Essen.

Die Fraktionen im Rat der Stadt haben sich in der Bäderfrage geeinigt. Das Dellwiger Freibad „Hesse“ bleibt damit erhalten. Ein Bad soll neu gebaut werden. Der Kompromiss steht am Dienstag auf der Tagesordnung der Ratssitzung.

Ob der ein oder andere beim Anschlag am Beckenrand um einen Fingerbreit vorne lag, spielte schließlich keine Rolle mehr. Am Ende schienen alle Beteiligten nur froh darüber, sich ins Ziel gerettet zu haben: Nach einer unendlich zähen und ermüdenden politischen Debatte über die Zukunft der städtischen Bäderlandschaft haben sich Vertreter der Ratsfraktionen am Samstag auf einen Kompromiss verständigt. Dass niemand der Beteiligten darüber gestern in Jubel ausbrach, spricht Bände. So überließ man es dem Essener Sportbund (Espo) die gefundene Formel zu verkünden:

Das Dellwiger Freibad „Hesse“ wird verkleinert, bleibt aber erhalten; für 2,5 Millionen Euro soll das Bad erneuert werden. 4,7 Millionen Euro fließen in die Sanierung des Borbecker Hallenbades, das mit 42 000 Kindern pro Jahr für den Schulsport als unverzichtbar gilt. Für rund neun Millionen Euro soll auf dem Thurmfeld an der Universität als Ersatz für das sanierungsbedürftige Hauptbad an der Steeler Straße ein neues Hallenbad gebaut werden.

Signal nach Düsseldorf

Am Montag sollen die Fraktionen dem Kompromiss, den der Espo in Textform gießen wird, zustimmen, am Dienstag der Rat mit breiter Mehrheit beschließen - auch als Signal an die Bezirksregierung in Düsseldorf. Denn das Zahlenspiel bleibt eine Rechnung mit Unbekannten, liegt der Kompromiss doch um rund zwei Millionen Euro über dem Finanzrahmen, den die Kommunalaufsicht eigentlich vorgegeben hat. Die Lücke soll geschlossen werden durch den Verkauf von Sportflächen, die laut Espo durch die Zusammenlegung von Vereinen nicht mehr benötigt werden.

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Von DerWesten

Sollte die Bezirksregierung der Stadt einen dicken Strich durch diese Rechnung machen, es wäre der sprichwörtliche Schlag ins Wasser, dessen Konsequenzen sich die Verhandlungsführer gar nicht erst ausmalen mögen. Die wenig fröhlichen Wasserspiele der vergangenen Monate, sie begännen von vorn.

"Hesse" als symbolischer Schlagabtausch

So darf sich bis auf Weiteres jeder das herauspicken, was ihm schmeckt. Das gilt allen voran für die SPD, deren Wahlkampfslogan „Hesse ist überall“, der - wenig hilfreich - die Bäderdebatte erst zum symbolischen Schlagabtausch überhöht hat, wie hinter vorgehaltener Hand selbst Sozialdemokraten einräumen.

„Hesse“ bleibt. Ob mit 25-Meter-Schwimmerbecken und einer 800 Quadratmeter großen familienfreundlichen Wasserfläche wie „ausgehandelt“? Mehr als grobe Entwürfe liegen bislang nicht vor. Nicht ausgeschlossen, ja wahrscheinlich, dass sich so viel erst einmal gar nicht tun wird im Freibad am Rhein-Herne-Kanal. Denn Priorität räumt die Politik dem Neubau auf dem Thurmfeld ein. In zwei, spätestens drei Jahren soll dort das neue Bad stehen, heißt es. Rechtzeitig vor der nächsten Kommunalwahl, möchte man hinzufügen. Der ein oder andere blickt darüber hinaus, schwärmt vom Ausbaupotenzial den die Fläche für ein zentrales städtisches Schwimmbad böte. Es wäre der Bäderdebatte nächster Teil. So richtig Lust darauf verspürt niemand.