Essen. . Ratten in der Wohnung, Ratten im Kiosk, im Geschäft und im Gebüsch sowieso: In Essens Nordviertel formiert sich eine Protest-Initative gegen die Schädlinge, die sich auf der Schlenhofstraße offenbar ziemlich wohl fühlen. Der Stadtbetrieb “Grün und Gruga“ hat seinen Etat für vorsorgliche Rattenbekämpfung erhöht.
Der Stadtbetrieb „Grün und Gruga“ hat in diesem Jahr seinen Etat für vorsorgliche Rattenbekämpfung erhöht – von 25.000 Euro im Jahr 2011 auf 30.000 Euro. Mit diesem Geld werden Schnitt-Arbeiten bezahlt, die vorsorglich verrichtet werden, damit wuchernde Büsche an den Wegesrändern nicht zum Wohnzimmer von Ratten werden. Trotzdem nisten sich Schädlinge immer wieder unter Büschen ein, wie ein aktuelles Beispiel zeigt.
Auf den ersten Blick wirkt die Schlenhofstraße im Nordviertel unweit der B224 durchaus ordentlich und gepflegt. Vor einer Trinkhalle stehen Arbeiter und trinken Kaffee aus Plastiktassen. Die Atmosphäre ist angenehm und gelöst.
Rattenfallen wurden schon aufgestellt
Altbaufassaden prägen das Stadtbild. Es gibt viel Grün in dieser Straße. Doch auch hier ist das Grün, das Gehölz an den Straßenrändern, ein Problem. Denn: „Wenn ich morgens meinen Kiosk aufschließe, muss ich gucken, dass hier keine Ratte sitzt“, sagt Monika Tischler, die Pächterin des Kiosks. Gegenüber gibt es ein großes Beet mit Büschen. Man hat schon Rattenfallen aufgestellt.
„Die vielen Sträucher zu beschneiden, würde auf jeden Fall etwas bringen“, sagt auch Kopiergeschäftbesitzer Frank Real. „Die Ratten kommen aus der Kanalisation und nisten sich hier in den Büschen ein.“
Johannes Oppenberg, Abteilungsleiter bei „Grün und Gruga“, räumt mit dem Vorurteil auf, dass die Stadt Büsche und Bäume am Straßenrand zunehmend verwildern lässt: „In den vergangenen Jahren ist bei der Pflege des Straßenbegleitgrüns nichts zurückgestellt worden.“ Büsche würden zweimal jährlich beschnitten, die Beete darunter fünfmal jährlich gehackt und von Unrat befreit. Das diene auch der Vorbeugung von Rattenplagen.
Rattenschnauze im Staubsauger
Monika Tischler erzählt von Bekannten in der Straße, bei denen die Tiere sogar schon im Keller säßen. Noch schlimmer traf es Anwohnerin Mandy Pinkel: „Ich wohne in der obersten Etage. Trotzdem hatte ich beim Flurputzen plötzlich eine Rattenschnauze im Staubsauger. Das muss man sich mal vorstellen.“
Die schmutzigen Nager würden woanders wohl für panische Reaktion sorgen – die Leute in der Schlenhofstraße können jedoch nur noch mit den Schultern zucken. Zu alltäglich sind die Ratten geworden.
Trotzdem soll der Plage jetzt ein Ende bereitet werden: Rund um Monika Tischler hat sich eine Initiative gebildet. “Die Ratten werden immer dreister und rennen nicht mal weg, wenn man sich nähert.“ Es gibt selbstgeschossene Fotos von Nagern, die seelenruhig in einer Garageneinfahrt in der Sonne liegen, dem Fotografen zum Trotz.
Beschwerde beim der Stadt
Monika Tischler und Anwohner haben einen Beschwerdebrief an die Stadt geschrieben und Unterschriften gesammelt. Bislang gab es noch keine Reaktion. Nach Angaben der Stadt ist jedoch nie ein Brief dort eingegangen. Monika Tischler hat nun den Brief ein weiteres Mal abgeschickt und hofft auf eine positive Antwort. Der stellvertretende Leiter des Ordnungsamtes, Rainer Kunze, möchte auf die Bewohner der Schlenhofstraße zugehen: „Ein persönliches Gespräch mit den Betroffenen wäre sicher hilfreich, um die notwendigen Maßnahmen abschätzen zu können“, sagt er im Gespräch mit der WAZ.
Die Beschwerden gingen auch bei Frank Tiedemann ein, der für die Linken in der Bezirksvertretung I sitzt, dem zuständigen Stadtteilparlament. Er setzt sich für eine Behandlung des Problems auf der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung ein. Diese solle die Verwaltung bitten, möglichst schnell Abhilfe zu schaffen, damit die Bewohner der Schlenhofstraße wieder sorgenfrei staubsaugen können.