Essen. Die Polizei reagiert mit Aufklärungskampagnen und Kontrollen auf die gestiegene Zahl von verunglückten Fußgängern und Fahrradfahrern. Bei der ersten Aktion am Mittwoch baten sie 173 Verkehrssünder zur Kasse.

Neben Altenessen und Kettwig war die Rüttenscheider Straße zwischen Stern und Girardet-Center ein Schwerpunkt der Kontrollen und Bürgergespräche. Fünf Unfallhäufungsstellen bereiten den Mitgliedern der Unfallkommission seit Jahren Kopfschmerzen, und sehr oft geht es dabei um Konflikte zwischen Autofahrern, Radlern und Fußgängern.

Zum Beispiel an der Einmündung Girardetstraße. Zuletzt hat es zwei Unfälle gegeben, weil Autofahrer die Vorfahrt der Radler auf dem Radweg der Rü ignoriert haben. Oder sie haben deren Geschwindigkeit falsch eingeschätzt: „Besonders bergab kacheln die oft mit Tempo runter“, sagt Hauptkommissar Erwin Jochheim.

Fußgänger rennen über rote Ampeln

Jochheim leitet als Bezirksbeamter den Einsatz an der Rü, weil er die Gefahrenstellen kennt. Zum Beispiel am Stern, wo immer wieder Fußgänger über die rote Ampel rennen, um die Tram der Linie 106 noch zu erreichen. Gestern waren etliche Passanten zum Teil ehrlich überrascht, als Beamte der Einsatzhundertschaften ihnen dafür ein Verwarngeld verpassten.

Begeistert empfangen wurden die Polizisten von einer Kita-Gruppe und deren Erzieherinnen, die ihre Schützlinge Hand in Hand über die Ampel führen: „Wie sollen wir den Kindern das richtige Verhalten an der Ampel beibringen, wenn sie immer wieder sehen, wie Erwachsene einfach so über die Straße laufen?“

"Wir werden nachfassen"

Wer gestern auf der Rü „mal eben rüber“ ging, bekam von den Beamten der Einsatzhundertschaft und des Bezirksdienstes einen Flyer in die Hand gedrückt, in denen die Polizei warnt vor Verhalten, mit dem sich Fußgänger selbst in Gefahr bringen: „Rotlicht beachten. Nicht zwischen parkenden Autos hervortreten. Kein Sound auf den Ohren.“ Und, fett und rot gedruckt: „Bei Dunkelheit sichtbar sein!“ Für Radler haben die Beamten einen Auszug aus dem Bußgeldkatalog dabei, dazu den Block mit Mängelkarten (5) und Verwarngeldern.

Die belehrten und auch die verwarnten Passanten zeigen sich an diesem Mittag einsichtig. Allerdings ist der Polizei auch klar, dass eine einmalige Kontrollaktion noch keine Verhaltensänderung bewirken wird. „Wir werden nachfassen, kündigt Polizeisprecherin Tanja Hagelüken an.“

"Das hat mit Sicherheit geholfen"

Wie langlebig die Verkehrsprobleme an der Rü sein können, lässt sich jeden Samstag am Stern beobachten. Seit Jahren sichern dort auf Initiative des Seniorenbeirates den Übergang von Fußgängern an einer Querungshilfe. „Das hat mit Sicherheit geholfen“, sagt Jochheim. Überflüssig werden diese Sicherungsposten noch lange nicht sein.

Und dann ist auch der erfahrene Bezirksdienstler mit dem Latein am Ende, als ein Senior mit seinem Hund über den Radweg schleicht. Ob er denn nicht wisse, wie gefährlich das sei? Doch, sagt der Mann. „Aber mein Hund führt mich immer den falschen Weg.“