Essen. . Die Zahl der Straftaten in Essen ist insgesamt gestiegen. So gab es 2011 mehr ertappte Schwarzfahrer, aber auch mehr Diebstähle, mehr Einbrüche und mehr Raubüberfälle. Sorgen bereitet der Polizei vor allem die Zunahme der Raubstraftaten um 12,75 Prozent auf mehr als 600 Fälle im vergangenen Jahr.
Die Zahl der Straftaten in Essen ist 2011 um fast 5,9 Prozent auf 57 483 gestiegen. Verantwortlich für den Anstieg sind die gestiegenen Zahlen erwischter Schwarzfahrer (2168) und der Diebstähle (1219 Taten mehr als im Vorjahr). Die Zahl der Wohnungseinbrüche ist um 3,7 Prozent auf 1866 gestiegen, Im Landestrend stieg die Zahl dagegen um rund 12 Prozent.
„Wer glaubt, dass die Kriminalstatistik die Kriminalität abbildet, der irrt gewaltig“, sagt Heinz Jüschke, Chef der Direktion Kriminalität. Auf der einen Seite werden viele Straftaten gar nicht angezeigt und so auch nicht erfasst. Auf der anderen Seite sorgen verschärfte Kontrollen wie die der Evag in Bussen und Bahnen für höhere Fallzahlen und Aufklärungsquoten.
Zahl der Taschendiebstähle gesunken
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Mit diesem Vorbehalt fällt seine Beurteilung der Kriminalitätsentwicklung grundsätzlich positiv aus. So ist in Essen die Zahl der Taschendiebstähle gesunken, während sie landesweit um 29 Prozent explodiert ist. Auch die Zahl der Wohnungseinbrüche ist weniger angestiegen als im Landestrend. Beide Straftaten werden nach Erkenntnissen der Polizei zunehmend von reisenden Straftätern aus Osteuropa begangen. Die in Essen gefassten Einbrecher kamen unter anderem aus Rumänien, Bulgarien und Serben.
Verfolgungsjagd in Essen
„Wir müssen an dem Thema weiter arbeiten“, sagt Kriminaloberrat Manfred Joch. Dank der eingesetzten Ermittlungsgruppe Wohnungseinbruch und der Polizeikampagne „Riegel vor“ sieht die Polizei aber erste Fortschritte. So hat sich die Aufklärungsquote leicht erhöht. Doch bleiben immer noch neun von zehn Wohnungseinbrüchen ungeklärt. Die Polizei bekommt aber immer mehr Ermittlungsansätze. Der Appell der Polizei, in der eigenen Nachbarschaft die Augen offen zu halten und im Zweifel immer den Notruf zu wählen, trägt erste Früchte. Joch: „Es gibt zunehmend Bürger, die ihre Hemmschwelle überwinden, die 110 anrufen und melden: Hier kommt uns etwas komisch vor.“ Auch die Tatsache, dass rund 40 Prozent der Einbrüche abgebrochen werden, schreibt Joch der Präventionsarbeit zu: „Offensichtlich sind immer mehr Türen besser gesichert als früher.“
Zunahme der Raubstraftaten um 12,75 Prozent
Sorgen bereitet der Polizei die Zunahme der Raubstraftaten um 12,75 Prozent auf mehr als 600 Fälle im vergangenen Jahr. Zwar steigt auch die Aufklärungsquote, dennoch sieht die Polizei Handlungsbedarf. Deshalb hat sie zu Jahresbeginn ihre Ermittler neu aufgestellt und bearbeitet jetzt alle Raubdelikte zentral und nicht mehr in den einzelnen Regionalkommissariaten. Auch die Ermittlungsgruppe Jugend, deren jugendliche Intensivtäter für einen Großteil der ebenfalls gestiegenen Straßenraubdelikte verantwortlich sind, wurden dem Raubkommissariat zugeordnet.
Viele Kriminalitätsentwicklungen kann die Polizei erklären. Vor einigen Entwicklungen dagegen steht sie ratlos. So hat sich die Zahl der Fahrraddiebstähle um 25 Prozent auf mehr als 2000 Fälle erhöht; in Mülheim ist der Anstieg noch drastischer. Manfred Joch: „Für dieses Phänomen haben wir keine vernünftige Erklärung.“