Altendorf. .
Sascha P. ist erst 17 Jahre alt, doch die Probleme, mit denen er zu kämpfen hat, reichen für ein halbes Leben. Das begann schon in der Schule, wo Sascha in der neunten Klasse „stecken blieb“ – gescheitert, ohne Abschluss. Später kam Langeweile hinzu, so ganz ohne Geld und Lehrstelle. Der Polizei fiel er mehrmals auf, als sie ihn beim Diebstahl erwischten. Heute besitzt Sascha keine Perspektive.
An dieser Stelle setzt das neue Projekt des VKJ, des Vereins für Kinder- und Jugendarbeit in sozialen Brennpunkten, an. Unter dem Namen „POP-Altendorf“ will der Verein benachteiligten Jugendlichen eine gesellschaftliche, aber auch eine berufliche Perspektive schaffen – nachhaltig.
Sascha P. ist nur eine fiktive Person, dessen Schicksal VKJ-Geschäftsführer Oliver Kern nur entworfen hat. Doch Sascha steht für zahlreiche Altersgenossen in Altendorf, denen es kaum besser geht. „Es gibt hier ein Drogenproblem von Jugendlichen“, sagt Kern, „mit Schwerpunkt am Ehrenzeller Platz, der vielen als Treffpunkt dient.“
Dies kommt nicht von ungefähr, denn es gibt kaum noch Raum für Jugendliche, „weil dafür kaum noch jemand Geld in die Hand nimmt“, wie Kern kritisiert. Der offene Ganztag sei das eine, doch die offene Jugendarbeit kann er nicht ersetzen“, sagt Kern. „Doch darin wird nur wenig investiert.“
Integration und Vielfalt
In Altendorf soll sich dies nun ändern, immerhin wird das Projekt unter Schirmherrschaft des NRW-Justizministers Thomas Kutschaty mit 600 000 Euro im Rahmen des Programms „Xenos – Integration und Vielfalt“ gefördert. Verantwortlich zeichnen das Bundesministerium für Arbeit und Soziales und der Europäische Sozialfonds (ESF). 200 Jugendlichen aus dem Stadtteil soll so innerhalb von drei Jahren eine „echte Zukunftsperspektive eröffnet werden“, wie Kern erklärt.
„POP“ – das Kürzel steht für Partizipation, Orientierung und Perspektiven. Soll heißen: Benachteiligte und auffällige Jugendliche werden aktiv in konkrete stadtteilorientierte Aktionen einbezogen. Sie entwickeln zusammen mit dem VKJ – ihrer beruflichen und schulischen Situation entsprechend -- Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und realisieren so nachhaltige berufliche und soziale Zukunftschancen.
Das Projekt hat bereits begonnen: „Seit Januar 2012 sind Sozialarbeiter und Streetworker unterwegs, um aktiv den Kontakt mit den Jugendlichen zu suchen“, wie Kern sagt. In dieser einjährigen Phase soll ein Vertrauensverhältnis zu den auffälligen Jugendlichen aufgebaut werden. Kern: „Wir erforschen dabei auch ihre Talente und Neigungen und erhalten so wertvolle Hinweise auf mögliche Ansatzpunkte für eine spätere berufliche Orientierung.“
Orientierungsphase
In der Orientierungsphase arbeiten die Projektteilnehmer auf eine nachhaltige Stärkung ihrer beruflichen Handlungskompetenz durch Praktika, Probearbeit, Besuch eines Kollegs oder Ausbildung.
Um dies alles zu bewerkstelligen, braucht der VKJ starke Kompetenzpartner aus Handwerk, Handel, Polizei, Ordnungsamt, Ausländerorganisationen, Jugendhilfe und sozialen Trägern. „Dieses Netz wurde bereits im Vorlauf aufgebaut“, sagt Kern. „Allein der Essener Unternehmensverband zählt 30 000 Mitglieder.“
Diese aufgebauten Strukturen sowie die Projektergebnisse werden über die Aufnahme der Maßnahme (Streetwork, Case Management) in der Kinder- und Jugendförderplan der Stadt Essen institutionalisiert. Das Ende ist für 2014 geplant.
Anlaufstelle Markscheide-Schule
Als Anlaufstelle des Projekts soll künftig die seit zwei Jahren leerstehende Markscheide-Schule, Markscheide 34, dienen. Dort soll eine Kita (3 Gruppen), ein Jugendcafé, Proberäume und Box-Sparring-Raum entstehen. Die Teilnehmer, derzeit 15 an der Zahl, sollen dort ihre Talente finden und fördern. Sollte - wider Erwarten - kein Investor gefunden werden, will der VKJ ein Ladenlokal anmieten.