Essen. . Das Bürgerforum zum Messe-Ausbau konnte Bedenken gegen das Projekt nicht ausräumen. Als vertrauensbildende Maßnahme soll nun ein Vertreter der Kritiker ins Preisgericht - als Gast ohne Stimmrecht.
Ein Schlagabtausch mit offenem Visier, knisternde Spannung bis zur letzten Sekunde - das Kontrastprogramm zum mitreißenden Halbfinalspiel zwischen Bayern München und Real Madrid in der Fußball-Champions-League erlebten rund 90 Teilnehmer am Mittwochabend beim Bürgerforum zum geplanten Messe-Ausbau. Die Kritiker des Millionen schweren Projektes waren personell im Plenum zwar mit bekannter Aufstellung aufgelaufen. Dass die Protagonisten auf der Gegenseite aber schwerer zu fassen waren, als flinke Flügelstürmer beim Fußball, war nicht zuletzt dem frühen Stand des Verfahrens geschuldet.
Messe und die Grundstücksverwaltung Essen (GVE) wollten an diesem Abend über den bevorstehenden Planungswettbewerb informieren. Der gewählte Termin und die kurzfristige Einladung schürten eher Misstrauen und brachten den Veranstaltern, die es bei einer Ankündigung in der Presse belassen hatte, den Vorwurf ein, es handele sich um eine „Alibi-Veranstaltung“.
Beeinträchtigung des Grugaparks sollen gering bleiben
Dass Vieles noch im Unbestimmten bleibt, liegt für Messe und GVE im Wesen eines Wettbewerbs. So mancher im Plenum hätte es jetzt schon gerne konkreter gehabt und gab sich nicht damit zufrieden, dass die Beeinträchtigung des Grugaparks durch die Bauarbeiten so gering wie möglich zu halten sei, wie es im Ausschreibungstext für den Wettbewerb heißt. Die Aussicht darauf, dass Baucontainer, Dixi-Klos oder schweres Gerät vier Jahre lang den ersten Eindruck beim Besuch der Gruga prägen oder - schlimmer noch - Wege oder Liegewiesen zustellen könnten, ist nicht nur für Bürgermeister Rolf Fliß ein Greul. Bei dieser Vorstellung stünden ihm die letzten verblieben Haare zu Berge.
Tatsächlich stellt die Organisation des Bauablaufs die Wettbewerbsteilnehmer und letztlich den Bauherrn, der die Kosten bitteschön einhalten soll, vor die größte Herausforderung. Die „rote Linie“ darf nicht überschritten werden. Diese Vorgabe gilt für den Baukörper wie für die dafür notwendigen Arbeiten. Alles andere wäre ein grobes Foul im Strafraum, auch wenn Benjamin Hossbach, Wettbewerbsmanager und Moderator des Abends, nicht ausschließen mochte, dass „irgendwo ein Streifen des Grugapark-Entrees als Baustraße genutzt werden könnte“.
In die engere Auswahl
Wie der Ausbau ab 2013 über die Bühne gehen könnte und wie sich die Messe vier Jahre später ihrem Publikum präsentieren wird - darüber sollen sich 28 Architektur- und Planungsbüros, die Anfang Mai zur Teilnahme am Wettbewerb eingeladen werden, bis Mitte Juni Gedanken machen. Sieben Vorschläge kommen in die engere Auswahl. Am 23. Oktober soll das Preisgericht entscheiden; für knisternde Spannung ist gesorgt.
Auf einen Schlagabtausch zwischen Befürwortern und Gegnern des Messe-Ausbaus mit öffentlichem Showdown a la Elfmeterschießen soll es gar nicht mehr hinauslaufen. Das Ziel lautet: größtmöglicher Konsens. Als vertrauensbildende Maßnahme will die GVE deshalb dem am Mittwochabend beim Bürgerforum vorgebrachten Wunsch nachkommen und einen Vertreter aus dem Kreis der Kritiker dazu einladen, „als Gast“ an den Sitzungen des Preisgerichts teilzunehmen - ohne Stimm-, aber mit Rederecht.
Ob der Entwurf des Wettbewerbssiegers umgesetzt wird oder doch ein anderer, liegt dann in der Hand des Stadtrates. Das gilt auch für etwaige Änderungswünsche in der Nachspielzeit.