Essen. .
Dass der Sicherheitsgurt Leben retten kann, dürfte niemand mehr bezweifeln. Dennoch trifft die Polizei im Stadtverkehr immer mal wieder auf Autofahrer, die sich oder ihre Kinder nicht anschnallen: „Viele denken: Nicht so weit ist auch nicht so gefährlich“, benennt Jürgen Lückemeyer, Leiter der Verkehrsinspektion 1, den Irrglauben vieler Fahrzeuglenker.
Bekannte Ausreden
Was man auch an den drei Lieblings-Ausreden der Autofahrer erkennt, die sich die Polizei anhören muss: „Sonst immer.“ Oder: „Ich bin gerade erst losgefahren.“ Oder: „Ich muss doch sofort wieder aussteigen.“ Lückemeyers Abteilung sitzt in der Von-Bock-Str. 50 und ist in Mülheim und Essen für den verkehrspolizeilichen Außendienst und die Prävention zuständig. In diesen Tagen achtet die Polizei nicht nur in Mülheim und Essen besonders auf die Einhaltung der Gurtpflicht.
Lief in der Karnevalswoche noch eine europaweite Aktion zur internationalen Verkehrssicherheit, mit der seit einigen Jahren u. a. durch Gurt-Kontrollen versucht wird, die Zahl der schweren Unfallfolgen zu mindern, so läuft seit gestern zusätzlich die Landesaktion „NRW fährt mit Gurt“. Diese Kontrollwoche wird, so Jürgen Lückemeyer, fünfmal im Jahr durchgeführt. Wer ohne Gurt unterwegs ist, muss jetzt verstärkt damit rechnen, angehalten zu werden. Das kostet nicht nur Zeit: Wer ohne Gurt verwarnt wird, zahlt 30 €. Wer ein Kind mitnimmt, ohne es zu sichern, muss bei Kontrollen mit 40 € Bußgeld sowie einem Punkt in Flensburg rechnen. Wer sogar zwei oder mehr Kinder nicht gesichert hat, zahlt 50 €. „Es sind“, schätzt Jürgen Lückemeyer, „aber keine 10%, die in Mülheim und Essen ohne Gurt fahren.“
Dennoch hat die Polizei im Jahr 2010 noch 16 057 Knöllchen an die Gurtmuffel in beiden Städten verteilt. Immerhin ein Personenkreis in fünfstelliger Höhe, der „oben ohne“ erwischt wurde: „Das kann noch besser werden,“ hofft Lückemeyer. Mit gutem Grund: Das Nichtanlegen des Gurts ist, laut Statistik, einer der Hauptfaktoren, der im Straßenverkehr – neben erhöhter Geschwindigkeit und Alkohol am Steuer – für schwere Unfallfolgen – verantwortlich ist. Diese drei Faktoren, erklärt Lückemeyer, verursachten 50% aller Verkehrs-Todesfälle. Daher habe sich die Europäische Union schon im Jahr 2000 das Ziel gesetzt, die Zahl der Unfalltoten innerhalb von 10 Jahren auf die Hälfte zu verringern. Dabei zählte man europaweit, berichtet Jürgen Lückemeyer, im Jahr 2000 laut Statistik 113 Unfalltote auf 1 Million Einwohner, 2010 war der Schnitt schon auf 69 (immer bezogen auf eine Million Einwohner) gesunken. In Deutschland zählte man zuletzt 45 Verkehrstote, in ganz NRW 31.
Bezogen auf die Städte Mülheim und Essen nennt Jürgen Lückemeyer für das Jahr 2000 – ausgehend von ca. 770 000 Einwohnern – insgesamt 14 Verkehrstote. Im vergangenen Jahr waren neun Verkehrstote zu beklagen, acht in Essen, einer in Mülheim. Immer noch neun Opfer zu viel und ein Grund, sich anzuschnallen.