Essen. Im landesweiten Schwerpunkteinsatz gegen Temposünder hat die Polizei in Essen erstmals Streifenwagen für ungetarnte Geschwindigkeitskontrollen eingesetzt. Zudem hat die Stadt bei ihren unterstützenden Kontrollen in Tempo-30-Zonen die Toleranzen gesenkt.

In einer knappen Stunde blitzte es bei der Kontrolle an der Bottroper Straße stadtauswärts am Morgen rund ein Dutzend Mal. Der schnellste Temposünder hatte 25 Stundenkilometer zu viel auf dem Tacho. „Wenn wir hier mit einem Zivilwagen stehen würden, hätten wir deutlich mehr erfasste Temposünder“, sagt Polizeisprecher Peter Elke. Das belegen die Mess-Statistiken. „Der Streifenwagen wird als Warnung wahrgenommen - und das ist gut so.“

"Wir wollen nicht abkassieren"

Mit der Radarüberwachung in Uniform und Streifenwagen will die Polizei zwei Signale senden. Erstens: „Wir kämpfen mit offenem Visier“, sagt Elke. „Wir wollen nicht abkassieren, sondern sensibilisieren.“ Das zweite Signal soll sein: Wo ein Streifenwagen steht, könnte auch ein Radargerät stehen. Also: im Zweifel besser vom Gas gehen. An sechs bis acht Stellen im Stadtgebiet will die Polizei in der nächsten Zeit täglich kontrollieren

Transparenz schaffen und Problembewusstsein erzeugen: Das sind auch die Gründe, warum die Polizei jetzt dazu übergegangen ist, ihre Geschwindigkeitsüberwachungen mindestens teilweise anzukündigen. „Wir sagen damit: Wir kämpfen mit offenem Visier“, sagt Elke. Außerdem betrachtet das Verkehrskommissariat diese Maßnahmen als Gefahrenabwehr. „Wenn morgens ein Autofahrer in die Zeitung schaut und feststellt: An meiner Fahrtroute wird geblitzt. dann wird er vorsichtiger unterwegs sein. Damit haben wir unser Ziel schon zu 50 Prozent erreicht.“

Anwohner von Straßen, in denen häufig geblitzt wird, berichten allerdings mit einiger Verbitterung von einem gegenteiligen Effekt. Wer den Messpunkt passiert hat, gibt erleichtert Gas.

Weniger Messtoleranz in Tempo-30-Zonen

Die Stadt unterstützt die Schwerpunktaktion der Polizei mit ihren fünf mobilen Messeinheiten. „Da gibt es eine enge Abstimmung mit der Polizei“, sagt Stadt-Sprecher Detlef Feige. Auch bei den gemeinsamen Aktionen von Stadt, Polizei und Verkehrswacht wird es in der nächsten Zeit vorrangig um das Thema Geschwindigkeit gehen.

Die Verkehrsüberwacher im Ordnungsamt haben „insbesondere im Tempo-30-Zonen“ die Messtoleranz gesenkt. Das heißt: Jetzt kann ein Autofahrer auch schon für 34 km/h in einer Tempo-30-Zone ein Knöllchen kassieren. „Das können entscheidende zwei Kilometer zu viel sein, wenn Kinder auf die Fahrbahn laufen“, sagt Feige zur Begründung. Außerdem darf vermutet werden, dass die Stadt mit der Umstellung Mindereinnahmen ausgleichen will. 2010 hat die Stadt rund drei Millionen Euro mit der Tempoüberwachung eingenommen. Wegen der Baustellen auf der A 40 werden es dieses Jahr wohl rund 800.000 Euro weniger sein.
Anders als die Stadt hat die Polizei ihre Geräte noch nicht neu justiert.