Essen. . Viele der Eigentumswohnung in Essen sind schon verkauft, ehe der erste Spatenstich gemacht wurde. Dafür zahlen Käufer in Bredeney bis zu 4000 Euro pro Quadratmeter. Im neuen Univiertel sind bereits 85 Prozent der Eigentumswohnungen verkauft. Die Landflucht nimmt zunehmend ab.

Man kann sich das neue Luxusleben im einstigen Ghetto Berliner Platz kaum vorstellen. Vorerst hat die Stadt nur eine künstliche Wasserlandschaft gerichtet. Ein Spielplatz ist da und eine Baubude für Interessenten am künftigen Leben. Wer soll sich da für eine Nachbarschaft zu grauem Nordviertel und Sperrbezirk interessieren, hätte man noch vor ein paar Jahren gedacht. Doch Skeptikern zum Trotz: Die Pläne für das neue Quartier scheinen aufzugehen. Der Verkauf läuft. Wohnungen für 400 000 Euro und mehr gehen nun weg, noch bevor sie gebaut sind.

Es baut im Univiertel u.a. Hochtief Solutions, vermarktet werden die Wohnungen über die Sparkasse. „Fast 85 Prozent der Eigentumswohnungen sind schon verkauft“, sagt der Leiter des Sparkassen-Immobilien-Service Günter Bergmann.

Ähnlich läuft’s auch andernorts. Für 860 000 Euro etwa gehen die Projekte von Adams Wohnungsbau am Schellenberger Wald weg. Premiumlage, gehobene Ausstattung, deutlich über 100 Quadratmeter groß. Teils mehr als eine Million Euro zahlten Käufer für Wohnungen an der Straße Hohe Buchen in Bredeney, wo der Quadratmeter bis zu 4000 Euro kosten kann. „Die Leute suchen gezielt nach solchen Wohnungen“, sagt Geschäftsführer Eckehard Adams.

Kapitalanlage in Stein und Beton

Uni-Viertel macht sich

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    Etwa „Menschen, denen die Villa zu groß wird, nachdem die Kinder ausgezogen sind, die nicht länger Sklave großer Gärten“ sein wollen, so Adams. Menschen, die im Alter nicht auf Luxus verzichten möchten und den Komfort von Aufzügen und modernen Bädern zu schätzen wissen, die gern reisen mit dem guten Gefühl, dass ein Nachbar nach dem Rechten sieht.

    Ein ähnliches Klientel bedient auch Engel & Völkers-Immobilienberaterin Sandra Solf. „Die Nachfrage nach luxuriösen Eigentumswohnungen ist deutlich größer als das Angebot“ , sagt sie. Ein Trend, den auch Bergmann sieht: „Das zeichnet sich seit der Wirtschaftskrise 2008/2009 ab“. Immer unsicherer werden Anleger ob des schwankenden Dollars, des wackelnden Euros, suchen nach sicheren Kapitalanlagen – gern in Stein und Beton, die ohne Risiko 3 bis 4 Prozent Rendite bringen.

    Die Krux: Luxusimmobilien schießen nicht eben wie Pilze aus dem Boden. „Es ist gar nicht so leicht, gute Grundstücke zu finden“, sagt Eckehard Adams. Und selbst wenn eins gefunden ist, für das Baurecht besteht – mit rund zwei Jahren Vorlauf muss man bis zum Erstbezug rechnen.

    Auch Nachfrage am Projekt Seebogen in Kupferdreh groß

    Doch der Markt, auf dem sich in den letzten Jahres einiges tat, er ist endlich. Noch vor dem ersten Spatenstich für den ersten Bauabschnitt des Kölbl-Kruse-Projekts „Living One“ im Gruga-Carree werden bis Jahresende 20 von 40 Wohnungen verkauft sein. Für den zweiten Bauabschnitt, der nicht vor Ende 2013 fertiggestellt sein wird, gibt es Reservierungen für 15 von 40 Wohnungen. Mit hoher Nachfrage rechnet Living One-Geschäftsführer Reinhard Kalker weiterhin. „Nehmen wir die neue Positionierung von Eon. Wer aus München hierher kommt, ist ganz andere Immobilienpreise gewohnt.“ Alleinlebende gehobene Angestellte, die luxuriösen Wohnraum bezahlen könnten, sich nach einer Geschäftsreise jedoch nicht in verwildertem Garten wiederfinden wollen, seien ein weiteres Klientel für hochpreisige Eigentumswohnungen. So ist die Nachfrage groß am Projekt Seebogen in Kupferdreh, an Wohnungen in Heisingen.

    Mit einem Rückgang rechnen Immobilienexperten vorerst nicht. „Wir haben hier in Essen vier Dax-notierte Unternehmen“, sagt Adams. Entsprechend gebe es gut verdienende Angestellte. Die Tendenz zur Flucht in Eigenheime in ländlichen Gebieten sei rückläufig. „Zum einen wollen die Leute nicht jeden Tag Stunden ihrer Freizeit für Autofahrten opfern“, sagt Adams. Zum anderen sei auch die Mobilität teurer geworden. „Viele investieren lieber in eine teurere Immobilie in der Stadt als in Benzin – und nutzen dafür die gute Infrastruktur Essens.“