Essen. . Laura Rothenbusch will Erzieherin werden. Nur abschließen kann sie ihre Ausbildung nicht, weil sie keine Stelle für ihr Anerkennungsjahr bekommt. In einer privaten Kita war sie ihr schon sicher: „Doch dann fehlten der Kita die Zuschüsse.“ Die 23-Jährige fühlt sich veräppelt.

Sie hat Fachabi gemacht, ein Jahrespraktikum beim Kinderarzt absolviert, eines bei einer Ergotherapeutin, arbeitete ehrenamtlich in Jugendhäusern und betreute nebenbei eine Kindergruppe. Laura Rothenbusch hat gelernt, sich qualifiziert und schließlich die Ausbildung zu ihrem Traumberuf begonnen: Erzieherin will sie werden. Nur abschließen kann sie die Ausbildung nicht, weil sie keine Stelle für ihr Anerkennungsjahr bekommt. In einer privaten Kita war sie ihr schon sicher: „Doch dann fehlten der Kita die Zuschüsse, um meine Stelle zu bezahlen“.

Die 23-Jährige fühlt sich veräppelt: „Es heißt doch überall, dass Erzieher so dringend gebraucht werden. Woher sollen die Erzieher kommen, wenn keiner sie ausbilden will?“ Ines Kohl (21), die mit ihr gerade die Abschlussklausuren an der Johannes-Kessels-Akademie, dem katholischen Berufskolleg in Werden, geschrieben hat, geht es genauso. Früh hat sie in Kindergärten geholfen, hat auf der Hauptschule ihren Realschulabschluss mit Qualifikation gemacht. Die 21-Jährige hat ihre Ausbildung zur Sozialhelferin abgeschlossen. Es lief. „Und jetzt weiß ich nicht mehr, wie es weitergeht“, sagt Ines Kohl, die bei den Eltern wohnt und Bafög bekommt, das nicht weitergezahlt werde, wenn sie Pause machen muss, sagt sie.

Das Problem der angehenden Erzieherinnen ist bei Carsten Ossig, dem stellvertretenden Geschäftsführer des Kita-Zweckverbandes, nicht angekommen. 23 Praktikanten im Anerkennungsjahr hat er angestellt. „Wir haben keinen signifikanten Bewerberüberhang.“ Der Zweckverband achte bei der Zahl der Einstellungen darauf, dass man den Erzieherinnen später auch eine Perspektive bieten könne. Und: Unsere Mitarbeiter müssen Zeit für die Ausbildung haben. Er fordert die beiden auf: „Noch mal bewerben.“

Es bleibt oftmals nichts für Praktikanten übrig

Das bietet auch der Geschäftsführer des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit, Oliver Kern an. Er beschäftigt 15 Jahrespraktikanten. Möglichst einen pro Kita. Nur reiche das Budget, das die Stadt aus Landesmitteln verteile, dafür nicht immer. Jährlich ringen die Träger mit der Jugendhilfeplanung, wenn sie den Bedarf der Eltern angeben. Das Ergebnis „hat mit bedarfsgerechter Planung nichts zu tun“, sagt Kern. Bereits im städtischen Etat werde zu wenig für Kitas veranschlagt. Und wenn die festen Kita-Mitarbeiter vom bewilligten Budget bezahlt seien, bleibe bei manchem Träger nichts für Praktikanten übrig. Sie ohne Entgelt anzustellen (was möglich wäre), ist für Kern ein Unding. Mathias Bänfer, der als Abteilungsleiter im Jugendamt für 44 städtische Kitas zuständig ist, weist die Vorwürfe zurück: „Wir geben den Bedarf nur ans Land weiter, das uns die Mittel zuteilt.“

Solche Schuldzuweisungen helfen Ines Kohl wenig: Sie hofft jetzt auf einen Probetag in Bergisch Gladbach. Bekommt sie die Stelle dort, muss sie täglich fast 200 km fahren. Bei Laura Rothenbusch rief nach einem Leserbrief in der WAZ das Jugendamt Essen an: Man habe ihre Bewerbung an zwei Kitas weitergeleitet. In zwei Wochen hat sie ein Bewerbungsgespräch. Und am 12. Juni erfahren beide ihre Ergebnisse der Theorieprüfung. Fällt ein Mitschüler durch, würde dessen Stelle frei. Doch auf das Scheitern Anderer mag Laura Rothebusch gar nicht hoffen. Darum hat sie Angst vor dem nächsten Jahr, überlegt, was sie sonst tun könnte: Praktika hat sie schon so viele gemacht, dass ihre Bewerbung um zwölf Seiten angewachsen ist.