Essen. . NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider (SPD) hört zu. Weder Geld hat er im Gepäck, noch Fördermittel zu vergeben. Doch wir schreiben den Aktionstag „Frau und Beruf“, und so hört er sich an, welche besonderen Schwierigkeiten es in der Vermittlung von Alleinerziehenden und Migrantinnen gibt.

Am Samstag legen die Mitglieder des MEO-Facharbeitskreises „Frauenerwerbstätigkeit“ beim Aktionstag "Frau und Beruf" die Probleme anderer Frauen dar. Die Quote am Tisch liegt bei 14 zu 2. Ein Bild, das glauben machen mag: Die Frauen haben längst das Sagen. Doch so ist es nicht ganz – vorerst dürfen sie nur reden.

Hätten die Damen, anwesend sind Gleichstellungsbeauftragte der Städte Mülheim, Essen und Oberhausen, Vertreterinnen von Arbeitsagenturen und Regionalagentur MEO, hätten diese Frauen also etwas zu sagen, würden sie den Fokus weglenken von vermeintlichen Vermittlungshemmnissen.

Mehrsprachigkeit würde als Chance gesehen, die Familienphase als Gewinn gewertet. Doch dem Wort „Alleinerziehend“ haften Assoziationen gehetzter Mütter an, die jede Kinderkrankheit als willkommenen Urlaubsanlass werten.

Als Gegenbeispiel darf man Annika Klein anführen, die bei der Bäckerei Peter eine Ausbildung in Teilzeit absolviert. Weswegen der Betrieb an diesem Morgen modellhaft vorgestellt wird für die steigende Zahl der Unternehmen, die Teilzeitausbildungen anbieten. Annika Klein nutzt dieses Ausbildungsmodell. 30 Stunden wöchentlich arbeitet sie, managt zudem im Alleingang den Haushalt und betreut drei Kinder im Alter von drei bis zehn Jahren. „In der Berufsschule ist sie eine Einser-Kandidatin“, sagt Bäcker Peter-Ausbilderin Christa Henkel, „vermutlich wird sie die Prüfung vorziehen.“

So kann’s gehen – wenn man eine Chance bekommt.

Und die wird man mehr Menschen eröffnen müssen. „Der demografische Wandel ist da. Wir können es uns nicht leisten, Frauen weiterhin als industrielle Reserve-Armee zu sehen, die bei Bedarf zupacken und dann wieder gehen“, sagt NRW-Arbeitsminister Guntram Schneider. Frauen als fester, fachlich ausgebildeter Teil der Arbeitswelt – doch die Realität sieht anders aus. Nicht, weil die Frauen nicht wollten, sondern weil die Rahmenbedingungen schlecht sind. Zu wenig Kinderbetreuung, zu wenig ausbildungsbegleitende Hilfen gibt es.

„Von 60 Prozent, die das theoretisch könnten, bilden nur 30 Prozent tatsächlich aus“

„Das müssen wir ändern“, sagt Schneider. „Wir haben keine Wahl, als uns auf die Leute einzustellen, die da sind. Es gibt ja keine anderen. Tun wir das nicht, können wir viele Stellen bald nicht mehr besetzen.“ So wirbt Schneider für frühere Berufsorientierung, damit künftig mehr Schulabgänger in einen Job gehen, statt „Warteschleifen-Jahre in Berufskollegs zu absolvieren, bis sie wissen, was sie wollen.“

Und es müsse mehr Betriebe geben, die ausbilden, „von 60 Prozent, die das theoretisch könnten, bilden nur 30 Prozent tatsächlich aus.“ Das sind nun keine reine Frauenthemen, es betrifft Schulabgänger männlich wie weiblich. Doch ohnedies will Schneider das Problem Ausbildung nicht allzu geschlechtsspezifisch betrachten.

Eine Gemengelage aus Problemen bedinge ein Vielzahl von Lösungen. Und die sollten - wenn es nach Guntram Schneider geht - am besten gebündelt werden. Nicht zig verschiedene Fördertöpfe, sondern eine klare Regelung befürwortet er. Nicht dutzende Arbeitskreise, sondern ein belastbares Netzwerk will er. Geld kann er dafür nicht locker machen. Und dennoch dürften die Frauen des Facharbeitskreises die Diskussion nicht gänzlich unzufrieden verlassen haben. Das Problem ist erkannt. Doch wie sagte eine von ihnen: „Wir haben ein dickes Brett zu bohren“. Und da ist ein Anfang immerhin gemacht.