Duisburg. . Um Bedürftige zu unterstützen, hat die Regionalstelle „Fifty Fifty“ eine Suppenküche an der Koloniestraße eröffnet. Immer montags können die rund 400 Verkäufer der Obdachlosenzeitung dort zu Mittag essen. Deren Zahl ist deutlich angestiegen.

Edeka am Sternbuschweg ist sein Stammplatz. Kurt (Name von der Redaktion geändert) steht vor den Blumenkübeln und bietet die „Fifty Fifty“ an. 1,80 Euro kostet die Obdachlosenzeitung, 90 Cent darf er davon behalten. Fiftyfifty eben. Maximal neun Euro verdient er pro Tag. „Groß einkaufen kann man davon nicht.“ Immerhin: Einmal in der Woche kann er sich das Mittagessen nun sparen. Um die rund 400 Zeitungsverkäufer noch weiter zu unterstützen, gibt’s bei der Duisburger „Fifty Fifty“-Regionalstelle montags einen Mittagstisch.

Nicht nur Menschen ohne Bleibe

„In den vergangenen zwei Jahren ist die Zahl derer, die die Obdachlosenzeitung verkaufen, stetig gewachsen“, erklärt Leiterin Sabena Kowoll. Dabei seien es nicht nur Menschen ohne Bleibe, die sich auf diese Weise ein Taschengeld hinzuverdienen. Auch klassische Hartz-IV-Empfänger holen sich einmal am Tag die Blätter ab, um sie weiter zu verkaufen. Maximal zehn Exemplare bekommen sie, gegen Vorlage ihre Sozialhilfeausweises.

„Es hat noch keiner versucht zu betrügen, schließlich ist die Scham bei den meisten sehr hoch“, weiß Sabena Kowoll. Sie und ihre Kollegin helfen den Betroffenen denn auch, wenn es darum geht, Anträge auszufüllen und Ämtergänge zu erledigen. Oder organisieren Möbel, falls etwas zu Bruch gegangen ist.

Meist geht Kurt bei der Tafel einkaufen und manchmal auch essen. „Grundsätzlich bedienen wir die gleiche Zielgruppe, aber wir sind keine Konkurrenz“, betont Sabena Kowoll. „Das Essen hab ich bei Fifty Fifty noch nicht probiert, deshalb weiß ich noch nicht, wie es schmeckt“, sagt Kurt. Er nutzt das schöne Wetter lieber, um zu verkaufen.

Standplatz vor dem Supermarkt

Wenn er ruhig ist und nicht aufdringlich wird, darf er jeden Tag vor dem Supermarkt stehen, das hat ihm der Inhaber erlaubt. „Mal läuft et, mal läuft et nicht, ich weiß auch nicht, woran das liegt“, erzählt der 46-Jährige. Er ist froh, dass er die Zeitung verkaufen kann. „Das ist besser als betteln.“ Aber aussuchen kann er es sich nicht, sagt er. Erst hat er seine Wohnung verloren, anschließend wurde sein Konto gepfändet. Einen Job hat er längst nicht mehr, Schulden hat er außerdem. „Wie viele, weiß ich gar nicht genau. Aber zu viel, um sie jemals in diesem Leben noch mal zurück zu zahlen.“ Zu Beginn des Jahres hat er sich was gegönnt und in neue Schuhe investiert. „Und der Friseur will auch Geld haben, wenn man sich die Haare schneiden lassen will.“

Manchmal liest er die Obdachlosenzeitung auch. Wenn etwas über Hartz-IV und neue Gesetzen drin steht, interessiert ihn das. Nur Geschichten über Betroffene mag er nicht. „Ich weiß selbst, wie es ist, wenn’s einem schlecht geht.“