Essen. . Die Stadt Essen lässt ab sofort Essens Schuldenuhr ticken – im Internet und als „App“. Die Finanzdaten werden sekündlich aktualisiert. Allein der Pro-Kopf-Schuldenstand liegt derzeit bei mehr als 5.600 Euro. Kämmerer Lars Martin Klieve wünscht sich, dass wir alle erleben, wie die Schuldenuhr rückwärts läuft.
Einen Moment lang war Reinhard Paß versucht, dass an die Wand des Ratssaals projizierte Bild gar nicht erst abzuschalten, die ganze Sitzung über: „Das vermittelt die Verantwortung, dachte ich mir“, sagte der OB augenzwinkernd, aber dann ging der Projektor doch aus, und das Bild des Jammers blieb den Ratsmitgliedern erspart. Denn zu sehen war da an der Saalwand Essens Schuldenuhr. Von der FDP vor einigen Monaten beantragt, von den anderen Parteien für gut befunden, tickt diese jetzt im Internet und bietet politisch interessierten und gleichermaßen leidensfähigen Zeitgenossen einen ungeschminkten Blick auf die städtische Kreditlage.
Schuldenuhr auch als App erhältlich
Danach liegt der Gesamtstand der Kredite bei exakt 3.212.636.063,18 Euro (Stand Donnerstagabend, 18 Uhr) und erhöht sich pro Stunde – auch dies gibt die Schuldenuhr preis – um 15.386,25 Euro. Dafür sind jährlich 92.963.000 Euro Zinsen zu zahlen. Wollten sämtliche Einwohner, vom Baby bis zum Greis ihre persönliche Schuld abtragen, voilà: Der Pro-Kopf-Schuldenstand lag zum gleichen Zeitpunkt bei 5.632,31 Euro, wobei die Stadt für die Berechnung die Einwohnerzahl vom Silvestertag des vergangenen Jahres zugrunde legt: 570.394.
Wer sich auf dem Finanzmarkt auskennt, weiß, dass sich die Kreditkonditionen vor allem für Übernacht-Kredite täglich ändern können, darum hat die Stadt den Anstieg der Verschuldung anhand des jüngsten Quartalsberichts gemittelt und auf das laufende Jahr hochgerechnet. Kämmerer Lars Martin Klieve wünscht sich, dass wir alle erleben, wie die Schuldenuhr rückwärts läuft. Wer dabei zuschauen will findet die sekündlich korrigierten Finanzdaten im Internet unter www.essen.de/finanzen. An gleicher Stelle gibt es eine speziell für Smartphones optimierte Ausgabe der „Schuldenuhr“ und eine „App“ für Android-Handys.