Essen. Die Mediengruppe zieht 2015 an den Berliner Platz um und rückt so näher an die Innenstadt und die Leser. Die Bebauung des Areals folgt einer sinnvollen Logik: Im Innern entsteht ein neues Quartier für gehobenes Wohnen, entlang der Straßen bauen mehrere Unternehmen.
Die Bebauung des Uni-Viertels folgt einer sinnvollen Logik: Im Innern entsteht ein neues, durchaus ruhiges Quartier für gehobenes Wohnen, entlang der Straßen und des Verkehrskreisels Berliner Platz bauen mehrere Unternehmen. Das größte Projekt wird dabei die Zeitungsgruppe WAZ stemmen, die den alten Standort aufgibt und nah an der Innenstadt ihre neue Zentrale baut. Mit der Fertigstellung und dem Umzug ist nach jetzigen Stand im Jahr 2015 zu rechnen.
Der Ort ist mit Bedacht gewählt: „Wir wollen uns als Medienhaus nicht verstecken, sondern den Kontakt zu den Lesern und Anzeigenkunden ausbauen“, sagt Joachim Kopatzki, Personalchef der Mediengruppe und von der Geschäftsführung beauftragt, den Neubau zu koordinieren. „Ein Medienhaus auf der grünen Wiese, das entspräche nicht unseren Vorstellungen und auch nicht unseren Produkten.“ Unnahbarkeit zu verbreiten gehöre sich für ein bodenständiges Medienhaus ebenso wenig wie in Pracht und baulichem Luxus zu schwelgen: „Niemand soll Berührungsängste haben.“
Wie diese Philosophie nun in Architektur zu übersetzen ist, das werden die kommenden Monate zeigen. Im Rahmen eines Architektenwettbewerbs, der noch in diesem Jahr über die Bühne geht, soll der beste Entwurf ermittelt werden. Ein Plan, den auch Oberbürgermeister Reinhard Paß und die Bauverwaltung der Stadt ausdrücklich begrüßen. Denn erfahrungsgemäß ergibt sich aus dem Vergleich mehrerer Vorschläge eine bessere Lösung als beim Architektur-Einkauf von der Stange.
Rund 1000 Mitarbeiter müssen am neuen Standort Platz finden
Als Bauherr tritt die WAZ nicht selbst auf, das Unternehmen formuliert vielmehr genaue Anforderungen und Wünsche in einem Leistungskatolog. Die eigentliche Planungs- und Bautätigkeit obliegt dann Projektentwicklern und Investoren, von denen das Medienhaus den fertigen Gebäudekomplex dann anmietet - heute ein übliches Verfahren. Wer zum Zuge kommt, ist derzeit noch Gegenstand von Verhandlungen, einige Eckpunkte sind aber schon klar: Rund 1000 Mitarbeiter müssen im neuen Komplex Platz finden, alle in Essen arbeitenden Verlagskaufleute und Anzeigenvertreter, Techniker und Redakteure. Nur das Druckhaus an der Schederhofstraße mit seinen großen Druckstraßen bleibt an Ort und Stelle.
Im Univiertel werden so immerhin 30.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche gebraucht. Das Hauptgebäude entsteht entlang der Segerothstraße, möglicherweise wird die WAZ aber auch das zwar kleine, jedoch sehr zentral und prominent gelegene Grundstück direkt am Berliner Platz für einen zweiten Neubau nutzen. Falls es auch zu dieser zusätzlichen Investition kommt, dann sollen hier laut Kopatzki diejenigen Abteilungen einziehen, die besonders intensiv mit Lesern und Bürgern im Dialog sind.
Zukunftsstandort Uni-Viertel
Die WAZ wurde 1948 in Bochum gegründet, zog aber bereits 1953 nach Essen, wo im Ruhrgebiet medial die Musik spielte und wo beispielsweise die heutige Schwesterzeitung NRZ schon existierte. Das Unternehmen gehört somit seit langem zu dieser Stadt, dennoch waren Kopatzki zufolge durchaus auch andere Städte für die neue Zentrale im Gespräch, etwa Duisburg mit seinem Innenhafen. Letztlich aber sprachen die Zahlen, der Zukunftstandort Uni-Viertel und auch die Tradition für die Ruhrmetropole Essen. Nachdem die meisten großen Firmenneubauten in Essen fertig oder in Bau sind, wird das Medienhaus in gewisser Weise den Schlusspunkt setzen. „Mit dem Neubau setzen wir auch ein Zeichen zum Aufbruch“, unterstreicht Kopatzki.
Keines der Gebäude wird wohl auf Dauer stehen bleiben
Pläne gibt es auch bereits für den Altstandort, wo sich immerhin seit den 1920er Jahren das Essener Zeitungsviertel befindet. Zwischen Bahnlinie, Friedrichstraße und Sachsenstraße war nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkriegs in mehreren Abschnitten von den 1950er bis 1970er Jahren der jetzige Verlagskomplex entstanden. In den 1990er Jahren kam noch das alte Arbeitsamt an der Bert-Brecht-Straße hinzu. „Wir werden all unsere Grundstücke und Gebäude an einen Vertragspartner verkaufen“, kündigt Kopatzki an. Das könne entweder die Stadt Essen sein, die dann die weitere Vermarktung der Flächen übernimmt, oder auch ein privater Investor. Eines sei ziemlich klar: „Keines der Gebäude wird wohl auf Dauer stehen bleiben.“
Die in die Jahre gekommenen Gebäude unterliegen ständigem Sanierungsbedarf, ihre energetische Effizienz ist laut Kopatzki alles andere als optimal. Schon deshalb bot sich ein Neubau an und zu Recht weist Kopatzki darauf hin, dass die Vorfreude im Unternehmen groß ist. Andererseits: Ein bisschen Wehmut kann mancher, der hier lange tätig ist, nicht verhehlen. Wie das so ist, wenn man die alte Heimat bald verlässt.