Essen. . Bei Alkohol, Drogen, Raserei droht den Verkehrssündern der Führerschein-Entzug. Ein anonymer Infotag zum „Idiotentest“.

Der 25-Jährige ist in eine Polizei-Kontrolle geraten, weil er ohne Licht gefahren ist: „Die haben gedacht, ich bin besoffen“, erzählt er. Plötzlich sei die Streife hinter ihm gewesen, sie hätten mit einem Hund den Wagen abgesucht. Und er habe einen Schnelltest für Alkohol und Drogen machen müssen: „Alles negativ“. Er musste dennoch auf die Wache, wo ihm Blut abgenommen worden sei.

Vier Wochen später kam ein Brief, dass er nicht mehr Autofahren dürfe. Das habe ihn überrascht: „Ich trinke nie, habe nie Drogen genommen“, beteuert der junge Mann aus Guinea. Vielleicht mal eine Paracetamol, erzählt er heute, vier Jahre später. So lange hatte er das Thema Führerschein vergessen, sagt er. Nun will er die Medizinisch-Psychologische Untersuchung bestehen, um seiner Fahrerlaubnis wieder zu bekommen. Er arbeitet nun in einer Krankenhaus-Küche und fängt morgens um 6 Uhr an. Der Weg zur Arbeit wäre mit Auto leichter zu bewältigen. Daher sitzt der 25-Jährige beim Institut Impuls, das auf die MPU vorbereitet, im Stuhlkreis, erzählt seine Geschichte und hofft auf Hilfe.

Schwachstellen suchen

Verkehrspsychologe Klaus Boerner, der selbst 30 Jahre lang als Gutachter gearbeitet hat, erklärt, welche Möglichkeiten es zur Vorbereitung auf die MPU, auch Idiotentest genannt, gibt. Rät zunächst zum Beratungsgespräch, ob eine Maßnahme überhaupt sinnvoll sei. Denn es gebe diejenigen, die aus ihrem Verhalten bereits viel gelernt und Konsequenzen gezogen hätten. Wer glaubhaft machen könne, dass er immer die Kontrolle über sich habe, der könne mitunter ohne Kurs zur MPU.

Doch der Psychologe gibt zu bedenken: „Es reicht nicht zu sagen, mein Verhalten war verkehrt, ich werde das nicht mehr tun.“ Wer so vor die Gutachter tritt, ist mitunter überrascht, warum er durchfällt, sagt Boerner. Das Amt wolle in dem Gutachten Argumente, „warum es sich darauf verlassen kann, dass derjenige seine Probleme künftig besser löst.“

Vor der MPU müsse sich jeder mit sich auseinandersetzen. Sich fragen: Warum habe ich als Lösung gesoffen? Wie passt es zu mir, dass ich mich so verhalten habe? Man müsse Schwachstellen suchen, um sich zu schützen. Und andere.

"Sie haben mich aus dem Auto rausgeschnitten"

Die hat der 46-Jährige zum Glück nicht auf dem Gewissen, sagt er heute. Mehr als zehn Jahre nach dem Unfall, den er mit zwei Promille gebaut hat. „Ich habe mich regelrecht in Wut getrunken“, erinnert er sich. Natürlich habe er gewusst, dass er nicht hätte fahren dürfen. Der Weg nach Hause hätte nur über die Straße geführt, und er wäre zu Hause ins Bett gefallen. Er stieg aber ins Auto. Total sauer, völlig in Rage. Es ging um Geld, er „wollte zu jemandem hinfahren.“ Angekommen ist er nicht. „Da war die Baustelle auf der Bocholder.“ Mittags sei die noch nicht da gewesen.

Seinen Unfall hat er am Tag darauf im Fernsehen gesehen, als er im Krankenhaus nach kurzem künstlichen Koma wach wurde. „Sie haben mich aus dem Auto rausgeschnitten.“ Wie die Feuerwehr das Dach abgetrennt hat, hat er auf dem Bildschirm verfolgen können. „Dann kam meine Mama auf mich zu.“ Und sein bester Freund, der ihm eine schallende Ohrfeige verpasst hätte. „Das hat mehr weh getan, als die Verletzungen“, sagt der 46-Jährige, der bereits eine MPU bestanden hat, zu der er musste, weil er zu zügig unterwegs gewesen sei.

"Ich habe mich schuldig gefühlt"

Heute fragt er sich wieder, wie aufgeregt er sein wird. Wie wird er sich geben? Wie schätzen die ihn wohl ein? Warum er sich erst so viele Jahre später entschieden hat, den Führerschein zurück haben zu wollen? Zum einen habe er den kroatischen, auch wenn er mit dem in Deutschland nicht fahren dürfe. Aber er nennt noch einen anderen Grund: „Ich habe mich schuldig gefühlt.“