Essen. .

Die Stadt Essen hat zum ersten Mal ihren Bildungsbericht vorgestellt. Die Ergebnisse belegen das Nord-Süd-Gefälle: So wechselten in Bredeney 84,9 Prozent der Kinder aufs Gymnasium, in Altendorf waren es 20,4 Prozent. Die Stadt will gegensteuern.

Zwar sinkt die Anzahl der Kinder in Essen zwar insgesamt — dennoch benötigen in sozial benachteiligten Stadtteilen immer mehr Kinder Unterstützung. Dies zeigt der erste Bildungsbericht der Stadt Essen, der im Rahmen des Bundesprojekts „Lernen vor Ort“ erstellt wurde.

Das Papier soll die Basis dafür darstellen, die Chancengleichheit von Heranwachsenden auf ihrem Bildungsweg zu erhöhen. „Bildung ist nicht nur die Grundlage für die Entwicklung jedes Einzelnen, sondern besitzt auch wirtschaftliche Facetten und ist damit von gesellschaftlicher Bedeutung“, stellt Oberbürgermeister Reinhard Paß fest, der den Bericht gestern zusammen mit dem Beigeordneten für Jugend, Bildung und Soziales Peter Renzel und Thomas Kempf von der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung vorstellte. Konkret bedeute dies: Wer eine schlechtere Bildung besitze, beziehe in der Regel mehr Transferleistung, bringe aber im Gegenzug weniger Steuer und Sozialbeiträge ein. „Es liegt also im ureigensten Interesse einer Kommune, da gegenzusteuern“, so Paß.

Fast 20 Prozent der Kinder mit Migrationshintergrund ohne Schulabschluss

Auf dem ersten Blick offenbart der Bericht wenig Neues. So belegt er die Binsenweisheit, dass es in Essen ein Nord-Süd-Gefälle gibt: In den südlichen Stadtteilen ist die Quote derer, die von der Grundschule aufs Gymnasium weitaus höher. Zum Beispiel 84,9 % der Bredeneyer Kinder kamen im vergangenen Schuljahr aufs Gymnasium, in Altendorf waren es nur 20,4 %. Aber auch die absolute Kinderzahl ist in nördlichen Stadtteilen weitaus höher als im Süden — wie auch der Anteil an Nichtdeutschen Kindern.

Zu diesen zählt die Studie nicht nur Kinder ohne deutschen Pass oder mit doppelter Staatsbürgerschaft, sondern auch andere „Hinweise auf nichtdeutsche Herkunft“, wie Geburtsort außerhalb Deutschlands , Status als Aussiedler und die Herkunft der Eltern. „Diese Unterscheidung ist weitaus detaillierter als die Studien anderer Städte“, stellt Kempf fest. Während 38, 1 % der deutschen Jugendlichen im vergangenen Schuljahr die Fachoberschulreife erlangten, betrug die Quote bei den Nichtdeutschen Gleichaltrigen nur 14,2 % — fast 20 % der Kinder mit Migrationshintergrund erlangten gar keinen Schulabschluss — bei Deutschen nur 6,4 %.

Qualität des Offenen Ganztags optimieren

„Die Unterschiede, die in sozialen Strukturen begründet sind, belegen, dass eine frühzeitige Elternbegleitung vonnöten ist“, so Peter Renzel. Vielen Eltern sei nicht bewusst, dass die Bildungskarriere mit Ende des dritten Schuljahrs zementiert werde. „Es gibt kaum Wechsler in eine höhere Schulform.“ Auch müsse die Qualität des Offenen Ganztags optimiert werden, um Kinder besser zu fördern.

Künftige Bildungsberichte sollen auch außerschulische Faktoren wie Kultureinrichtungen und Jugendhäuser einschließen. Auch soll die Erwachsenenbildung eingeschlossen werden. Das Geld für Maßnahmen, die sich aus dem Bericht ergeben, will der OB durch Umschichtungen locker machen: „Es gilt, Prioritäten zu setzen.“