jemand zu einer langen Haftstrafe verurteilt wird, was zuletzt zwei Mal wegen Waffengebrauchs der Fall gewesen sei, verfehle dies seine Wirkung nicht.

Lehrreiche Erfahrungen

Soweit muss es gar nicht erst kommen. Einen Jugendlichen vor versammelter Klasse aus der Schule zu holen, könne bereits sehr lehrreich sein. Das Aktionsbündnis schöpft dabei aus Erfahrungen, die es über einen Zeitraum von zehn Jahren in Katernberg gesammelt hat.

Dort sei es gelungen, kriminelle Karrieren, die sich durch Familien ziehen wie eine Kette, zu durchbrechen. Dafür bedarf es Zeit. Zwei bis drei Jahre werden sie noch brauchen in Altenessen, schätzt Thomas Rüth. Wenn die Stadt dem Bündnis so viel Zeit gibt.