Essen. Schüler mit Sprachförderbedarf kommen zum Unterricht ins Museum Folkwang, um sich mit Hilfe der Kunst auszudrücken. Das Projekt „Sprache durch Kunst“ geht in die dritte Runde - eine Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen.
Kinder spielen Bildhauer: Sie stellen sich genauso hin, wie es ihnen die Skulptur im Museum vormacht. Ganz wortlos stehen oder hocken sie, während andere Schüler mit ihren Fingern eine Ton-Skizze kneten. Später sprechen sie alle über Auguste Rodin und lernen, sich mit Hilfe der Kunst auszudrücken. Mit Wörtern, aber auch mit Mimik oder Körpersprache.
Das Projekt „Sprache durch Kunst“ am Museum Folkwang geht in die dritte Runde. Es ist eine Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen (Bereich Deutsch als Zweit- oder Fremdsprache) und wendet sich an Schüler der fünften und sechsten Klassen. Mit dabei sind: Gesamtschule Nord, Hauptschule Wächtlerstraße, Victoriaschule und Frida-Levy-Gesamtschule.
Die Voraussetzung für die Teilnahme ist, dass die Jungen und Mädchen Sprachförderbedarf oder ausländische Wurzeln haben. Kinder aus bildungsfernen Haushalten sollen erreicht werden. „Die multikulturelle Gesellschaft hält Einzug ins Museum“, freut sich Kuratorin Heike Kropff.
Eine Auseinandersetzung mit der Kunst
Pro Halbjahr kommen bis zu zehn Gruppen. Zwei Unterrichtsstunden gibt es für sie jede Woche, in denen sie beim Action-Painting den Künstler Jackson Pollock nachahmen, über Bilder Claude Monet Kandinskys sprechen oder die Gefühle der gemalten Personen beschreiben und sich immer intensiv mit der Kunst auseinandersetzen, beschreibt Projektleiterin Karin Mohr.
Um die Einheiten im Museum vorzubereiten, kommen Sprachdidaktiker der Universität ebenfalls für zwei Unterrichtsstunden in der Woche in die Schule. Geht es um Emotionen, stehen zum Beispiel Adjektive auf dem Plan, mit denen die Schüler später im Museum die Menschen auf Werken van Goghs oder Beckmanns entdecken.
Sprachanlässe will das Museum den Schülern bieten und sich für alle gesellschaftlichen Gruppen öffnen. Für die Beteiligten aus dem Museum und von der Uni gehören Fortbildungen zum Sprach-Projekt. Sie tauschen sich unter anderem mit Vertretern aus der Theater-Praxis über zeitgemäße Kunstvermittlung aus. Ein weiteres Angebot gilt Lehramts-Studenten, die die Methoden erfahren und ausbauen können. Das Museum will indes mit Hilfe der Schüler die Qualität des Projekts prüfen. Kinder bewerten ihre Zeit im Museum auf Fragebögen. Allein, dass er nach seiner Meinung gefragt wurde, fand ein Schüler richtig toll.
Auszeichnung als "Ort im Land der Ideen"
Noch ist Sprache durch Kunst ein Modellprojekt, das weiterentwickelt wird. Ausgezeichnet wurde es nun als ein „Ort im Land der Ideen“. Es ist eine Anerkennung, Geld hingegen gibt es bislang von der Stiftung Mercator noch bis Ende des Jahres. Mit Ergebnissen, was das Projekt bei der Sprachförderung tatsächlich bewirken kann, rechnet Karin Mohr in etwa drei Jahren.
Einen Erfolg hätten sie bereits nach den ersten beiden Runden verbucht, denn das Museum sei für die Kinder kein fremder Ort mehr: „Sie haben es als Raum für sich erobert.“ Besucht hatte es bis dahin keines von ihnen.