Essen. Der Verein „Paten für Arbeit in Essen“ nimmt Jugendliche bei den ersten Schritten im Job an die Hand – weitere Unterstützer gesucht.

Christian Weiß kennt die Klagen über Jugendarbeitslosigkeit zur Genüge. Doch was ihn von vielen unterscheidet: Er wollte nicht nur darüber lamentieren, sondern etwas dagegen tun. Deshalb engagiert sich der 49-Jährige bei dem Verein „Paten für Arbeit in Essen“, der Jugendlichen mit Startschwierigkeiten hilft, den Absprung ins Berufsleben zu meistern – und erfolgreich die Ausbildung abzuschließen.

„Das unterscheidet uns von anderen Initiativen, die sicherlich auch sinnvoll sind“, sagt Weiß. „Wir begleiten die Jugendlichen als Paten über einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren. Das bringt eine gewisse Nachhaltigkeit.“ Selbst arbeitet er als Wasserbauingenieur und ist Vater von zwei Söhnen. Da kennt man die Probleme junger Erwachsener nur zu gut.

2004 übernahm der Essener erstmals eine Patenschaft für einen Schüler und hat seitdem sechs Schulabgänger auf ihrem Weg ins Berufsleben begleitet. Er würde es immer wieder tun: „Ich staune regelmäßig, wie toll sich gerade junge Leute entwickeln, denen man anfangs nicht viel zugetraut hätte. Wenn man sie ernst nimmt, blühen sie richtig auf.“

Begegnung auf Augenhöhe

Gegenseitiger Respekt und ein Umgang auf Augenhöhe zwischen Paten und „Patenkind“, sofern man im Alter von 15 bis 20 Jahren davon sprechen kann, sei für die Arbeit oberstes Gebot, sagt der Vorsitzende Wolfgang Weber, auch bekannt als langjähriges Mitglied der SPD-Ratsfraktion. Seit 1998 besteht der Verein und hat sich seitdem kontinuierlich weiterentwickelt. „Angefangen haben wir damals mit fünf Rentnern, die keine Lust hatten, zu Hause herumzusitzen“, so Weber. „Dann ist die Sache zum Selbstläufer geworden.“

Die Arbeit der Paten ist vielseitig, hat aber einen klaren Schwerpunkt: Sie stehen Jugendlichen als Ansprechpartner für alle Fragen im Berufsleben zur Seite – egal, ob es darum geht, ein Bewerbungsschreiben zu formulieren, Vorstellungsgespräche durchzuspielen, Berichtshefte zu schreiben oder seelische Unterstützung zu leisten. Oft agieren sie auch als Mittler zwischen den Jugendlichen, ihren Eltern und den Ausbildungsbetrieben, wenn es Konflikte gibt. Und das kommt durchaus vor: „Manchmal ärgern sich Ausbilder, dass die Azubis unpünktlich sind oder die nötige Disziplin für den Job vermissen lassen“, so Weiß. „Allerdings kommen viele aus schwierigen Verhältnissen. Man muss sie eben dort abholen, wo sie stehen.“

Alles auf freiwilliger Basis

Die teilnehmenden Schulen werben in den neunten Klassen für das Projekt und stellen so den Kontakt zwischen Paten und Jugendlichen her. Alles auf freiwilliger Basis – man versuche nicht, den Schülern irgendetwas aufs Auge zu drücken, betont Weber. „Das würde auch nicht funktionieren. In der Regel nehmen diese das Angebot aber dankbar an.“

Viele der Paten haben noch immer Kontakt zu ihren ehemaligen Schützlingen – da seien schon langjährige Freundschaften entstanden. Doch auch die Paten werden in Seminaren auf ihre neue Aufgabe vorbereitet. „Da prallen verschiedene soziale Gruppen aufeinander, das darf man nicht unterschätzen“, so der Vorsitzende.

So müssten auch die Paten erstmal lernen, mit anderen Kulturkreisen umzugehen – etwa mit Musliminnen, die ein Kopftuch tragen. Doch der Erfolg gibt der Initiative Recht: 60 Prozent der Jugendlichen haben mit Hilfe des Projekts dauerhaft ihren Arbeitsplatz halten können. „Das wollen wir natürlich noch steigern“, sagt Wolfgang Weber, der bald in den (Un-)Ruhestand geht – denn die Arbeit beim Verein wird ihn wohl weiter fordern.

Doch dazu braucht es Mitstreiter. Weber: „Wir suchen händeringend Verstärkung und freuen uns über jeden, der Lust hat, eine Patenschaft zu übernehmen.“ Allerdings sei auch finanzielle Unterstützung durchaus willkommen.