Essen. Heinz Schuster hat es gut gemeint und einen überdachten Wetterschutz am Ufer des Baldeneysees gebaut – ohne Erlaubnis. Jetzt bekommt der Vorsitzende der Essener Kleingartenvereine Ärger mit der Stadt. Schuster muss den Bau abreißen.
Wer einfach so einen Bau in die Landschaft setzt, muss damit rechnen, dass er Ärger mit der Baugenehmigungsbehörde bekommt. Das geht auch Heinz Schuster nicht anders, dem ebenso hemdsärmligen wie impulsiven Vorsitzenden der Essener Kleingartenvereine.
Die sicher gut gemeinte Idee, einen überdachten Wetterschutz am Ufer des Baldeneysees in der Nähe der Kleingärten zu bauen, führte jetzt zu einem hässlichen Streit und zum erwartbaren Ergebnis: einer Abrissaufforderung durch die Stadt. „Wir werden uns dem unter Protest beugen“, bestätigte Schuster jetzt wütend. „Wenn Paragrafen vor gesundem Menschenverstand gehen, dann ist das eben so.“ Leidtragende seien die Menschen, zu deren Schutz vor Regen die Konstruktion am Anleger Lanfermannfähre gebaut worden sei.
Heinz Schuster will nun auch das Toilettenhäuschen abreißen
Schuster hat häufig beobachtet, dass viele Spaziergänger den Unterstand gerne nutzen würden, „und das ist doch wohl das Entscheidende“. Dass es sich um ein Landschaftsschutzgebiet handelt, ficht ihn nicht an, und die Kritik am grobschlächtigen Aussehen des Wetterstands hält der Kleingarten-Chef für ein bisschen elitär. „Wir werden das jetzt abreißen und hoffen, dass sich eine Bürgerinitiative bildet, die diesen Unsinn anprangert.“
Weil Schuster gerade in Rage ist, will er auch die öffentliche Toilette entfernen, die nur wenige Meter vom Unterstand entfernt ist. Sie wurde ebenfalls von den Kleingärtnern errichtet, ebenfalls wohl streng genommen illegal. Das Örtchen findet aber zweifellos immer wieder dankbare Nutzer, die erleichtert darüber sind, dass es überhaupt eine Toilette am langen Uferweg gibt.
Jeglichen freundschaftlichen Kontakt einstellen
Die Stadt fordert zwar nicht den Abriss der im Vergleich eher unauffällig platzierten Toilette, aber Schuster findet, hier solle nun gleiches Recht gelten: „Wenn unser Wetterstand gegen das Gesetz ist, dann ist es die Toilette auch. Also muss auch sie weg.“ Zudem werde man mit der Stadt nun jeglichen freundschaftlichen Kontakt am Baldeneysee einstellen und sogar erwägen, den Wanderweg am Ufer für die Allgemeinheit zu sperren. „Der gehört nämlich dem Stadtverband der Kleingärtner-Vereine“, betont Schuster.
Thomas Franke, Leiter des Amtes für Stadtplanung und Bauordnung, will die Drohungen nicht kommentieren, verweist in der Angelegenheit Wetterhütte aber auf die Rechtslage. „Es gibt da keinerlei Spielraum, zumal nicht in einem Landschaftsschutzgebiet.“ Abgesehen davon „entspricht die Art der Gestaltung nicht ganz dem, was wir uns am Baldeneysee künftig vorstellen“.
Ende April erste Ideen und Verbesserungsvorschläge
Tatsächlich demonstriert der Vorgang eine gewisse Wurschtigkeit, mit der am See in baulichen Fragen mitunter zu Werke gegangen wird. Wer vom Regatta-Turm in Richtung Zechenturm Carl Funke läuft, trifft immer wieder auf Bauruinen, Abbruchhäuser, Selbstgestricktes und bauliche Scheußlichkeiten aller Art, die einem Naherholungsgebiet durchaus abträglich sind.
Das haben auch die Stadt und Teile der Politik erkannt, weshalb seit geraumer Zeit über die Entwicklung des See-Umfelds eine ernsthafte Qualitätsdiskussion geführt wird. Ende April will die Stadt erste Ideen und Verbesserungsvorschläge bei einem Bauforum zusammentragen. Die Wetterhütte, um die es auch im Leserforum der WAZ heftige Diskussionen gab, ist dann wahrscheinlich schon Geschichte.