Essen. Eine Bettelbrief-Aktion hat die Ehrenamtlichen der Essener Tafel aus den tief roten Zahlen gerade noch gerettet. Vorsitzender Jörg Sator hofft nun auf mehr Spenden im neuen Jahr. 16.000 Bedürftige erreicht die Tafel pro Woche in Essen.

Sie versorgen Familien und steuern regelmäßig Kindergärten oder Schulen an, um Lebensmittel zu verteilen: 120 Ehrenamtliche packen bei der Essener Tafel an und erreichen so wöchentlich bis zu 16.000 bedürftige Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Doch nun steckt die Tafel selbst in einer Notsituation: Seit zwei Jahren erreichen die Spenden nicht das notwendige Jahresbudget von 120.000 Euro. Das Konto weist ein deutliches Minus auf, sagt Tafel-Vorstand Jörg Sator.

Dass dieses geringer ausgefallen ist als zunächst befürchtet, das haben die Helfer wohl auch ihrer Bettelaktion zu verdanken. Sie haben Briefe mit der Bitte um Spenden an Firmen und Banken verschickt. So habe die Tafel im Vorjahr ihre roten Zahlen bekämpft und zumindest abgepuffert, sagt Sator: „Dramatik und Schärfe unserer Lage sind gewichen, aber ein gewisser Druck bleibt“. Gründe für den Spendenrückgang könne er nicht nennen. Nur vermuten, dass es auch an der Konkurrenz liegen könnte.

Essener Tafel hat lange überlegt, wie sich sparen lässt

Natürlich haben sie bei der Tafel überlegt, wie sie Geld einsparen können. Die Sparpläne hätten einige der 92 sozialen und karitativen Einrichtungen getroffen, die sie bis zu sechs Mal wöchentlich beliefern. Die wären dann nicht mehr so häufig angesteuert worden: „Wir hätten einige Touren streichen müssen.“ An der Warmmiete (3000 Euro) für ihre Räume im Steeler Wasserturm sei nichts zu machen.

An dem Fuhrpark schon eher: Zur Debatte stand, einen der sechs Wagen zu verkaufen, um die laufenden Kosten zu decken. Jetzt ist der Sparzwang erstmal vom Tisch der Tafel. Es bleibt zurzeit bei jährlich bis zu 90 000 Kilometern, die die Wagen beim Ausliefern zurücklegen. Bei den rund 45 000 Mahlzeiten im Monat, die mit Hilfe der Tafel zubereitet werden. Etwa 1800 Familien holen sich weiterhin jede Woche Obst, Gemüse oder auch Brot ab. Das sind bis zu 6000 Menschen.

Keine festen Spenden

Für die Ehrenamtlichen der Tafel „bleibt es aber spannend, denn wir haben keine festen Spenden“, sagt Jörg Sator. Für 2012 gebe es noch keine Zusage. Was die Tafel selbst zusagt, sind rund 15 000 Euro jährlich, die sie an zwölf offene Einrichtungen vergibt, in denen Kinder und Jugendliche speisen. Das Projekt Zuzüglich in Borbeck gehört dazu. Dort holen sich Schüler Butterbrote vor dem Unterricht ab, damit sie in der Pause nicht ohne Frühstück bleiben.

An manchen Schulen gebe es bis zu 40 Kinder, die den einen Euro für das Mittagessen nicht haben. Ein Apfel um 17 Uhr in einem Jugendtreff ist für einige Mädchen und Jungen die erste Mahlzeit am Tag. All das sind Rückmeldungen, die Jörg Sator zum Beispiel von Sozialarbeitern erhält. „Das Problem ist kein neues“, sagt er. Aber nach wie vor ein großes: „Es war schon immer so, dass 80 Prozent unserer Kunden Kinder sind“.

Schüler helfen der Tafel

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