Essen. .

Mehrere hundert Nager sollen mittlerweile den Spielplatz an der Heinitzstraße bevölkern. Eltern fürchten um die Gesundheit ihrer Kinder. Die Stadt will das Problem bis Anfang Juni in den Griff bekommen.

An der Heinitzstraße sowie dem angrenzenden Grünstreifen nahe dem Bahnhof Essen-West und der Straßenbahnhaltestelle „Sälzerstraße“ sollen sich hunderte Ratten eingebürgert haben. Foto: Remo Bodo Tietz
An der Heinitzstraße sowie dem angrenzenden Grünstreifen nahe dem Bahnhof Essen-West und der Straßenbahnhaltestelle „Sälzerstraße“ sollen sich hunderte Ratten eingebürgert haben. Foto: Remo Bodo Tietz © WAZ FotoPool

Hinter dem Busch sitzt sie, zwischen den Resten eines weggeworfenen Hamburgers. Ein wahres Festmahl – für diese Ratte. Mehrere Hundert Nager sollen den Spielplatz an der Heinitzstraße sowie den angrenzenden Grünstreifen nahe dem Bahnhof Essen-West und der Straßenbahnhaltestelle „Sälzerstraße“ bevölkern. Unter einem Metallcontainer haben sie ihre Brutstätte. Anwohner klagen, die Stadt mehrfach auf die Situation hingewiesen zu haben, ohne dass etwas passiert sei. Jetzt schlagen auch Eltern Alarm. Das Ordnungsamt verspricht: In einer Wochen sollen erste Rattenköder ausgelegt werden. Mehr als eine Million Ratten bevölkern Essens Straßen und Hinterhöfe. Grund dafür ist vor allem achtlos weggeworfener Müll. Der habe auch an der Heinitzstraße zu der verstärkten Population der Nagetiere geführt, vermuten Anwohner.

„Der Spielplatz ist richtig dreckig geworden, die Leute werfen alles in die Büsche“, sagt Monika Dorn, die bis vor einem Jahr regelmäßig mit ihrer sechsjährigen Tochter Vanessa zum Spielplatz gekommen war. Wegen der zunehmenden Vermüllung gehen sie nun woanders spielen. Auch Achmed Saad fürchtet um die Gesundheit seines dreijährigen Sohns Zidane. Ratten habe er zwar noch nicht gesehen: „Ich will es aber nicht darauf ankommen lassen. Wir kommen besser nicht mehr her.“ Martina Lemm (46) läuft mehrmals am Tag mit ihrem Hund durch die kleine Parkanlage. Auch sie hat beobachtete, dass viele Passanten auf dem Weg zu Straßenbahn oder zum Zug ihren Müll achtlos wegwerfen. „Die Ratten kommen sogar tagsüber raus, wenn hier Straßenbahnen und Autos fahren. Die haben überhaupt keine Scheu mehr.“

Grün und Gruga legt bis Anfang Juni Rattenköder aus

Das sei kein Zustand, stimmt Rainer Kunze vom Ordnungsamt zu. Bereits im Februar habe er den Verantwortlichen von Grün und Gruga, die sich in Essen um die Pflege kommunaler Grünflächen kümmern, auf die Situation an der Heinitzstraße hingewiesen. Dass sich bis heute nichts getan hat, sei auf vermehrte Krankheitsfälle zurückzuführen. „Das ist eine Erklärung, aber keine Rechtfertigung“, sagt Kunze. Nun soll Grün und Gruga bis Anfang Juni Rattenköder auslegen, Hinweisschilder sollen darauf aufmerksam machen.

Rattenköder am Spielplatz? „Die Köder werden mit Bitterstoffen versetzt. Kinder spucken die sofort wieder aus“, sagt Werner Steinhäuser, NRW-Landesvorsitzender des Deutschen Schädlingsbekämpfer-Verbands. Trotzdem sollten Eltern besonders aufmerksam sein, Hundehalter seien zudem gewarnt: „Hunde schlucken die Köder.“ Steinhäuser kritisiert das verspätete Handeln der Stadt. Gerade an Spielplätzen seien Ratten schnell zu bekämpfen.

„Eine Ratte scheidet am Tag bis zu 200 einzelne Kotstifte aus. Wenn Kinder auf dem Spielplatz hinfallen, den Kot an die Finger bekommen, ihn vielleicht sogar in den Mund stecken, kann das zu Vergiftungen, Darmerkrankungen oder Schlimmerem führen.“ Er rät präventiv zu einem neuen Müllkonzept an dem Spielplatz. „Ratten sind Allesfresser, deshalb ist es wichtig, dass viele Mülltonnen aufgestellt werden, die auch sehr häufig abgeholt werden.“ Er rät zu bestimmten Abfalleimern, die rattensicher sind, weil sie mit einer Metallfeder fest verschlossen sind. Rainer Kunze vom Ordnungsamt; „Das ist ein Konzept, das wir überprüfen werden.“