Essen. . Drei Kleingärtner aus Karnap erzählen vom Säen, Warten und Ernten. Dem Trio aus Karnap geht es um etwas anderes, etwas, das die jungen Gartenliebhaber, die im Grünen lieber grillen und sich sonnen möchten, heutzutage nicht mehr oft zu den Anlagen der Stadt mitbringen. Mit modischem Bio-Lifestyle haben die drei „Ruhrgebietspflanzen“ aber nichts am Hut.
Gesunde Ernährung aus dem Bio-Supermarkt? Darüber müssen eingefleischte Kleingärtner wie das Ehepaar Warschun oder Klaus Elsholz ein wenig schmunzeln. Seit Jahrzehnten bauen sie in der Anlage Lohwiese des Gartenbauvereins Karnap einen großen Teil von dem selbst an, was zu Hause auf den Teller kommt. Mit modischem Bio-Lifestyle haben die drei „Ruhrgebietspflanzen“ aber nichts am Hut.
„Das ist ja auch viel zu teuer“, sagt Klaus Elsholz (75), verzieht ein wenig sein Gesicht und stößt mit seinem Gartenbaukollegen Fritz Warschun (73) erstmal mit einem zünftigen Schnaps an. „Das Schönste an der Gartenarbeit ist das Gießen“, hat er keine Angst vor Kalauern. Aber um keinen falschen Eindruck aufkommen zu lassen: Natürlich geht es an der Lohwiese um Gemeinschaft, dazu gehört auch mal ein Kurzer beim Sonntagsfrühschoppen, doch das Leben im und mit dem Garten und seinen Erzeugnissen ist das, was den ehemaligen Glasfabrikarbeiter Elsholz und den Bergmann im Ruhestand Warschun mit seiner besseren Hälfte Tag für Tag auf ihre Parzellen treibt.
Derzeit ist die Freude ein wenig gedämpft. „Dieses Jahr ist viel erfroren. Und durch die Kälte im Moment kommt noch nichts raus“, stellt Elsholz fest. Zwiebelchen hat er schon gesetzt, die sind aber noch keinen sichtbaren Millimeter gewachsen, das Schnittlauch ist schon grün, auch die Rhabarbersträuche stehen, der Rest seiner mehr als 150 Quadratmeter Nutzfläche ist leider noch kahl. „Das kommt schon“, sagt er. Nach mehr als 30 Jahren Eigenanbau weiß er, dass man manchmal ein bisschen Geduld braucht.
Besonders stolz ist sie auf ihre sauren Gurken
Und die wird belohnt, und zwar so üppig, dass man gar nicht alles selbst verspeisen kann. Fragt man Ilse Warschun (72), was der Garten so alles hergab und -gibt, weiß sie gar nicht wo anfangen und aufhören: „Viele Kartoffeln, Salat, Möhren, Gurken, Bohnen, Zwiebeln, Rote Beete, Tomaten, Kürbisse, Zucchini, Erbsen, Knoblauch, Schnittlauch, Petersilie, Weißkohl, Rotkohl – alles mögliche eben.“ Beliebig verlängern ließe sich die Liste noch mit unterschiedlichen Obstsorten, die sie oder Nachbar Klaus Elsholz Jahr für Jahr direkt verspeisen, einmachen, zu Marmelade verarbeiten oder an Kinder, Kindeskinder und Nachbarn verteilen. „Bei unseren Apfelbäumen meint man, die Früchte sind drangeklebt“, sagt sie.
Besonders stolz ist sie auf ihre sauren Gurken, die sie mit Dill, Senfkörnern, Lorbeerblättern und Wacholderbeeren selbst einlegt. „Die Sachen schmecken eben oft besser, als die im Laden gekauften“, bestätigt Elsholz und meint damit längst nicht nur die Gewürzgurten seiner Nachbarin. Und dass da tatsächlich immer überall „Bio“ drin sei, wenn es drauf stehe, daran glauben die drei Kleingärtner keine Sekunde.
Dass man als Kleingärtner aber so ganz ohne Supermarkt um die Ecke auskommt, das ist zumindest an der Lohwiese eine Sage. „Natürlich kaufen wir noch ein“, stellt Ilse Warschun fest. Mit den Kartoffeln komme man etwa bis Weihnachten aus; bis dahin sei das eine oder andere schon zur Neige gegangen. Die Bohnen aber reichen wohl für das ganze Leben.
Dass man als Kleingärtner Unsummen einspart, weil man weniger einkaufen muss, ist ebenfalls eine Sage. „Da müssten Sie alleine mal die Preise für vernünftiges Kartoffel-Saatgut sehen. Nein, ausgeben muss man vergleichbar viel Geld“, räumt Elsholz ein.
Dem Trio aus Karnap geht es um etwas anderes, etwas, das die jungen Gartenliebhaber, die im Grünen lieber grillen und sich sonnen möchten, heutzutage nicht mehr oft zu den Anlagen der Stadt mitbringen. „Ich baue gerne an. Wenn ich sehe, wie etwas gewachsen ist, dann macht das einfach Spaß“, lässt Klaus Elsholz einen Einblick ins Innenleben des klassischen Kleingärtners zu.
Trotz des Alters, und auch wenn die Warschuns Jahr für Jahr überlegen, die Parzelle wegen der vielen Arbeit abzugeben, werden die Drei sicherlich noch lange mit Spaten, Dreizack oder Hacke in ihren Gärten anzutreffen sein. Denn zu tun haben sie immer. Fritz Warschun: „Mein Opa hat immer gesagt, dass Haus und Garten nie fertig werden – und das stimmt.“